Читать книгу Phönix aus den Flammen - Desirée Scholten - Страница 17
ОглавлениеKapitel 13
„Soweit also zum Einsatz. Die Daten vom Server kopieren und ungesehen wieder aus dem Gebäude raus, alles reine Routine“, fasste Frank den Job abschließend noch einmal zusammen.
Cathrynn fing über seinen Schreibtisch hinweg den warnenden Blick auf.
Es war nicht der erste, seit sie vor zwanzig Minuten, mit noch feuchten Haaren, sein Büro betreten hatte.
Doch wie all seine Vorgänger, zog Cathrynn es vor, auch diesen zu ignorieren.
Langeweile heuchelnd lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Wieso habe ich eigentlich nicht mitbekommen, dass ich zur Praktikantin degradiert wurde?“, murmelte Cathrynn in den Kragen ihres Pullis, bevor sie genervt den Kopf schüttelte.
Sie spürte Nathans warnenden Blick mehr, als dass sie ihn sah.
„Wie war das, Rayven?“, schnappte Frank mit krampfhaft kontrollierten Zügen.
Er schenkte Cathrynn einen Blick, der selbst ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Sie hatte gedacht, ihn inzwischen in nahezu allen Stadien von Wut erlebt zu haben.
Diese Facette war selbst ihr neu.
Sie verspürte nicht den Drang herauszufinden, ob es noch eine Steigerung gab.
Deshalb schüttelte sie nur kurz den Kopf, diese eine Herausforderung auslassend.
„Wer ist mein Kontakt hier?“, wechselte sie unbehaglich das Thema und wich Franks stechendem Blick aus, indem sie Nathan herablassend musterte.
„Ich!“, knurrte Frank knapp mit versteinerter Miene.
Cathrynn seufzte frustriert, bevor sie sich umwandte, um das Büro schleunigst zu verlassen.
Sie wollte erst einmal weit weg von ihrem Vorgesetzten und seiner schwelenden Wut.
„Kommen wir zum zweiten Punkt!“, hob Frank kalt, an ihren Rücken gewandt, zum Sprechen an.
Sie schenkte ihrem Vorgesetzten über die Schulter hinweg einen fragenden Blick.
Was um Himmelswillen wollte er denn jetzt noch?
Frank musterte erst sie und dann Nathan kurz mit trügerischer Nonchalance und ließ seinen Blick dann wieder zurück zu Cathrynn schweifen.
Etwas im zweiten Blick, mit dem er sie bedachte, veranlasste die junge Frau dazu, sich kommentarlos wieder dem Schreibtisch zuzuwenden.
Franks hier zur Schau getragene Emotionslosigkeit konnte sie nicht täuschen.
Nicht, nachdem sie das Feuer gesehen hatte, was vor wenigen Augenblicken noch in seinen Augen gelodert hatte.
Sie hatte es zu deuten verstanden.
Er war rasend vor Zorn.
Sie konnte sich sehr gut vorstellen, warum.
Sie sollte Recht damit behalten.
„Besitzt einer von euch beiden Vollidioten vielleicht die Freundlichkeit, mir zu erklären, was verdammt noch mal in euch gefahren ist, ein solches Massaker zu veranstalten?“, fuhr er kaum, dass er sich der Aufmerksamkeit der jungen Agentin sicher sein konnte, wütend auf.
„Ich kann mich erinnern, dass ihr beide klare Anweisungen hattet, jeden Kampf zu vermeiden!“
Er schloss kurz die Augen und atmete einige Male tief durch, bevor er, mit noch immer vor unterdrückter Wut bebender Stimme, das Wort an Nathan richtete.
„Kannst du, als Einsatzleiter, mir bitte erklären, warum du meine Befehle vollständig ignorierst?“
Gerade als dieser zu einer Antwort ansetzten wollte, wandte Frank seine Aufmerksamkeit Cathrynn zu und brüllte, kaum dass seine stahlgrauen Augen ihre tiefgrünen trafen, wieder los.
„Dir stelle ich diese Frage gar nicht erst, ich kenne die Antwort nämlich schon!“
Sein Blick bohrte sich weiter in ihre Augen.
