Читать книгу Phönix aus den Flammen - Desirée Scholten - Страница 15

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Kapitel 11

Gelangweilt ließ Cathrynn den Blick durch Nathans Büro schweifen, während sie desinteressiert dem gleichförmigen Klang, den seine Stimme angenommen hatte, lauschte.

Was er zu sagen hatte, interessierte sie nicht besonders. Sie war vielmehr damit beschäftigt, noch immer im eigenen Saft zu schmoren.

Es gefiel ihr nicht, dass sie bei diesem Einsatz mit ihrem besten Freund zusammenarbeiten musste.

Es gefiel ihr nicht, dass sie überhaupt mit irgendjemandem zusammenarbeiten musste, aber eine Zusammenarbeit mit Nathan war das schlimmste anzunehmende Szenario.

Schon allein seine Gegenwart würde ihre eigenen Pläne ungemein verkomplizieren, dachte sie genervt, bevor sie freudlos in sich hineinlachte.

Nathans Anwesenheit würde ihre Pläne nicht verkomplizieren, sie würde sie undurchführbar machen.

Wie sollte sie sich bitteschön umbringen lassen, wenn ausgerechnet er ihr an den Fersen klebte und nur darauf wartete, dass sie etwas Derartiges versuchte?

Unmöglich!

Nathan würde natürlich aufpassen wie ein Schießhund und mehr als das, würde er peinlichst genau dafür Sorge tragen, dass sich ihr gar keine entsprechende Situation böte, die diesen Gedanken in ihr aufkommen lassen konnte.

Sie bedachte Nathan mit einem ärgerlichen Blick, bevor sie tief seufzte.

Sie konnte an der Situation leider nichts ändern.

Frank hatte sich in diesem Punkt sehr deutlich ausgedrückt.

Entweder sie arbeitete mit Nathan zusammen oder sie würde Innendienst schieben können.

Sie musste sich am Riemen reißen oder sie würde sich den Arsch bis in alle Ewigkeiten an ihrem Schreibtisch platt sitzen.

Ein Räuspern drang in ihre mürrischen Gedanken. Irritiert blickte Cathrynn auf.

Nathan hatte augenscheinlich aufgehört zu reden und musterte sie nun erwartungsvoll.

Offensichtlich hatte er ihr gerade irgendeine Frage gestellt, doch sie hatte kein einziges Wort gehört.

Sie erwiderte seinen Blick mit einem zuckersüßen Grinsen und einem übertriebenen Wimpernklimpern.

Sie sah die Andeutung eines Grinsens über Nathans Züge huschen, doch so schnell wie es gekommen war, war es auch wieder verschwunden, als er sie ärgerlich anblickte.

„Hast du noch irgendwelche Fragen?“, knurrte er tadelnd. Natürlich war ihm aufgefallen, dass sie mit ihren Gedanken überall gewesen war, nur nicht bei ihrer Einsatzbesprechung.

„Du könntest noch mal an dem Punkt anfangen, an dem du mir erklärt hast, wie ich meinen Job zu machen habe!“

Sein stummer Vorwurf machte Cathrynn wütend.

Was bildete er sich eigentlich ein?

Wen glaubte er, hier vor sich zu haben?

Eine blutige Anfängerin?

„Verdammte Scheiße, Gregory! Das ist ein Praktikantenjob, also behandle mich bitte nicht als wäre ich grenzdebil!“

Das war eine Routinemission, die man normalerweise einem Neuling hätte anvertrauen können.

Er wollte wissen, ob sie noch Fragen habe?

Sie, eine Agentin mit langjähriger Diensterfahrung und einer makellosen Erfolgsbilanz.

Eine Routinemission!

Was für Fragen hätte sie haben sollen?

„Du kannst mich kreuzweise!“

Mit einem wütenden Schnauben wandte sie sich von Nathans Schreibtisch ab.

„Hättest du vielleicht die Freundlichkeit zu warten, bis wir fertig sind?“

Überrascht drehte sie den Kopf.

Die Schärfe in seiner Stimme war nicht zu überhören.

Trotzig reckte sie das Kinn vor.

Sie hasste es, herumkommandiert zu werden.

Hasste es, wenn Nathan versuchte ihr Befehle zu erteilen.

„Wir könnten nicht fertiger sein, Gregory!“, zischte sie.

Ihre Hand krampfte sich um den Türgriff.

Die Fingerknöchel wurden weiß.

Sie konnte sich nur noch leidlich beherrschen.

