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Eine Schlag gegen unseren Stolz
ОглавлениеIst es beleidigend zu behaupten, dass jemand tatsächlich verloren ist oder es sein könnte? Wir sind doch von lauter prächtigen, gutaussehenden Menschen umgeben, die ganz in Ordnung sind. Ist es eine Beleidigung, wenn man zum passenden Zeitpunkt einem Menschen sagt, dass er an einer Krankheit leidet, die möglicherweise tödlich ist, zum Beispiel Krebs oder Diabetes, wenn man genau weiß, dass es wahr ist? Möglicherweise hängt der Erfolg der Behandlung davon ab, dass der Betroffene davon weiß. Zweifellos könnte das in unserer hyperempfindlichen, egoistischen Zeit für manche Menschen beleidigend sein. Doch das zeigt nur, wie irregeleitet die Menschen heute sind. Wenn ich Gott bin, dann sollten andere mir so etwas nicht sagen.
Verlorenheit ist ein sehr realer Zustand. Entweder trifft er auf mich zu oder er trifft nicht auf mich zu, genauso wie man eine tödliche Krankheit hat oder nicht hat. Wenn man im Zustand des Verlorenseins lebt, kann man davon wissen oder auch nicht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man nicht davon weiß, da dieser Zustand eine gewisse Blindheit für den eigenen Zustand mit sich bringt. Trotzdem braucht man eine Behandlung, wenn man nicht für immer in diesem Zustand verbleiben möchte. Und es ist leichter, Hilfe zu finden, wenn man über den eigenen Zustand und die Gegenmaßnahmen Bescheid weiß. Sollte ich es dem anderen nicht sagen, nur weil er oder sie es möglicherweise als eine Beleidigung empfindet? Da sollte ich doch mehr Wertschätzung für mein Gegenüber aufbringen. Die Wirklichkeit des Bösen im menschlichen Herzen ist etwas, das man nicht ignorieren oder auf die leichte Schulter nehmen sollte.
Wir sollten jedoch noch einiges klarstellen. Verloren ist nicht der Mensch, dem ein paar mehr oder weniger wichtige theologische Erkenntnisse fehlen und der am Ende des Lebens die Theologieprüfung nicht besteht. Hölle ist kein Ausrutscher in die falsche Richtung. Man verfehlt den Himmel nicht um Haaresbreite, sondern durch das ständige Bemühen, Gott zu meiden und ihm zu entkommen. Die äußerste Finsternis, wie Jesus es beschreibt, ist für diejenigen, die, nachdem alles gesagt ist, sie am Ende wollen; für die, die sich in der gesamten Ausrichtung ihres Lebens langsam aber unwiderruflich gegen Gott gestellt haben und damit gegen die Wirklichkeit dieses Universums. Sie wird das Ziel des Weges für die sein, die bei der Einschätzung ihres Lebens und ihrer Stellung vor Gott in dieser Welt einem verheerenden Irrtum unterliegen. Wer verloren ist, muss dazu bereit sein, über seinen eigenen Ruin aufgeklärt zu werden und ihn zu erkennen. Erst dann kann er herausfinden, wie er einen anderen Weg einschlagen kann, den Weg des ewigen Lebens. Dieser Weg geht einher mit einer geistlichen Um- und Neugestaltung, die den Menschen Christus ähnlich macht.
Diese Umgestaltung der Person durch den Geist Gottes ist nichts, was man dem Geschenk des ewigen Lebens noch hinzufügen könnte oder auch nicht. Es ist vielmehr der Weg, den das Leben mit der Ausrichtung auf das Ewige ganz von selbst einschlagen sollte. Es ist auch kein Projekt, um das normale menschliche Leben, also ein Leben in der Gottesferne, zu vertiefen oder zu verbessern. Es ist vielmehr der Prozess, in dem ein anderes Leben entwickelt wird: das göttliche Leben, das Gott selbst in uns erhält.
Jeder, der am Leben Christi und an seinem Tun teilhat, ist durch das Geschenk der neuen Geburt ein neuer Mensch (2. Kor. 5,17). Das Alte hat keine Bedeutung mehr. Hier, in diesen neuen Menschen, findet sich dieses radikale Gute, das allein das Herz von Grund auf erneuern kann.