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Die biblische Diagnose

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Die Bibel ist von Anfang bis Ende bestechend deutlich. Der Prophet Jeremia sagt zum Beispiel: Das Herz ist arglistig ohnegleichen und unverbesserlich. Wer kann es ergründen? (Jer. 17,9). Jesus redet zu den Menschen, die zu seiner Zeit für ihre Religiosität bewundert wurden, in einer Sprache, die für uns barsch klingt. Äußerlich seid ihr Pharisäer ohne Fehler, ihr glänzt wie die Becher, aus denen ihr trinkt. Aber innerlich seid ihr schmutzig und verkommen. Ihr Scheinheiligen! Ihr wisst doch ganz genau, dass Gott beides geschaffen hat – Äußeres und Inneres (Lk. 11,39). Dann macht er ihnen klar, wie wichtig ihnen die öffentliche Anerkennung sei (Lk. 11,43), und wie sie damit zu Gräbern würden, die von außen besehen ordentlich und gepflegt, doch im Innern voller Verwesung seien (11,44; s. a. Mt. 23,27.28). Sie konnten nicht an Jesus glauben, weil sie vor ihresgleichen etwas gelten wollten (Joh. 5,44).

Natürlich hatten diese religiösen Führungsfiguren mehr Verantwortung und auch größere Möglichkeiten als gewöhnliche Menschen. Doch sie waren deswegen nicht sündiger. Was Jesus in ihnen kritisiert, worauf er hinweist, ist der Zustand des Menschen, nicht der Zustand der Pharisäer. Der Pharisäer macht nur den wahren Zustand des Menschen durch seine Religiosität offensichtlicher. Paulus folgt in seinem Brief an die Römer diesem menschlichen Zustand bis an die Wurzel:

Dasselbe sagt schon die Heilige Schrift: Es gibt keinen, auch nicht einen einzigen, der ohne Sünde ist. Es gibt keinen, der einsichtig ist und nach Gottes Willen fragt. Alle haben sich von ihm abgewandt und sind dadurch für Gott unbrauchbar geworden. Da ist wirklich keiner, der Gutes tut, kein einziger. Ihre Worte bringen Tod und Verderben. Durch und durch verlogen ist all ihr Reden, und was über ihre Lippen kommt, ist bösartig und todbringend wie Schlangengift. Ihr Mund ist voller Flüche und gemeiner Worte. Sie sind schnell bereit, Blut zu vergießen. Wo sie auftauchen,

da entstehen Verwüstung und Elend. Den Weg zum Frieden kennen sie nicht, denn sie haben keine Ehrfurcht vor Gott. (Röm. 3,10–18)

Der letzte Satz dieser Zusammenstellung von Versen aus dem Alten Testament trifft genau ins Schwarze: Denn sie haben keine Ehrfurcht vor Gott.

Genau das lesen wir auch im Buch der Sprüche. Alle Weisheit beginnt damit, dass man Ehrfurcht vor Gott hat (Spr. 9,10). Auch wenn die Ehrfurcht vor Gott natürlich nicht die ganze Weisheit ist, so ist sie doch der unverzichtbare Anfang und ich glaube auch der entscheidende Bestandteil. Man beginnt, klug zu werden, wenn man Gott als den anerkennt, der er ist, und sich davor fürchtet, nicht auf seiner Seite zu stehen. Intelligente Menschen erkennen, dass ihr Wohlergehen darauf basiert, im Einklang mit Gott und seinem Tun zu sein. Gott ist nicht bösartig, aber er ist gefährlich. Jemand, der sich nicht über Gott den Kopf zerbricht, ihn nicht „fürchtet“, ist einfach nicht besonders intelligent.

Den heiligen Gott kennen, das ist Einsicht, schließt der Vers (Spr. 9,10). „Kennen“, „Erkenntnis“ im biblischen Sinne ist nicht nur das „Kopfwissen“, wie wir es heute kennen. „Erkennen“ meint immer eine Erfahrung, ein Sich-einlassen auf das, was erkannt wird. Jesus beschreibt das Leben, das er den Menschen, die zu ihm gehören, geben wird, so: Sie werden dich, den einen wahren Gott, erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast (Joh. 17,3). Und er spricht hier von der Gnade dieses beständigen, engen Austauschs mit Gott, den Jesus in das Leben der Menschen bringt, die ihn suchen und finden. Darin wiederum liegt ein tieferes und umfassenderes Verständnis für Sprüche 3,5–8:

Verlass dich nicht auf deine eigene Urteilskraft, sondern vertraue voll und ganz dem Herrn! Denke bei jedem Schritt an ihn; er zeigt dir den richtigen Weg und krönt dein Handeln mit Erfolg. Halte dich nicht selbst für klug; gehorche Gott und meide das Böse! Das heilt und belebt deinen ganzen Körper, du fühlst dich wohl und gesund.

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