„Zwinge mich nicht dazu, den Vorgesetzten raushängen zu lassen, Rayven!“, drohte Nathan trocken, als er sich hinter seinem Schreibtisch erhob.

Sein Blick bohrte sich in ihren.

Sie maßen sich eine Weile stumm über die kurze Distanz hinweg.

Cathrynn war es, die als erste den Blick abwandte und nachgab.

„Bevor du hier irgendetwas raushängenlässt, was niemand sehen will…“

Seufzend setzte sie sich wieder vor den Schreibtisch.

„Was gibt es noch elementar Wichtiges zu besprechen?“

Sie verschränkte bockig die Arme vor der Brust und blickte Nathan provokant an.

„Willst du mir noch die Funktion meiner Waffe erklären?“, stichelte sie.

Sie war nicht bereit sich diese Behandlung stillschweigend von ihm bieten zu lassen.

Was bildete der Typ sich eigentlich ein, wer er war?

Rein technisch war er zwar ihr Vorgesetzter, als stellvertretender Abteilungsleiter, aber das interessierte sie nicht besonders.

Sie war eine exzellente Manöveragentin und so ließ sie sich nicht behandeln.

Auch nicht von Nathan.

Besonders nicht von Nathan.

„Ich wollte nur noch einmal erwähnen, dass dies hier keines deiner Himmelfahrtskommandos ist, sondern eine simple Überwachung. Das dürftest selbst du nicht verpatzen“, konterte Nathan lakonisch.

Cathrynn stieß scharf die Luft aus, bevor ein fassungsloses Lachen ihre Lippen verließ.

„Was bildest du blöder Wichser dir eigentlich ein?“

Stocksauer hatte Cathrynn sich wieder erhoben und funkelte Nathan an.

Ihr lagen noch eine ganze Reihe von Kraftausdrücken und Flüchen auf der Zunge, die nur darauf warteten, Nathan entgegengeschleudert zu werden.

„Jetzt sind wir fertig!“, schnitt er ihr kühl das Wort ab, gerade als sie den Mund öffnen wollte, um anzufangen.

Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, erhob er sich und verließ sein Büro.

Sie folgte ihm wutschnaubend.

Am Aufzug drehte Nathan sich zu ihr herum.

Sie registrierte seinen besorgten Blick.

Für einen Moment konnte sie nicht sagen, was sie rasender machte, seine Besorgnis oder die Arroganz zuvor.

„Lass mich einfach zufrieden!“, knurrte sie.

Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, trat sie in den Aufzug.

Sie hatte kein Interesse an einem Gespräch mit ihm.

Er tat ihr den Gefallen.

In eisigem Schweigen fuhren sie mit dem Aufzug in die Tiefgarage.

„Nate, du weißt, dass das nichts mit dir zu tun hat“, gestand Cathrynn leise, als sie den ersten Checkpoint im Tunnel unterhalb des Gebäudes passierten.

„Dann ist es ja gut. Ich dachte für einen Moment, dass du dich so aufführst, weil du unter keinen Umständen mit mir zusammenarbeiten willst“, konterte er trocken, während er seine Chipkarte durch den Scanner zog.

Cathrynn seufzte tief.

Natürlich wollte sie nicht mit Nathan arbeiten.

„Glaubst du, ich wüsste nicht, warum ich der letzte Mensch auf diesem Planeten bin, mit dem du zusammenarbeiten willst?“, fragte er harsch.

Sein Blick bohrte sich einen Moment in ihren, bevor er ärgerlich den Kopf schüttelte.

„Solange ich in der Nähe bin, wird es dir fast unmöglich sein, dich umbringen zu lassen.“

Cathrynn zuckte kurz ertappt zusammen, eine ganze Reihe von Dementis auf der Zunge. Sie schluckte sie seufzend herunter.

Sie konnte Nathan nichts vormachen.

*

Seufzend schloss Archer die Augen.

Hinter seinen Schläfen kündigte sich mit erschreckend regelmäßigem Pochen eine Migräne an.

Er war müde und ausgelaugt von der Befragung durch die NSA, die inzwischen bereits fünf Stunden andauerte, wie ihm der Blick auf die Wanduhr gegenüber verriet, doch noch immer machte der Agent, der ihn verhörte, nicht den Eindruck, als würde er so bald schon von ihm ablassen.

Abgesehen davon nagte sein schlechtes Gewissen an ihm.

„Agent Archer, soll ich meine Frage noch einmal wiederholen?“, fragte der NSA Agent, dessen Namen er schon wieder vergessen hatte, deutlich genervt über seine stetig wachsende geistige Abwesenheit.

