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Grundwissen über Humanbiologie

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Bevor wir darauf eingehen, wie Insulinresistenz entsteht, wollen wir uns zunächst einmal damit beschäftigen, wie ein normaler, gesunder Zuckerstoffwechsel abläuft – nur für den Fall, dass Sie während des Biologieunterrichts geschlafen haben.

Wenn Sie kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel essen, zerlegt Ihr Körper langkettige Kohlenhydrate in kleinere Stücke und schließlich in Ketten, die nur noch 1, 2 oder 3 Monosaccharide umfassen. Das tut er mithilfe eines Enzyms namens Amylase, das im Mund und Dünndarm ausgeschüttet wird. Die Namen dieser Monosaccharidmoleküle enden alle auf -ose; dazu gehören unter anderem Glukose, Ribose, Galaktose und Fruktose. In den herkömmlichen Lehrbüchern werden Monosaccharide allgemein als Zucker bezeichnet (der deutsche Name dafür lautet Einfachzucker), aber wir haben uns entschieden, das Wort Zucker in diesem Zusammenhang nicht zu verwenden, weil dieser Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch ein raffiniertes Süßungsmittel bezeichnet, das es im Lebensmittelhandel zu kaufen gibt. Deshalb werden wir natürliche Zucker in diesem Buch als Monosaccharide und künstliche Zucker als raffinierte Zucker bezeichnen, weil sie sich in ihrer Wirkung auf den Stoffwechsel drastisch voneinander unterscheiden und es nur zu unnötiger Verwirrung führt, alle beide als Zucker zu bezeichnen. Falls Ihnen das bis jetzt noch nicht so richtig klar geworden ist – keine Sorge: Wir werden dieses Thema in Kapitel 6 wieder aufgreifen und näher ausführen.

Wenn nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit Glukose in Ihr Blut aufgenommen wird, gelangt diese zunächst über eine „Autobahn“ namens Pfortader zur Leber. Ihre Leber erhält also den ersten Zugriff auf diese Glukose und kann sie gleich aufnehmen, damit sie sofort zur Energiegewinnung verbrannt wird. Sie kann sie aber auch als Glykogen (die Speicherform der Glukose) für eine spätere Verwendung speichern oder sie im Blut belassen, damit sie von anderen Geweben verwertet werden kann. Die Bauchspeicheldrüse enthält Betazellen, eine hochspezialisierte Gruppe von Zellen, die sich in Clustern (den sogenannten Langerhans-Inseln) befinden. Diese Betazellen sind die einzigen Zellen in Ihrem Körper, die Insulin bilden und ausschütten können. In der ersten Phase (akute Insulinantwort) schütten die Betazellen kleine Mengen Insulin aus, damit Ihre Leber Glukose aus der Pfortader aufnehmen kann. Sobald größere Mengen Glukose in den allgemeinen Kreislauf gelangen, schütten die Betazellen Insulin der zweiten Phase aus. Insulin ist ein extrem leistungsstarkes Hormon: Es fungiert als Schlüssel zum Öffnen von Millionen von Zelltüren, die sich überall in Ihrem Körper an den Zelloberflächen befinden – in Muskeln und Leber, aber auch in kleineren Geweben wie Gallenblase und Prostata.

Entgegen der landläufigen Meinung ist Insulin nicht Ihr Feind. Viele Mediziner und Diabetiker machen dieses Hormon fälschlicherweise zum Sündenbock: Sie behaupten, Insulin mache dick und erhöhe den Cholesterinspiegel und das Diabetesrisiko. Ein genauerer Blick offenbart jedoch zwei sehr wichtige Aspekte der Insulinbiologie, die oft falsch interpretiert werden:

a. Insulin ist absolut lebensnotwendig. Wenn in Ihrem Körper überhaupt kein Insulin vorhanden wäre, würden Sie bald sterben – wahrscheinlich schon innerhalb von ein paar Wochen oder Monaten.

b. Insulin selbst erhöht Ihr Risiko für chronische Erkrankungen nicht. Nur ein Insulinüberschuss, der über das normale Niveau hinausgeht, verursacht schwere Stoffwechselstörungen und erhöht im Lauf der Zeit das Risiko für viele chronische Krankheiten.

Ihr Hund schüttet Insulin aus. Die Katze Ihres Nachbarn schüttet Insulin aus. Und Ihr nicht zuckerkranker Kollege schüttet ebenfalls Insulin aus. Insulin ist ein lebenswichtiges körpereigenes Hormon, das bei allen Säugetieren von den Betazellen ausgeschüttet wird. Ohne Insulin würde Ihr Hund sterben. Die Katze Ihres Nachbarn würde sterben. Und ja – auch Ihr Kollege würde sterben. Ohne Insulin fiele es den Zellen in Ihrer Leber, Ihren Muskeln und Ihrem Fettgewebe sehr schwer, zu erkennen, dass in Ihrem Blut Glukose zirkuliert, und sie könnten nur einen winzig kleinen Bruchteil der Glukose aus Ihrem Blutkreislauf aufnehmen, sodass Sie ständig einen zu hohen Blutzuckerspiegel hätten.

Betrachten Sie Insulin doch einfach als eine Art Begleiter der Glukose, der allen Zellen in Ihrem Körper sagt: „Es ist wieder Glukose im Blut – möchtet ihr euch etwas davon nehmen?“

Wenn Insulin an die Türen Ihrer Zellen klopft, erhalten diese die Möglichkeit, Glukose aus dem Blut aufzunehmen – aber nur dann, wenn sie dieses Insulin auch erkennen. Wenn die Zellen in Leber, Muskeln, Bauchspeicheldrüse und Fettgewebe das Insulinsignal nicht erkennen, haben Sie ein Problem, weil Ihre Zellen dann nicht viel Glukose aus dem Blut aufnehmen können. (Muskeln und Leber sind die größten insulinabhängigen Gewebe Ihres Körpers und für einen Großteil der Glukoseaufnahme verantwortlich. Ihr Gehirn nimmt ebenfalls eine Menge Glukose auf, benötigt dazu aber längst nicht so viel Insulin wie Muskeln und Leber.) Da die Aufgabe des Insulins darin besteht, Glukose in die Gewebe „hereinzulassen“, weisen die Zellen das Insulin ab, wenn sie es nicht richtig erkennen. Dann bleibt die Glukose über längere Zeit im Blut und verursacht einen zu hohen Blutzuckerspiegel. Zum Ausgleich schüttet Ihre Bauchspeicheldrüse jetzt noch mehr Insulin aus in der Hoffnung, die Glukose doch noch in Ihre Zellen hineinzubekommen.


Insulinrezeptoren sitzen an den Zelloberflächen von Geweben Ihres ganzen Körpers. Wenn die Zellen das Insulin in Ihrem Blut richtig erkennen, können sie viel Glukose aufnehmen.

Nie wieder Diabetes

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