Читать книгу Winterloh. Bragolins düstere Legende - Danise Juno - Страница 5
ОглавлениеKapitel 1
Remagen, 2008
Rheinromantik. Anders hätte ich es nicht bezeichnen können. Zum wiederholten Male wischte ich einen kleinen Teil des beschlagenen Zugfensters frei und blickte hinaus in die herabsinkende Dämmerung. Wilde Felsformationen huschten vorbei, sprangen hervor, um sich gleich darauf zu einem Tal zu öffnen. Ich sah herrschaftliche Villen im Schatten des Berges, deren Fensterfronten auf den Rhein gerichtet waren. Ich hatte von diesem unsteten Fluss gelesen. Begleitet von dem betörenden Gesang der Loreley, windet er sich durch das ursprüngliche Rheintal, flankiert von alten Burgen und Schlössern. Ein Zufluchtsort für Gestrandete.
Für mich, dachte ich. Hier wird er mich niemals finden. Der bloße Gedanke an Dennis ließ mich frösteln. Ich schmiegte mich enger in meinen Mantel, hielt die Arme vor der Brust verschränkt und ließ meinen Blick verstohlen durch das Abteil schweifen. Es saßen nur eine Handvoll Menschen in der zweiten Klasse. Eine ältere Dame mit einem Kind, das pausenlos plapperte, eine Frau mit zerzauster Frisur und zwei Jugendliche, die auf ihren Handys daddelten. Niemand beachtete mich und das war gut so. Je weniger ich auffiel, desto besser.
»Nächster Halt: Remagen. Der hintere Zugteil endet hier. Bitte steigen Sie in den vorderen Zugteil. Ausstieg in Fahrtrichtung rechts«, schnarrte eine Stimme aus dem Lautsprecher. Der Zug verlangsamte die Fahrt.
Ich stand auf, zog die alte Reisetasche aus dem Gepäckfach und stülpte die Wollmütze über meine widerspenstigen Locken, während wir in den Bahnhof einfuhren.
Der Zug hielt mit einem sanften Ruck. Die Türen öffneten sich leise zischend und ich stieg aus.
Remagen. Hier war ich nun, stand auf einem zugigen Bahnsteig und fühlte mich verloren unter den Menschen, die zielstrebig Richtung Ausgang strömten. Ich folgte ihnen eine Treppe hinab, eine Unterführung hindurch, auf die andere Seite der Gleise. Schließlich gelangte ich zur Vorderseite des Bahnhofgebäudes, das wirkte, als stamme es aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Vorplatz mündete in eine Pflasterstraße, die im gelblichen Schein der Laternen glitzerte. Große Schneeflocken segelten sanft zu Boden und verliehen der Szene etwas Malerisches.
Das cremefarbene Taxi wirkte seltsam deplatziert. Ich hielt darauf zu und erkannte zu meiner Erleichterung eine Frau hinter dem Steuer. Sie beobachtete meine Schritte und ihr Blick glitt zu meiner Reisetasche, die ich geschultert trug. Erst als es offensichtlich war, dass ich sie brauchte, stieg sie aus und grüßte mich höflich. Sie nahm mein spärliches Gepäck ohne Kommentar über den maroden Zustand in Empfang und verstaute es im Kofferraum.
Während sie die Fahrertür öffnete, fragte sie: »Wo darf ich Sie hinbringen?«
Meine klammen Finger tasteten nach dem zerknitterten Notizzettel in der Manteltasche. Ich fischte ihn heraus und begann abzulesen: »Haus Ockenfels …«
Ihre Brauen schnellten in die Höhe. »Sie wollen zur Wintervilla?«
Ich zog die Stirn kraus. »… Bundesstraße 9, Remagen«, beendete ich die Adresse.
