Читать книгу Nucleus - Dieter Kassing - Страница 25

»Das hätte ich auch nie für möglich gehalten.«

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»Gennadij, das müssen wir ändern! Moskau muss wieder groß und stark werden. Die Mittel dazu haben wir doch!«

Gennadij sah ihn überrascht an.

»Früher galten wir noch was in der Welt«, fuhr der General mit Wehmut in der Stimme fort. »Ich muss immer wieder an Nikita denken, an unseren unvergleichlichen Ministerpräsi-denten Chruschtschow. Wie der sich damals bei der UNO Gehör verschafft hat, als er sich mal wieder über die Amerikaner aufgeregt hatte.« Victor schüttelte den Kopf und lachte in sich hinein. »Erinnerst du dich noch?«

Sein straffer, wie eine große Kugel gewölbter Bauch zitterte, als stünde er unter starker Spannung.

»Der hat einfach seinen Schuh ausgezogen und damit so laut auf die Tischplatte geklopft, dass der Welt die Ohren dröhnten. Denen im Saal sowieso.«

»Ganz so schlimm war's ja nun doch nicht!«

Victor lachte aus vollem Hals. »Trotzdem, das war noch ein Typ! Und wenn's brenzlig wurde, Gennadij, wenn's ganz kritisch wurde, haben wir mit unseren Atomraketen gedroht. Und alle haben gekuscht. Gezittert vor Angst.«

»Nicht nur die anderen«, sagte Gennadij. »Am meisten haben wir selbst gezittert und gebibbert. Wir waren doch überhaupt nicht sicher, ob die im Westen nicht längst gemerkt hatten, dass wir gar nicht so stark waren, wie wir getan haben.«

Victor machte eine wegwerfende Handbewegung. »Diese Zeit ist sowieso vorbei, mein Freund. Heute haben wir ganz andere Mittel. Moskau wird wieder groß und mächtig. Dazu, Gennadij, zieht hier bei uns eine ganz kleine Gruppe von Eingeweihten an den richtigen Fäden. Nur so viel sollst du wissen: Wir stellen die Weichen weltweit so, dass die Leute in Europa und USA immer abhängiger von unserem Gas und Öl, und vielleicht sogar noch von unserem Strom werden. Egal, ob sie wollen oder nicht!«

»Das kommt wohl ein bisschen spät, Victor«, wandte Gennadij ein. »Die haben doch jetzt riesige Solarprojekte in der afrikanischen Wüste. In Marokko, soviel ich weiß.«

»Sollen sie doch, Gennadij! Wollen wir mal sehen, was nach den ganzen Unruhen da unten von dem Projekt übrig bleibt. Der GRU schläft ja auch nicht.« Der General lehnte sich zurück in die Kissen.

»Auch wenn's funktioniert, was die da vorhaben. Wir haben auch dafür einen Plan. Lass mich kurz weiter berichten. Wenn die im Westen nicht frieren wollen, müssen sie künftig zahlen. Geld, viel Geld. Viel mehr als wir heute verlangen. Und dann können wir gute Ärzte wie dich und auch unsere Atomleute wieder bezahlen. So einfach ist das. Du willst sicher wissen, was du damit zu tun hast, oder, Gennadij? Du trägst mit deinen Kurierdiensten einen entscheidenden Teil dazu bei. Mehr brauchst du nicht zu wissen. Mehr kann ich, mehr darf ich dir nicht sagen.«

»Also wirklich, Victor!« Gennadij wurde langsam wütend. »Erst machst du mich verrückt und erzählst mir, du hättest Angst, dass bei der Operation, dem Projekt oder, was weiß ich, du sagst mir ja nichts Genaues, was schiefgelaufen sein könnte. Du hast ein Gesicht gemacht, als stünde schon der Tod hinter dir. Du hast gesagt, mit der Truppe, die dieses Atomzeugs bekäme, das ich da hin und her kutschiere, würde was nicht stimmen. Die seien aus dem Ruder gelaufen und würden vielleicht sogar von einem anderen Dienst, vielleicht sogar von der CIA gesteuert. Und jetzt markierst du einfach wieder den Starken!«

Der General winkte mit einem verächtlichen Schnauben ab. »Hör mir auf mit der CIA. Die doch nicht!«, sagte er, legte den Kopf auf die Seite und sah Gennadij an.

»Ich wollte dich wirklich nicht verrückt machen, das musst du mir glauben. Aber manchmal gehen auch mir die Nerven durch. Glaub mir, das alles ist für mich ein totaler Stress. Aber mach dir keine Sorgen, wir kriegen das schon in den Griff. Wenn du wieder zurück bist ...«

»Victor, bei mir haben vorhin alle Alarmleuchten geblinkt«, unterbrach ihn Gennadij. »Und was heißt, wenn ich wieder zurück bin? Das ist es ja gerade! Ich hab immer Angst, dass ich irgendwann nicht mehr zurückkomme.« Er schlug so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass die Gläser klirrten. »Was ist, wenn unterwegs was passiert? Ich weiß doch überhaupt nichts über eure Pläne. Vielleicht lasst ihr sogar mein Flugzeug mit dem Atomzeug in der Luft explodieren, wenn's euch gerade taktisch oder strategisch ins Konzept passt! Wer ist denn schon Gennadij Schtewschterentko? Wenn's um eure große Sache geht, dann zähl ich doch gar nicht! Ich muss dir ehrlich gestehen, Victor, jetzt hab ich erst recht Angst!«

Er legte die Hände vor der Brust übereinander und spürte, wie sein Herz klopfte. Dann holte er tief Luft und sah den General an.

»Es kann ja sein, Victor, dass das alles nicht passiert. Aber es kann auch anders kommen. Was ist, wenn sie mich irgendwo im Westen, in Berlin, nach meiner Landung hopsnehmen?«

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