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Zueignung im Singen

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Die Idee des Liedes kann man, wie oben geschehen, so beschreiben, daß im Abschreiten der Passion ein Zugang zu ihr und darin in eine geheilte Gottesbeziehung geschaffen wird, auf der emotionalen Ebene wie auf der Ebene der Erkenntnis.

Dieser Weg kann umso intensiver erfahren werden, als es sich um ein Lied handelt. Der Weg wird also singend abgeschritten. Im Singen wird die allein schon in der Dichtung in die Zeit hinein ausgedehnte Betrachtung wiederum in einen zeitlichen Ablauf eingebettet, der ein gemessenes Abschreiten erfordert und geschehen läßt. Indem der Mensch Strophe für Strophe singt, bildet sich vor seinem inneren Auge das Passionsgeschehen ab. Indem er selber die Ereignisse formuliert, erfährt er sie intensiver als wenn er sie nur mit den Augen läse, ohne sie hörbar erklingen zu lassen. Indem er sie zum Klingen bringt, wird dem Singenden zu jedem Zeitpunkt nur je ein Anblick zu Bewußtsein gebracht, anders als es bei einem flüchtigen Lesen passieren könnte, das Bilder auch zeitgleich nebeneinander erstehen lassen kann.

So wird im Singen das Abschreiten des Leidensweges Christi noch weiter intensiviert und es geschieht in gemessener Ruhe.

In diesem intensiven Nacherleben der Passion liegt in diesem Lied der Schlüssel zu ihrer Bedeutung für den Menschen: Indem er mit Christus den Weg geht, kommt er ihm nahe und kann an seinem Leiden Anteil nehmen und so auch sich das „für uns“ zusprechen lassen.

Es ist so ein Verstehen von innen heraus möglich.

Das Mitgehen des Singenden führt ihn in die Dankbarkeit. Er kann für das Geschehen danken, das um seinetwillen geschah, und darüber hinaus auch für die gewährte Gottesgemeinschaft, die sich hier ausdrückt in der Gewißheit, daß der Mensch, indem er die Bitte darum an Christus richtet, durch sein von Christus gewährtes „Untertan“-Sein in die Gehorsams- und Willensgemeinschaft von Gott Vater und Gott Sohn eingebunden ist. Die Willenseinheit des Sohnes mit dem Vater ist Ausdruck von deren Gemeinschaft; die Gemeinschaft mit Christus ist auch dem Singenden geschenkt.

So mündet das Singen von der Passion Christi in eine Haltung der Hoffnung, die auf der Möglichkeit eines Lebens in Gemeinschaft mit Christus ruht.

Die Passion Jesu im Kirchenlied

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