Das Lächeln auf ihren Lippen erstarrte zu Eis. Eine feine senkrechte Linie furchte ihre Stirn. Die Frau sah mich an, als wäre sie einem Gespenst begegnet. Ihr Zögern war nicht zu übersehen. Dann schaute sie nach oben, als suche sie den Himmel nach einer göttlichen Inspiration ab und sagte schließlich: »Der Schneefall wird heftiger … Wissen Sie, vielleicht wäre es besser, wenn Sie auf den Manfred warten. Der fährt Sie bestimmt da rauf.« Sie nickte, wie um sich selbst zuzustimmen. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich zum Heck des Wagens und lud meine Tasche wieder aus.
Vollkommen verdattert stand ich da. Ich war sprachlos.
Sie sah mir nicht in die Augen, und ich hatte den Eindruck, als hörte ich Ausflüchte, als sie erklärte, sie wäre noch unsicher mit dem Wagen.
Helle Scheinwerfer kamen auf uns zu und augenblicklich legte sich Erleichterung auf ihre Züge. »Da ist er schon.« Ihre plötzliche Fröhlichkeit wirkte aufgesetzt.
Das Taxi hielt hinter uns und sie trug meine Tasche zu besagtem Manfred. Dieser sah ihr entgegen und man konnte ihm deutlich ansehen, dass er nicht verstand, was hier vorging. Er ließ das Fenster herunter.
»Kannst du übernehmen? Ich hatte noch keine Pause«, sagte sie zu meiner Überraschung.
Er zuckte nur mit den Schultern, stieg aus und übernahm das Gepäck.
»Viel Glück«, murmelte die Frau, während sie sich abwandte. Für einen winzigen Augenblick hielt sie inne, dann schüttelte sie fast unmerklich den Kopf und ging an mir vorbei.
Als wir beide im Taxi saßen, sah Manfred in den Rückspiegel und fragte: »Wohin?«
Mit zitternder Stimme wiederholte ich die Adresse. Der Ledersitz knirschte leise, als er sich zu mir umdrehte und mich aufmerksam musterte. Er runzelte die Stirn. »Was haben Sie denn mit der alten Helene zu schaffen?«
»Ich werde dort arbeiten«, murmelte ich unsicher und begann mich zu fragen, ob das wirklich eine gute Idee gewesen war. Alles hatte sich zusammengefügt wie ein Mosaik. Die Anzeige in der Zeitung, das Telefonat, eine Anstellung mit Unterkunft und Verpflegung. Perfekt für meine Flucht in ein neues Leben. Warum reagierten die Menschen derart seltsam, beinahe ablehnend?
Er winkte ab. »Geht mich im Grunde nichts an«, brummte er, wandte sich wieder dem Steuer zu und startete den Motor.
Damit schien das Gespräch für ihn beendet. Ich ließ die Reaktionen der ersten beiden Menschen, denen ich hier begegnet war, Revue passieren. Der erstarrte Gesichtsausdruck der Fahrerin, die Weigerung, mich hinauf zu fahren. Wo rauf? Auf einen Berg? Wintervilla. War das die Bezeichnung einer der Rheinvillen? Vielleicht hatte sie ja tatsächlich nur Angst, mit dem Taxi durch den Schnee auf einen Berg hinaufzufahren. Ich konnte ihr diese Furcht nachfühlen. Ich würde so etwas auch nicht tun wollen. Im selben Augenblick fragte ich mich, ob Manfred wohl ein guter Fahrer war, doch er lenkte den Wagen derart souverän durch die Kurven, dass ich mir dessen schnell sicher war. »Es schneit ganz ordentlich«, sagte ich im Versuch, das Gespräch neu zu entfachen.
Sein zustimmendes Brummen wurde von dem schleifenden Geräusch des Scheibenwischers unterstrichen.
»Mir wurde gesagt, dass Frau Ockenfels eine nette, alte Dame sein soll«, sagte ich in der Hoffnung, dass seine Antwort meine Zweifel zerstreuen würde.
»Nett?«, platzte es aus ihm heraus, und er lachte bellend. »Wer hat das denn gesagt?«
»Frau Wilms, ihre Enkeltochter«, sagte ich kleinlaut und versank förmlich im Rücksitz.
