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2 Der Wunsch nach Veränderung 2.1 Sozialisierte Geschlechtsunterschiede

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Die Weise, in der Maccoby und Jacklin und die übrigen genannten Autoren zunächst argumentierten, wie auch die neuerdings vertretene Stoßrichtung von Hyde sind beispielhaft für eine von zwei verbreiteten Haltungen zur Frage, wie die Diskriminierung von Frauen abgebaut werden könne: Man versucht nachzuweisen, dass die üblicherweise angenommenen Unterschiede zwischen den Geschlechtern entweder überhaupt nicht existieren oder so geringfügig sind, dass man sie vernachlässigen kann. Nur auf diese Weise – so der Glaube – könne man ungerechtfertigte Vorurteile entmachten und damit der Diskriminierung ihre Basis entziehen.

Verbreiteter ist eine zweite Position. Deren Vertreter gehen nicht so weit, Geschlechtsunterschiede herunterzuspielen oder ganz zu leugnen. Sie akzeptieren, dass sich Männer und Frauen in allerlei Hinsicht voneinander unterscheiden, haben jedoch eine dezidierte Meinung bezüglich der Ursache dieses Effektes. Die nämlich wird selbstverständlich allein in einer nach Geschlechtsrollen differenzierenden Sozialisation gesehen, und die dabei vermittelten Normen gelten ebenso selbstverständlich als rein kulturell gesetzt.

Da solche Unterschiede regelmäßig zu Lasten der Frauen gehen, müsse man, um endlich Chancengleichheit zu erreichen, Jungen und Mädchen konsequent geschlechtsneutral erziehen und dafür sorgen, dass die traditionelle Rollenteilung einer egalitären Gleichverteilung der Aufgaben Platz mache. Letzteres scheint freilich nicht ganz leicht realisierbar zu sein, denn die anfängliche Euphorie, mit der entsprechende Maßnahmen auch politisch durchgesetzt wurden, hat inzwischen einen Dämpfer erhalten. Zwar haben diese Bemühungen durchaus Erfolge zu verzeichnen: Mädchen schneiden in der Schule besser ab, sind an den Universitäten in vielen Fächern in der Überzahl, machen berufliche Karriere und werden sogar Bundeskanzlerin. Andererseits sind die Erwartungen aber auch vielfach nicht erfüllt worden: Frauen sind in Führungspositionen immer noch erheblich unterrepräsentiert und verdienen nach wie vor weniger als Männer.

Die jungen Generationen sind immer noch weit davon entfernt, das neue Gleichheitsideal zu verkörpern. Sie legen zwar vielleicht entsprechende Bekenntnisse ab, in ihrem Lebensstil bleibt vieles aber noch immer den alten Vorstellungen verhaftet. Frauen rackern sich nach wie vor in der Familienarbeit ab, auch wenn sie voll berufstätig sind, und Männer sind nur zu einem verschwindend geringen Prozentsatz bereit, die Rolle des Hausmannes zu übernehmen. Auch bei den deutschen Youtube-Stars bestehen Geschlechtsunterschiede hartnäckig fort: Youtuberinnen beschäftigen sich hauptsächlich mit Schminken und ihren Hobbys Basteln, Nähen und Kochen. Die Feministin Elisabeth Furtwängler, die die Youtube-Studie gemeinsam mit ihrer Mutter Maria in Auftrag gegeben hatte, stellte konsterniert fest:

»Die Studienergebnisse haben uns vor eine Reihe von Fragen gestellt, auf die wir als Feministinnen zunächst keine Antwort haben: Warum sind die erfolgreichen Akteur*innen in den neuen sozialen Medien, ausgerechnet die mit den rückwärtsgewandt erscheinenden Geschlechtsrollen und wie können wir eine größere Vielfalt sichtbar machen?« (MaLisa, 2019, S. 3)

Diese Rückschläge werden wie eh und je mit gesellschaftlichen Bedingungen erklärt, die in der Tat in mancher Hinsicht keineswegs ideal sind, was beispielsweise die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexiblere Arbeitszeitregelungen oder durch das ausreichende Angebot einer qualitativ hochwertigen außerhäuslichen Kinderbetreuung betrifft. Allerdings sollte man sich mit dieser Erklärung nicht zufriedengeben. Es stellt sich nämlich die Frage, ob das Vorgehen, mit dem man die Veränderungen herbeiführen wollte, der Vielschichtigkeit des Problems angemessen war.

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