Natürlich war auch ihm nicht entgangen, dass der blonde Hunter mit seinen Gedanken ganz weit weg war.

Mit einem tiefen Seufzen schüttelte Archer den Kopf, um die Frage des anderen Agenten zu beantworten.

„Wie ich Ihnen bereits sagte, ging alles viel zu schnell, als dass ich irgendetwas gesehen haben könnte.“

Gähnend schloss Archer die Augen.

Sofort blitzten die Bilder hinter seinen geschlossenen Lidern auf.

Die Ereignisse des 26.November des letzten Jahres standen wieder lebhaft vor seinen Augen.

Das brennende Farmhaus.

McConagheys Blick.

Die Leiche.

Unwillig unterbrach Archer die Bilderflut.

Er wollte diesen Abend einfach nur noch aus seinem Gedächtnis streichen.

Wenn er daran dachte, was an diesem Abend geschehen war, dann wurde ihm schlecht und, mehr als das, er bekam aufrichtige Angst vor sich selbst.

„Sind Sie sich sicher, dass Sie rein gar nichts gesehen haben?“, beharrte der NSA Agent trocken.

Ich habe nur einen völlig sinnlosen Mord gesehen, dachte Archer bitter, als er nun doch wieder gezwungen war sich der Ereignisse zu erinnern, die in ihrer Konsequenz so viel Schaden angerichtet hatten.

Er hätte in diesem Moment nichts lieber getan, als dem Kollegen von der NSA genau das zu sagen, hätte liebend gern eine Lebensbeichte abgelegt, doch die Sorge um seine Familie hatte sein Zunge gelähmt.

„Agent Archer, ich verstehe, dass es sicherlich nicht leicht für Sie sein mag, einen Kollegen ans Messer zu liefern“, betonte der andere Agent mit einem Hauch von Verständnis in seiner Stimme.

„Dennoch sollten Sie bedenken welche Konsequenzen es nach sich ziehen wird, wenn Sie Ihre falschverstandene Loyalität über die Verpflichtungen Ihrem Land gegenüber stellen“, ermahnte er ihn trocken.

Archer nickte, dennoch brachte er kein Wort über die Lippen.

Überrascht quittierte Archer, wie sich die Tür zum Verhörraum öffnete und noch überraschter blickte er in die Züge des Mannes, der durch sie hindurch trat.

„Agent Jennings, ich übernehme die Befragung ab hier“, ertönte die Stimme des grauhaarigen Mannes, der soeben den Raum betreten hatte.

Archer sah wie er Jennings ein Dokument reichte und ungeduldig abwartete, dass der jüngere Agent die Zeilen überflog.

Mit einem knappen Nicken reichte der NSA Agent dem Anderen das Dokument zurück und verließ den Verhörraum.

Unruhe begann in Archers Magen zu rumoren, als der Grauhaarige ihm die Hand zur Begrüßung reichte.

„Agent Archer, danke, dass Sie sich die Zeit nehmen.“

Archer erwiderte den Händedruck des älteren Mannes und nickte ihm knapp zu.

„Natürlich, Direktor Singer“, murmelte er, bemüht, sich seine wachsende Nervosität nicht anmerken zu lassen.

Es war ganz und gar nicht gut, dass ausgerechnet Direktor William Singer diese Befragung weiterführte.

Archer befürchtete, dass der weitere Verlauf des Gesprächs für ihn durchaus unangenehm werden konnte, wenn Iron Bill, wie Direktor Singer hinter vorgehaltener Hand genannt wurde, nicht überzeugt von der Geschichte wäre, die er im Gepäck hatte. Er kannte den legendären Ruf dieses Mannes und die Befürchtung wurde laut, dass er ihn mit Sicherheit nicht so leicht belügen konnte, wie den NSA Agenten zuvor.

Zumindest war nun durch den Schreck, plötzlich Singer gegenüberzusitzen, seine Müdigkeit wieder verflogen.

Ihm war bewusst, dass er von diesem Punkt an höllisch aufpassen musste, was er sagte.

„Ich befürchte nur, dass ich Ihnen nicht viel Neues erzählen kann, Sir“, ergriff Archer vorsichtig das Wort und suchte den Blick des CIA Direktors.

„Alles, was ich weiß, habe ich bereits der NSA erzählt.“

Singer nickte, während er ihn einen Moment versonnen musterte.

Phönix aus den Flammen

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