»Interessant, denn ich habe noch nie jemanden gekannt, der die Alte als nett bezeichnet hätte. Ilona muss verzweifelt sein.«
Er kennt Frau Wilms. Er weiß, was für Leute das sind. Oh bitte, lass mich nicht hängen, dachte ich und schickte ein Stoßgebet an welchen Gott auch immer, solange er nur bereit war, mich zu hören. Ob ich Manfred darum bitten sollte, umzukehren und mich zurück zum Bahnhof zu bringen? Aber was sollte ich dann tun? Wo sollte ich hin? Zurück in mein altes Leben? Zu ihm? Konnte es überhaupt Schlimmeres geben als meine Vergangenheit an dem Ort, den ich zurückgelassen hatte? Diese Vorstellung war für mich grauenvoller als die Ungewissheit. Vielleicht war die alte Dame nur schwierig oder missverstanden, oder … Ich beschloss, mich an die vage Möglichkeit zu klammern, dass Remagens Taxifahrer einfach allesamt etwas schrullig sein könnten. Wirf deinen Ballast ab und stell dich deiner Aufgabe, du elender Feigling, schalt ich mich selbst.
Erst jetzt bemerkte ich, dass wir Remagen hinter uns gelassen hatten. Zu meiner Rechten sah ich die Wellen des Rheins im Mondlicht glitzern. Ich warf einen Blick auf die Armbanduhr. Sie zeigte kurz vor fünf. Gerade als ich fragen wollte, wie weit es sei, setzte Manfred den Blinker, bog linker Hand in ein Seitental ein und hielt unmittelbar vor einem gitterbewehrten Zufahrtstor. Ich zog meine Geldbörse aus der Manteltasche und wollte fragen, was ich ihm schuldete, da stieg er aus und schlenderte um den Wagen herum zu einer nur schwach beleuchteten Klingelanlage. Kaum hatte er den Knopf betätigt, hörte ich eine schnarrende Stimme aus der Sprechanlage, deren Worte ich jedoch aufgrund des laufenden Motors nicht verstand.
»Ich habe hier eine junge Frau im Wagen. Die will zu euch«, sagte der Taxifahrer, ohne sich vorzustellen.
Die Stimme antwortete, dann nickte er, kam zurück und ließ sich in den Sitz fallen. Er schlug die Wagentür zu und sagte an mich gerichtet: »Sie werden schon erwartet.«
Das Eisentor fuhr ratternd auf und gab den Weg zur Zufahrtsstraße frei. Sie glich eher einem verschneiten Waldweg. Manfred steuerte den Wagen die gewundene Strecke hinauf, die von vereinzelten Laternen gesäumt war. Ihr blassgelber Schein malte sanfte Ringe in den Schnee.
Vier Windungen später mündete der Weg in einen kleinen Platz am Fuß der Villa, die hoch über dem Rhein auf dem zerklüfteten Felsen thronte. Staunend betrachtete ich das alte Gemäuer, das von gelblichen Scheinwerfern in Szene gesetzt wurde. Das Gebäude glich eher einem Schloss, denn es besaß einen turmartigen Anbau, der von quadratischen Zinnen gekrönt wurde. Die linke Flanke des Baus lag verborgen unter verschneiten Kletterpflanzen, die ich als Efeu zu erkennen glaubte. Zu beiden Seiten des wuchtigen Eichenportals hingen zwei schmiedeeiserne Laternen, die aussahen, als stammten sie aus einem längst vergangenen Jahrhundert. Wäre ich in einer Kutsche vorgefahren, ich hätte augenblicklich vergessen, in welcher Zeit ich lebte.
»Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, …«, brummte der Fahrer und wandte sich zu mir um, »… dann sehen Sie zu, dass Sie hier so schnell wie möglich wieder verschwinden.«
Ohne meine Antwort abzuwarten, stieg er aus und ging an meinem Fenster vorbei zum Kofferraum.
Ich gab mir alle Mühe, seinem Kommentar nicht allzu viel Bedeutung beizumessen, doch das mulmige Gefühl in der Magengegend blieb.
