Читать книгу "Ich fühl mich nicht als Mörder!" - Christina Ullrich - Страница 11
4. Aufbau der Arbeit
ОглавлениеDie Recherche zu dieser Arbeit erfolgte personenbezogen, weshalb sich zunächst die Frage stellte, welchen Stellenwert die Biografien der 19 Personen in der Gesamtstruktur der Arbeit einnehmen und wie sie thematisch aufgebrochen werden sollten. Um den Schwerpunkt der Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren sowie aus Gründen der Übersichtlichkeit und Lesbarkeit entschied ich mich dafür, eine Überblicksdarstellung über die Gruppe der ausgesuchten Täter an den Anfang der Arbeit zu stellen. Kurzbiografien der exemplarisch ausgesuchten Personen werden jedoch in einem prosopographischen Anhang verfügbar gemacht. Auf diese Weise soll ein grundlegender Überblick über das Personal gegeben werden, auf dem die Studie aufbaut, und gleichzeitig die Möglichkeit geschaffen werden, den biografischen Gesamtkontext der Personen jederzeit nachschlagen zu können. Die weiteren biografischen Hintergründe werden, je nach Quellenlage und Relevanz, im Kontext der thematisch strukturierten Phasen und, wo dies sinnvoll erschien, auch in eigenen Kapiteln als Fallbeispiele behandelt.
Die Arbeit folgt der Chronologie der Ereignisse in zwei Großabschnitten, deren ersterer den Weg von Kriegsende bis in die bundesdeutsche Gesellschaft umfasst und der zweite die NS-Prozesse beginnend mit dem Ulmer Einsatzgruppenprozess bis zum zeitlich letzten Urteilsspruch gegen Wilhelm E. 1976. Bewusst wird auf der nächsten Ebene mit Prozessbegriffen gearbeitet und auf eine exakte zeitliche Abgrenzung verzichtet, um den Realitäten der verschiedenen Lebensläufe – letztlich einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen – gerecht zu werden. Die Übergänge von einer Etappe zur nächsten verliefen fließend und dies zu unterschiedlichen Zeiten. Während Fritz Zi. 1949 sein Spruchkammerverfahren durchlief, erhielt Schmidt-Hammer bereits wieder eine Anstellung als Augenoptiker; während Heuser 1957 kommissarisch die Geschäfte des Leiters des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz übernahm, wurde Werner Schmidt-Hammer im Zusammenhang mit der Untersuchung gegen Fischer-Schweder festgenommen. Eine zeitlich fixierte Unterteilung hätte dieses Charakteristikum nicht widerspiegeln können.
Der Weg der Täter in die bundesrepublikanische Gesellschaft beginnt bei Kriegsende, das sie zu unterschiedlichen Zeiten erlebten, und wird von hier ab nachvollzogen. Den Anfang macht das Kapitel Transition, das die Phase der unmittelbaren Nachkriegszeit erfasst, in der die ausgesuchten Personen entweder in Gefangenschaft kamen oder interniert wurden oder aber versuchten, sich dem durch Flucht und Untertauchen zu entziehen. Darauf folgt, wie ich es genannt habe, die Integrationsphase I, die sich auf die Entnazifizierung bezieht und darauf die Integrationsphase II, die sich auf die Phase des beruflichen Wiedereinstiegs und der damit verbundenen sozialen Reetablierung konzentriert. Strukturell, aber nicht inhaltlich davon abgegrenzt, wird die Phase der einsetzenden NS-Strafprozesse vor bundesdeutschen Gerichten behandelt. Inhaltlich sind die einzelnen Phasen ähnlich strukturiert, indem immer die Täter auf der einen Seite und die relevanten handelnden Akteure aus Gesellschaft und ihren Institutionen auf der anderen Seite betrachtet und zueinander in Bezug gesetzt werden. Gesellschaftliche und politische Hintergründe und Entwicklungen werden jeweils in einem Eingangskapitel skizziert, und jede Phase schließt mit einer kurzen Zusammenfassung.