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Der Mensch als spirituelles Wesen

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Die verborgene Welt des Selbst, der Person, so haben wir gesagt, ist unsere geistliche, spirituelle Natur. Begriffe wie „spirituell“ und „Spiritualität“ haben Einzug in unseren Sprachgebrauch gehalten und sind heute allgegenwärtig. Geben Sie den Begriff „spirituell“ in eine Suchmaschine im Internet ein und Sie werden sehen, was ich meine. Allerdings herrscht oft Unklarheit darüber, was diese Begriffe bedeuten. „Spirituell“ bedeutet nicht automatisch auch „gut“. Wir müssen mit diesen Begriffen sehr sorgsam umgehen. Trotzdem: Im Sinn von „spirituell“ als Gegensatz zu „nicht physisch“ ist die innere Welt des menschlichen Wesens tatsächlich spirituell – geistlich.

Wir können unsere geistliche Seite mit unseren Sinnen zwar nicht wahrnehmen und sie auch nie ganz ergründen. Dennoch ist sie nie ganz aus unserem Bewusstsein ausgeblendet. Am Rand, gelegentlich auch im Zentrum unserer Wahrnehmung ist sie stets präsent. Um sie geht es letztlich in Geistes- wie in Sozialwissenschaften, aber auch in der populären Literatur und in Zeitschriften – hier wird sie verherrlicht (oder degradiert). Denn in all diesen Bereichen geht es unablässig darum, was Menschen denken und fühlen, was sie warum tun sollten oder könnten und was für Menschen sie sind. Diese Dinge bilden den Hauptstoff der Klatschspalten wie der Nachrichten (die zunehmend den Klatschspalten gleichen). Und das zeigt, wie stark uns die geistliche Seite unseres Lebens bewusst ist. Uns ist sofort klar, dass sie das ist, worauf es wirklich ankommt. Wir schenken dieser Seite sowohl bei uns als auch bei anderen mehr Aufmerksamkeit als allem anderen. Unsere Spiritualität macht schlicht und einfach unser Leben aus.

Von den kulturellen und künstlerischen Revolten der Sechziger, über die Umweltschutz- und die unzähligen spirituellen Bewegungen der Neunziger, bis zum New Age der Popkultur und zum akademischen Postmodernismus zieht sich eine Linie wachsenden Protestes, der uns sagen will, dass die rein körperliche oder materielle Welt unser Leben nicht ausfüllen kann: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

Spiritualität wird heute oft als rein menschliche Angelegenheit betrachtet. Das „Geistliche“, das „Spirituelle“ versteht man als eine menschliche Eigenschaft, die etwas Tiefes oder Göttliches in unser Leben bringt, sobald man ihr Raum gibt. Zumindest aber rettet sie uns vor dem Chaos und der Gebrochenheit der menschlichen Existenz, vor Leben zerstörenden Süchten wie Alkohol, Arbeit, Drogen oder Gewalt. Wir werden überschwemmt von Büchern, Programmen und Seminaren, die auf dieser Annahme basieren. „Spiritualität ist“, so kann man hören: „der Prozess, in dem ich zu einem positiven und kreativen Menschen werde.“ Oder auch „unsere Beziehung zu allem, was uns im Leben am wichtigsten ist.“ Worte wie diese sind Ausdruck tiefer Strömungen des menschlichen Denkens und der menschlichen Kultur.1 Es ist nicht meine Absicht, etwas lächerlich zu machen, was hilfreich und gut ist, und ich bin dankbar für alles, was Menschen in ihrer Verzweiflung wirklich hilft. Die gleichbleibende Liebe Gottes gilt jedem Menschen und das sogar an Orten, die Gott selbst wohl nicht wählen würde. Doch es stellt sich die entscheidende Frage, ob eine Spiritualität, die den menschlichen Bedürfnissen angemessen ist und eine echte Veränderung des Herzens zum Ziel hat, das Produkt rein menschlicher Anstrengungen sein kann. Irrt man sich in dieser Frage, so wird das ernste Konsequenzen haben.

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Die Worte stammen natürlich von Jesus. Und sein Weg ist in der Tat der Weg des Herzens und des Geistes. Wenn wir ein volles und erfülltes Leben wollen, dann müssen wir auf dieser inneren Ebene mit ihm leben. Er gibt dieses Leben als Geschenk. Die geistliche Erneuerung, die Spiritualität, die von Jesus kommt, ist nichts anderes als der Einbruch des übernatürlichen göttlichen Lebens in die natürliche menschliche Realität. Anders als viele heute glauben, findet man dieses Leben in Fülle nicht dadurch, dass man sich irgendwie mit dem „Spirituellen“ beschäftigt. Dieses Leben ist kein alternativer Lebensstil, nichts, das man noch zusätzlich in einen schon vollen Terminkalender packen könnte.

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