Читать книгу Die Passion Jesu im Kirchenlied - Christina Falkenroth - Страница 67

2.3.2 Der Liedtext 2.3.2.1 Zu Struktur und liturgischer Herkunft

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Das Lied ist eine Nacherzählung der Passion Jesu, angefangen von der Verhaftung über seine Todesstunde bis hin zur Grablegung. Ihm liegt der Hymnus „patris sapientia“ zugrunde, an dem sich Weisse weitgehend orientiert. Schon in diesem ist die Darstellung des Geschehens in Strophen gegliedert anhand der Tagzeiten, den horae canonicae aus der monastischen Tradition. Den einzelnen Horen ist je ein Ereignis aus dem Passionsbericht zugeordnet. Diese Zuordnung ist von den zeitlichen Bestimmungen bei den Synoptikern inspiriert (Mk 15,25.33.34 par.)1. In der Hippolyt von Rom zugeschriebenen Traditio apostolica aus dem 3. Jh. wird das Stundengebet zu bestimmten Zeiten empfohlen; in den Apostolischen Konstitutionen des 4. Jh. werden sie den Ereignissen der Passion Jesu zugeordnet. Dementsprechend nehmen die einzelnen Liedstrophen den Inhalt je eines Stundengebetes auf.

Str.1: Gefangennahme um Mitternacht – Vigil / Matutin

Str.2: Verhandlung zur 1. Std (= 6 Uhr) – Prim / Laudes

Str.3: Verspottung zur 3. Std. (9 Uhr) – Terz

Str.4: Kreuzigung zur 6. Std (Mittag) – Sext

Str.5: Todesstunde zur 9. Std. (3 Uhr nachmittag) – Non

Str.6: Kreuzesabnahme zur 12. Std (6 Uhr nachmittag) – Vesper

Str.7: Grablegung am Abend (9 Uhr abends) – Komplet

In der lateinischen Vorlage weisen die Stundenangaben deutlich auf die Horen hin („hora matutina“, „hora vespertina“, „hora complectionis“). Weisse bleibt in der zeitlichen Zuordnung, läßt aber nur noch im Begriff der „Vesperzeit“ die verbale Nähe zur monastischen Tradition bestehen und löst sie in den anderen Strophen durch nüchterne Zeitangaben wie im Bericht des Mk (z.B. „um drei“) ab. Dies kann auf eine größere Nähe des Verfassers zum biblischen Bericht als zur kirchlichen Tradition hinweisen, was angesichts der Zugehörigkeit Weisses zu den Böhmischen Brüdern wahrscheinlich ist.

Dem Lied ist ein deutender Rahmen gegeben, der den Passionsbericht (Strophe 1β – 7) umschließt. Zum Rahmen gehört in der ersten Strophe der dem Lied vorangestellte Christustitel, der Christus in seiner Bedeutung für die Singenden benennt: „Christus, der uns selig macht“. Beschlossen wird das Lied durch eine Strophe, in der er angesprochen und angebetet wird; im Bitten wird die Verbindung zwischen dem Erzählten und den Singenden geschlossen.

Die Passion Jesu im Kirchenlied

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