Das Eichenportal wurde geöffnet, und eine Frau mittleren Alters trat heraus. Ihre Jeans trug sie modisch in schwarzen Stiefeln, die ihr bis über die Waden reichten. Darüber einen dunklen Wollpullover, der alles andere als billig wirkte. Ihr kurzer Haarschnitt lag voll im Trend, auch wenn das helle Blond von vereinzelten grauen Strähnen durchwirkt war. Sie neigte den Kopf und spähte in den Wagen. Als sie mich entdeckte, lächelte sie und schritt die wenigen Stufen der opulenten Vortreppe herunter.
Ich zögerte nicht länger und stieg aus.
»Ilona Wilms«, stellte sie sich vor. »Wir haben telefoniert.« Sie streckte die Hand aus und musterte mich interessiert, aber freundlich.
»Hannah Abel«, sagte ich und hoffte inständig, dass sie mein Misstrauen nicht bemerkte. Ihre Hand fühlte sich zwischen meinen Fingern warm an.
»Herzlich willkommen. Hatten Sie eine angenehme Reise?«
»Ja, danke«, antwortete ich höflich.
Ihr Blick wanderte zum Himmel. »Bitte kommen Sie herein, wir werden uns beide erkälten bei dem Wetter.« Sie wies den Fahrer an, das Gepäck ins Haus zu bringen und zahlte, bevor ich widersprechen konnte.
Ich folgte ihr in eine weitläufige, mit einem marmornen Schachbrettmuster ausgelegte Halle. Die überhohen Wände waren zur Hälfte mit dunklem Holz vertäfelt, darüber spannte sich weinroter Stoff bis zum schneeweißen Deckenstuck. Aus der Mitte einer ovalförmigen Stuckrosette entsprang eine fast armdicke, bronzene Kette. An ihr hing ein gewaltiger Kronleuchter, dessen warmes Licht sich in tausenden von Bleikristallen brach und sich sanft in die Halle ergoss.
Frau Wilms war meinem Blick gefolgt und sagte: »Unglaublich kitschig, oder?«
Da ich wusste, dass mir vor Staunen der Mund offenstand, sprach ich meinen Eindruck laut aus: »Prachtvoll trifft es für mich eher.«
Als wäre es eine Fangfrage gewesen, lächelte Frau Wilms zufrieden. »Er stammt noch aus der Zeit, als mein Großvater zur See fuhr. Soweit ich mich erinnere, brachte er ihn aus Italien mit, aber das kann Ihnen meine Großmutter sicher genauer erzählen.« Sie runzelte die Stirn und sagte dann mehr zu sich selbst: »Vorausgesetzt, Sie sagen ihr zu.«
Ich sah die Sorge in ihrem Gesicht, das sich umwölkt hatte. Allem Anschein nach war ich unter falschen Voraussetzungen hergelockt worden. Worauf hatte ich mich nur eingelassen?
Noch bevor ich auf ihre Worte reagieren konnte, sagte sie: »Frau Beck wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen. Sie können sich einrichten und um achtzehn Uhr treffen wir uns im Speisesaal. Wir werden gemeinsam zu Abend essen und uns dann in aller Ruhe unterhalten. Einverstanden?«
Kaum hatte ich meine Zustimmung ausgesprochen, öffnete sich eine Flügeltür zu meiner Rechten, und eine adrett gekleidete Frau betrat die Halle. Nach ihrem Gesicht zu urteilen schien sie etwa Ende vierzig und damit nur unwesentlich älter als Frau Wilms zu sein. Ihr brünettes Haar hatte sie mit einer Spange hochgesteckt. Sie trug eine grau gestreifte Bluse. Um ihre magere Hüfte war eine Küchenschürze gebunden.
Sie trat auf mich zu, Ilona Wilms stellte uns vor und verabschiedete sich anschließend mit einem kurzen Nicken.
