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Rechtschaffen gemeine Christen

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Der Präsident einer christlichen Ausbildungsstätte widmete kürzlich eine ganze Ausgabe seines regelmäßigen Rundbriefs der Frage: „Warum gehen Christen so häufig bösartig miteinander um?“

Als Leiter einer christlichen Organisation fühle ich die volle Wucht von eben dieser Bösartigkeit auch innerhalb der christlichen Gemeinschaft, nämlich böswillige Verdächtigung und Verurteilung, in der sich die uns umgebende Kultur spiegelt. Jeder christliche Verantwortungsträger, den ich kenne, spürt sie … Es ist schwer, in einer säkularen Welt Christ zu sein … Aber wissen Sie, es ist manchmal noch schwerer in christlichen Kreisen eine Leitungsposition inne zu haben. Auch dort kann man bereits für die kleinste Regung, die jemandem missfällt, verleumdet werden.

Und dann nennt er weitere Details.

In diesem Punkt gibt es unter christlichen Verantwortungsträgern die größte Gemeinsamkeit. Der Leiter einer christlichen Gruppierung sagte kürzlich zu mir: „Wenn ich diese Arbeit hinter mir habe, dann werde ich ein Buch schreiben mit dem Titel: ‚Warum sind Christen so gemein?‘“

Nun, es gibt natürlich eine Antwort auf diese Frage. Wir müssen uns darüber klar werden und uns damit wirksam auseinander setzen. Andernfalls wird die geistliche Erneuerung in örtlichen Gemeinden weiterhin im Würgegriff des Widersachers Gottes ersticken. Für gewöhnlich wird Christen in Theorie und Praxis beigebracht, dass es wichtiger ist, Recht zu haben (immer im Sinne der eigenen Tradition), als Christus ähnlich zu sein. Es gibt heute etwa 33.800 unterschiedliche christliche Gruppierungen und alle haben „Recht“.2 In der Tat darf man gemein sein, wenn man Recht hat. Man muss sogar gemein sein – rechtschaffen gemein, selbstverständlich. Man muss mit denen, die im Unrecht sind, deutlich werden, insbesondere wenn sie eine Führungsposition einnehmen. Sie verdienen es nicht anders. Dies ist Teil der „Verdammungstechnik“, wie ich es an anderer Stelle genannt habe.3

Ein grundsätzlicher Fehler der konservativen Kirche heute ist der, dass sie es sich zum Ziel macht, so viele Menschen wie möglich auf den Tod vorzubereiten und in den Himmel zu bekommen. Ihr Ziel ist es, Menschen in den Himmel zu bekommen, anstatt den Himmel in die Menschen. Dazu ist es natürlich notwendig, dass Menschen, die einmal im Himmel sein werden, wissen, was richtig und dazu notwendig ist. Doch in der Praxis zeigt sich: Wissen, was richtig ist, heißt wissen, was in dieser speziellen Kirchentradition richtig ist – und nicht etwa in Bezug darauf, Christus ähnlich zu werden.

Sieht man die Sache aus dieser Perspektive und setzt sie so in die Tat um, so bringt sie sich selbst zu Fall. Und zwar deshalb, weil dieses Vorgehen Menschen schafft, die möglicherweise bereit sind zu sterben, die aber nicht bereit sind zu leben. Sie kommen in der Regel nicht miteinander zurecht und noch weniger mit Außenstehenden. Ihre engsten Beziehungen sind ein Gewirr von Kälte und Groll. Sie haben einen Weg gefunden, Christen zu sein, ohne Christus ähnlich zu sein.

Und als Konsequenz davon schaffen sie es nicht, so viele Menschen wie möglich auf den Tod vorzubereiten, weil das Leben der Bekehrten kein Zeugnis für das wahre und ewige Leben ist (1. Tim. 6,19). Charles Finney meinte, einem Pastor gehe es oft wie einem Rechtsanwalt, der dem Gericht die Sachlage schildert, die er beweisen will (also das biblische Bild vom Leben, das von Gott kommt). Dann ruft er seine Zeugen auf (bekennende Christen), die in ihrer Aussage (ihrem Leben) allem widersprechen, was er gern beweisen wollte. Wenn wir uns das Ergebnis ausrechnen, müssen wir die Masse von Menschen berücksichtigen, die von Kirchen umgeben sind und nicht im Himmel sein werden, weil sie nie bewusst die Wirklichkeit Jesu in einem lebendigen Menschen gesehen haben.

Der Weg, möglichst viele Menschen in den Himmel zu bekommen, besteht darin, den Himmel in möglichst viele Menschen zu bekommen. Und das ist der Weg echter geistlicher Erneuerung und Umgestaltung oder auch der kompromisslosen Nachfolge Jesu.

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