Cathrynn hielt seinem stechenden Blick unbeirrt stand.
Fast schon trotzig reckte sie das Kinn vor.
Ihre ganze Haltung spiegelte die Herausforderung wider, die schon seit Jahren zwischen ihnen beiden unter der Oberfläche brodelte.
„Aber ich wüsste doch zu gerne, wie du auf die gottverdammte Scheißidee kommst, dich mit fünfzehn Vampiren gleichzeitig anzulegen!“, brüllte er schließlich doch wieder los.
Cathrynn ließ ein kurzes kehliges Lachen hören.
Eine ganze Reihe wirklich bösartiger Antworten manifestierten sich in ihrem Kopf.
Doch bevor sie dazu kam, ihrem Vorgesetzten wenigstens ein paar der Dinge entgegenzuschleudern, die ihr bereits auf der Zunge lagen und die sicherlich den totalen Krieg zwischen ihr und Frank bedeutet hätten, fuhr Nathan dazwischen.
„Ich habe Cat den Befehl dazu erteilt, es war ganz allein meine Schuld!“, sprang er ruhig dazwischen und blickte Frank kühl an.
„Es sind einige Unwägbarkeiten aufgetreten und ich fürchte, ich habe die Situation völlig falsch eingeschätzt.“
Frank blickte den dunkelhaarigen Agenten vor seinem Schreibtisch perplex an, hatte sich jedoch schnell wieder gefangen und bedachte ihn mit einem skeptischen Stirnrunzeln.
„Du bist dir ganz sicher, dass es sich genau so verhalten hat?“, hakte er scharf nach, während er Nathan noch einen warnenden Blick zuschoss.
„Ja, natürlich! Ich war schließlich dabei“, bekräftigte dieser seine Lüge noch einmal trocken.
„Ganz hervorragend!“, brüllte er plötzlich wieder los.
„Dir ist schon bewusst, dass wir die Dienstaufsicht erst vor zwei Tagen im Haus hatten, nehme ich an?“, knurrte er an Nathan gerichtet. Nathan nickte betreten.
Frank seufzte.
„Also schön, das war dann fürs Erste alles. Wir unterhalten uns, wenn du wieder da bist, Rayven!“, begann Frank abschließend und blickte die junge Frau drohend an.
„Ich kann es kaum erwarten!“, zischte sie, von dieser Drohung völlig unbeeindruckt.
„Und du kannst dich schon mal auf ein Gespräch mit Langley gefasst machen, Gregory!“, knurrte er mit einem letzten wütenden Blick auf Nathan, der daraufhin nur knapp nickte und kurz hinter Cathrynn das Büro verließ.
„Was sollte das da drinnen werden?“, blaffte Cathrynn, kaum dass Nathan und sie den Raum verlassen hatten.
„Warum hast du alles auf dich genommen?“, fauchte sie weiter, als er sie keiner Antwort würdigte.
Doch auch jetzt schwieg er beharrlich.
„Verdammt noch mal, ich rede mit dir, Gregory!“, bellte Cathrynn, wütend darüber, dieserart von Nathan abgefertigt zu werden, während sie ihn grob beim Arm packte und ihn damit zwang, sie anzusehen.
Doch was sie sah, ließ sie überrascht die Luft ausstoßen. Für einen kurzen Moment erschrak sie, über die unterdrückte Wut, die sich augenscheinlich von Franks Zügen auf seine verlagert hatte, war jedoch nicht bereit klein beizugeben. Nicht jetzt!
Nicht mit dieser unbändigen Wut im Bauch.
„Glaubst du ernsthaft, dass ich einen Kollegen verpfeife?“, grollte Nathan.
Seine Blicke schossen Dolche in Cathrynns Richtung.
„Das tue ich selbst dann nicht, wenn dieser Kollege so geistesgestört ist wie du!“
„Geistesgestört?“, keuchte Cathrynn fassungslos und starrte Nathan kopfschüttelnd an, regelrecht geschockt über seine verletzenden Worte und vielleicht noch mehr über den aggressiven Tonfall, den er plötzlich ihr gegenüber anschlug.
„Soll ich es dir buchstabieren, Rayven?“, brummte Nathan zynisch in ihre Richtung.
„Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, was Frank mit dir angestellt hätte, wenn ich nicht für dich in die Bresche gesprungen wäre?“
Er machte eine kurze Pause, um seine rhetorische Frage wirken zu lassen.
„Das war deine, ich glaube neunte Befehlsverweigerung in gerade einmal viereinhalb Monaten und Frank stand kurz davor dich zu lynchen!“, er holte einmal tief Luft, um sich zu beruhigen.
„Ich habe dich inständig gebeten, dich zusammenzureißen, nachdem Frank mich fast umgebracht hätte, als ich ihm vorgeschlagen habe, dich wieder in den aktiven Dienst zu lassen!“, erinnerte er sie trocken.
„Ich brauche dich ganz bestimmt nicht, um mit Frank fertig zu werden!“, schoss Cathrynn in gleicher Lautstärke zurück.
„Wenn wir beide jetzt anfangen, darüber zu diskutieren, was du alles brauchst, dann sind wir in zehn Jahren noch nicht fertig! Angefangen mit einem Arschtritt, der dich endlich wieder zur Besinnung bringt!“, konterte Nathan weiterhin rasend.
Cathrynn begann nach seinen Worten kalt zu lachen.
„Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist? Glaubst du ernsthaft, nur weil du vor ein paar Stunden meinen nackten Arsch gesehen hast, lasse ich so mit mir reden?“, brüllte sie los.
„Wieso bekommt Nate eine Stripshow und wir nicht?“, ertönte eine Stimme hinter Cathrynn, gefolgt von einem mehrstimmigen Johlen.
Ärgerlich fuhr sie herum.
Sie bemerkte erst jetzt, dass Nathan und sie gerade die gesamte Abteilung mit ihrem Streit unterhielten.
„Halt dein Maul, Archer!“, blaffte sie den blonden Agenten an und taxierte Montgomery und Beckett kurz mit ihrem Blick.
„Habt ihr nichts zu tun?“, schnaubte sie ärgerlich, bevor sie sich wieder Nathan zuwandte.
„Komm mal wieder runter, Gregory! Das war nur, um dich von den versteckten Waffen abzulenken!“, schloss sie kalt grinsend.
„Als würde ich auf Kinder stehen!“, konterte Nathan trocken.
Cathrynn fiel bei diesen Worten für einen Moment die Kinnlade herunter.
Nathan nutzte den Moment, um sich auf dem Absatz herumzudrehen und wollte seinen Weg fortsetzten.
Doch der Umstand, dass der ältere Agent sie einfach so stehen lassen wollte, machte Cathrynn erst richtig sauer.
„Wage es dich nicht, jetzt zu gehen, Nathan!“, brüllte Cathrynn seinem Rücken zu.
Sie erreichte damit ihr Ziel, denn der dunkelhaarige Agent, wandte sich noch einmal zu ihr um.
„Was sonst?“, forderte er sie trocken heraus und machte einige Schritte auf Cathrynn zu.
Was die junge Frau jedoch nicht zu beeindrucken schien, denn sie wich nicht vor ihm zurück, sondern begegnete seinem lauernden Blick fast schon trotzig.
„Fahr zur Hölle!“, fauchte sie kalt und schenkte ihm einen Blick, der dazu ausersehen war zu töten.
Er seufzte genervt.
„Das meinst du doch sowieso nicht ernst!“
„Glaubst du?“, schnappte Cathrynn mit ebensolcher Herablassung.
Ohne die Antwort des anderen Agenten abzuwarten, holte sie nach diesen Worten aus und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.
„Sei dir deiner Sache nur nicht zu sicher!“, kommentierte sie arrogant, während sie ihn drohend fixierte.
„Wieso denn nicht?“, parierte dieser lachend.
„Du hast mich doch gerade in meiner Einschätzung bestätigt, dass du nichts weiter bist als ein kleines trotziges Mädchen!“
Er musterte sie nach diesen Worten mit einem kurzen mitleidigen Blick, bevor er noch einen weiteren Schritt auf die dunkelhaarige Agentin zu trat.
„Was ist, Rayven? Willst du mir nicht noch eine Knallen, weil dir augenscheinlich die Argumente ausgegangen sind?“, forderte er sie noch immer lachend heraus.