Ich folgte Frau Beck die breiten, mit einem dunkelroten Läufer belegten Stufen einer Eichentreppe hinauf, die sich über zwei Podeste, einen Halbbogen beschreibend, in das erste Stockwerk emporwand. Sie mündete in einen fast quadratischen Flur, der gespickt war mit dunkel gebeizten Zimmertüren. Wir wandten uns nach links und als Frau Beck eine von ihnen öffnete, staunte ich nicht schlecht. Dahinter lag ein Flur, der gut fünf Meter überwand. Kurz bevor der Gang um eine Ecke führte, blieb sie abrupt stehen und um ein Haar hätte ich sie umgerannt.
Sie ließ sich den Beinahezusammenstoß nicht anmerken, öffnete eine Tür, betätigte einen Lichtschalter und trat zur Seite. »Dieses Zimmer wurde Ihnen zugedacht, Frau Abel.«
»Vielen Dank.«
Ich wollte warten, bis sie gehen würde, doch sie blieb, wo sie war. Offenbar erwartete sie, dass ich mein Zimmer betrat. Ich tat ihr den Gefallen, ging hinein und wandte mich dann zu ihr um.
»Ich werde Sie gegen sechs in der Halle erwarten und zeige Ihnen dann den Weg zum Speisesaal.«
Abermals bedankte ich mich, doch ihr Gesicht zeigte keinerlei Regung, als sie sich von mir abwandte und die Tür schloss.
Endlich allein. Dies also sollte mein neues Zuhause sein. Im Gegensatz zur Halle konnte man die Einrichtung dieses Zimmers als schlicht bezeichnen, auch wenn es für meine Verhältnisse immer noch opulent ausgestattet war. Eine unaufdringliche, blassrosafarbene Blümchentapete zierte die Wände. In der Mitte der Zimmerdecke prangte eine kleine Stuckrosette. Der Raum hatte zwei hohe, mit Sprossen unterteilte Fenster. Darunter stand ein kompakter Schreibtisch mit einem dazu passenden Stuhl. Ich stellte meine Reisetasche vor dem wuchtigen Kleiderschrank ab, auf dessen Türen eine kunstvolle Malerei zu sehen war. Ich wandte mich dem übergroßen, schmiedeeisernen Bett zu. Weiße Stoffbahnen flossen wie Wellenkaskaden von der Decke herab und umwölkten es feinen Nebelschwaden gleich. Ehrfürchtig strich ich über die wattige Seidentagesdecke bis hin zu zwei Kissen am Kopfende, die mit obligatorischem Handknick in der Mitte aufrecht standen. Das Bett wurde auf der einen Seite von einer Stehlampe flankiert, auf der anderen von einem antiken Nachtschränkchen. Ich konnte nicht widerstehen, öffnete die Lade und warf einen Blick hinein. Ich fand darin ein Prospekt über Sehenswürdigkeiten entlang des Rheins und eine abgegriffene Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Ich schloss die Lade und ließ mich auf das Bett sinken.
Was für ein Tag. Dies alles hier wirkte auf mich wie ein Kulturschock. Kein Vergleich zu der verranzten Wohnung, in der ich zuvor mit Dennis gehaust hatte. Mein Blick strich über die schweren, cremefarbenen Vorhänge. Kelchfalten, schoss es mir durch den Kopf und ich musste an einen Spielfilm denken, den ich einmal gesehen hatte. Vor ewiger Zeit, in meinem anderen Leben.
Plötzlich hallte ein Scheppern durch die Flure, gefolgt von lauten Schreien.
Erschrocken fuhr ich hoch.
Holz krachte, als hätte jemand eine Zimmertür zugeschlagen. Die Geräusche klangen allzu vertraut. Ich konnte sie körperlich fühlen. Mein ganzer Leib versteifte sich, als wappne er sich für den ersten Schlag. Erst als meine Lippen schmerzten, wurde mir bewusst, dass ich sie heftig zusammenpresste. Er kann nicht hier sein, er weiß nicht, wo ich bin, dachte ich und versuchte mich zu entspannen. Dennoch schlug mir mein Herz bis zum Hals, als ich lauschte.