„Wenn du schon darum bettelst!“, zischte sie und holte zu einem weiteren Schlag aus.
Sein Griff schloss sich, einem Schraubstock gleich, fest um ihr herannahendes Handgelenk. Cathrynn war für einen Moment zu perplex, um reagieren zu können.
Bevor ihre Überraschung sich gelegt hatte, spürte sie einen harten Ruck und fand sich unvermittelt mit dem Gesicht an der Wand wieder, als Nathan ihr in einer fließenden Bewegung den Arm brutal auf den Rücken drehte.
Kommentarlos holte er mit der noch freien Hand aus und schlug ihr einmal fest auf den Hintern.
„Das ist die effektivste Art mit bockigen Kindern, wie dir, umzugehen!“, bemerkte Nathan trocken, bevor er Cathrynn grob von sich stieß.
„Das nächste Mal versohle ich dir den nackten Arsch!“, knurrte er zum Abschied, bevor er sich begleitet vom erneuten Johlen seiner Kollegen abwandte.
„Ich bring dich um, Gregory!“, bellte Cathrynn, noch immer geschockt, nach dieser dreisten Attacke, dem Rücken ihres Kollegen hinterher.
*
Versonnen blickte der Verteidigungsminister zwischen dem Dokument in seiner Hand und Richard Edmunds, dem Direktor der NSA hin und her.
„Dick, ich muss gestehen, ich bin ein wenig unschlüssig“, begann Minister Manners ruhig.
„Ich meine, die Indizien, die Sie mir hier präsentieren, sprechen eine recht deutliche Sprache“, fuhr er fort, während er erneut stirnrunzelnd die Akte überflog, die Edmunds ihm zusammen mit seinem Antrag auf eine Untersuchung nach Direktive 72 gereicht hatte, jenem Paragraphen, der es einer Regierungsbehörde erlaubte, einen Regierungsbeamten, ohne Prozess nur auf Indizienbeweisen gegründet, zu inhaftieren und zu verhören.
„Dennoch widerstrebt es mir, eine Befragung unter Direktive 72 zu autorisieren. Immerhin sprechen wir hier, trotz aller Indizien, von einer Agentin, die sich viele Jahre durch tadellose Pflichtausübung für dieses Land verdient gemacht hat“, zierte der Minister sich weiter, während er Edmunds fragend anblickte.
„Sir, ich verstehe natürlich Ihr Zögern, aber die Indizien lassen keinen anderen Schluss zu und auch die DNS Spuren auf McConagheys Kleidung sollten hier besondere Beachtung finden“, begann Edmunds, leicht verunsichert durch den offensichtlichen Widerwillen des Ministers.
„Ich sehe natürlich, dass Sie Ihren Verdacht durchaus logisch und stichhaltig begründen, Dick“, gab Manners noch immer im inneren Kampf gefangen zu.
„Und die Aussage ihres Kollegen ist hier vielleicht das wichtigste Indiz für die Schuld Agent Rayvens.“
Manners unterbrach sich erneut, um eine Weile schweigend auf die Dokumente zu schauen.
„Dick, bitte sagen Sie mir: Sind Sie wirklich davon überzeugt, dass Agent Rayven schuldig des Mordes an ihrem Kollegen ist?“
Edmunds nickte versonnen, während er dem Blick des Verteidigungsministers begegnete.
„Ja, Sir. Ich bin mir dessen sicher.“
Manners nickte wieder bedächtig.
„Also gut, ich vertraue hier voll und ganz Ihrem Urteil, Dick!“, lenkte er mit einem unsicheren Lächeln ein, bevor er den Antrag des NSA Direktors unterzeichnete.
„Ich möchte Sie allerdings bitten, diese Angelegenheit bis zu einem eindeutigen Schuldbeweis, so sensibel wie möglich zu behandeln“, betonte Manners, als er Edmunds das unterzeichnete Dokument reichte.
Edmunds nickte bestätigend, wenngleich sein Blick etwas anderes ausdrückte.
Es war in Geheimdienstkreisen ein offenes Geheimnis, dass die Hunter nur schwer mit normalen Methoden zu brechen waren.