Читать книгу Liberté am Blomenhof - Doris Distler - Страница 16
ОглавлениеKatzen, Mittagessen und der Bürgermeister
Ein stechender, durchdringender Schmerz am Knöchel ließ Kathi aufschreien. Sie legte ihre Lektüre auf den Holztisch neben sich und sah ihr Bein entlang. Die kleine süße Resi saß dort und biss ihre Dosenöffnerin in den Fuß. Jetzt umarmte die noch recht junge und verspielte und in keiner Weise erzogene Katze Kathis Fessel und setzte gerade an, noch einmal kräftig zuzubeißen.
»Hör auf, du Spinner!« stieß Kathi hevor und hielt mit ihrer Hand den Kopf der Katze von ihrem Bein ab. Innerlich musste sie ja lachen über ihr freches Haustier, aber das wollte sie nicht offen tun, um Resi nicht weiter zu solchen Taten zu ermutigen. Schließlich war die zweijährige Stubentigerin in der Kindheitsphase, wo sie noch lernen musste. Oder zumindest sollte. Stöhnend hievte sich Kathi vom Sofa hoch und nahm ihre Katze in die Arme.
»Ich geb´ dir ja glei wos zum Essen, du Schlawiner,« murmelte sie, während sie beim Gang in die Küche langsam wieder in die Jetzt-Zeit zurückkehrte. Wenn Resi Hunger hatte, dann musste es schon nach Mittag sein. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihre Vermutung.
Und dann musste auch Friedrich bald von seiner Schicht nach Hause kommen und würde ebenfalls etwas essen wollen. Bevor er sie auch noch irgendwohin biss, bereitete sie lieber gleich etwas zu essen zu.
Als Kathi in den Kühlschrank nach der Katzenfutterdose griff, zog sie mit der anderen Hand die Gemüsefächer nacheinander auf, um zu sehen, was sie kochen konnte. Sie fand eine Aubergine, zwei Zucchini, Champignons und zwei Paprikaschoten.
Ich hab ja gestern no eing´kauft, fiel ihr ein und sie war dankbar für ihre Vorratshaltung, über die sich Friedrich wegen der vollen Speisekammer und des oft überquellenden Kühlschranks manchmal mokierte. Aber im Moment wäre sie nicht fähig gewesen, aus der Lese-Versenkung heraus eine Mahlzeit zu planen und auch noch die Zutaten zu besorgen. So gab ihr der Kühlschrank schon vor, was sie mehr oder weniger aus dem Handgelenk machen konnte: Süditalienische Antipasti, als kleinen Vorgeschmack auf den Sommer.
Nach der Katzenversorgung wusch Kathi das Gemüse, schnippelte es in mundgerechte Stücke, dazu noch Zwiebel und Knoblauch aus der Speisekammer, die ebenfalls zu groben Stücken wurden, und Pinienkerne fand sie auch noch. Diese röstete sie schnell in einer Pfanne ohne Fett an. Dann suchte sie nach einem Glas Kapern, das ebenfalls auftauchte, Vorratshaltung sei Dank. Rosinen kamen auch noch zum Vorschein und Kathi legte alles in einen großen Bräter und vermischte es. Darüber goss sie einen Viertel Liter Olivenöl, einige Esslöffel Aceto Bianco, gab noch italienische Kräuter dazu, Salz und Pfeffer und rührte erneut alles durch. Zum Schluss füllte sie die Pinienkerne aus der Pfanne in den Bräter und mixte noch einmal das Gemüse. Nebenbei hatte sie die Bratröhre auf 200 Grad vorgeheizt, wo sie nun den Bräter einschob.
Den Kurzzeitwecker stellte sie auf vierzig Minuten.
Als sie aus der Küche ging, öffnete sie am Ende des Raumes noch den Tiefkühlschrank und holte ein gefrorenes Baguette heraus, das sie daneben auf die Ablagefläche legte, damit es auftauen konnte.
Doch so schnell kam Kathi nicht zu ihrer Lektüre zurück, denn jetzt klingelte das Telefon.
»Hallo Frau Muckenrieder, mia hom wieda an Termin,« begrüßte sie Bürgermeister Fuchs, mit dem sie oft zusammenarbeitete, wenn sie für den Neumarkter Boten über Neues aus der Gemeinde Büsa schrieb. Kathi war als Reporterin für die Gemeinde zuständig.
»Worum gehts dabei?« wollte sie wissen.
»Den aktuellen Stand vom Breitbandausbau in der Gemeinde,« erklärte ihr das Gemeindeoberhaupt. Am nächsten Tag nachmittags um drei wollten sich alle Beteiligten an einem Ort im Weiler Bernsteinthal treffen, wo es eine Mini-Pressekonferenz geben sollte, anschließend noch ein Besuch beim Kräuterlehrgarten im Hauptort Büsa selbst. Der Obst- und Gartenbauverein feierte ein Jubiläum und dazu sollte das Radi-Essen angekündigt werden, das jährlich in Büsa stattfand. Also ein gemeinsames Essen von Rettich beim Kraüterlehrgarten, vermutlich mit Brezen, Butter und Bier.
Kathi notierte sich die Termine vorsichtshalber in ihrem Terminkalender, der neben dem Telefon lag.
»Alles klar, ich komm,« antwortete Kathi Herrn Fuchs, den sie sehr schätzte, weil er in ihren Augen ein ruhiger, zuverlässiger Mann war, der sich für seine Gemeinde wirklich einsetzte.
Bis auf das eine Mal, wo sie doch etwas verärgert gewesen war. Die Hauptstraße durch Büsa war schon seit Monaten wegen Bauarbeiten gesperrt gewesen. Kathi hatte damals noch Energiearbeit für Kunden angeboten, dazu Seminare und Ausbildungen in geistigem Heilen. Mit zunehmender Dauer der Straßensperrung waren ihre Kunden ferngeblieben und sie in die roten Zahlen gerutscht. Die Kunden hatten den zehn Kilometer weiteren Umweg über Eismannsdorf gescheut, denn vor allem im Winter gab es dort – wie der Name schon sagte – Eisflächen und Schneewehen auf der Straße, die manche edle Stadt-Karosse zum Aufgeben gezwungen hatten.
Als Kathi dann den Bürgermeister in Büsa auf der gesperrten Straße getroffen hatte, wollte sie wissen, wann denn die Straße wieder geöffnet werden würde. Und ob jetzt womöglich als nächstes auch noch die Verbindungsstraße von Büsa nach Litzldorf aufgerissen würde.
»Dann setz i mi aber dao her auf die Hauptstraß´und mach an Sitzstreik,« war ihr letzter Kommentar zu dem Thema gewesen und sie war durch den Schnee zu ihrem Auto zurück gestapft.
Der Bürgermeister hatte geschmunzelt, als sie ihm das mit dem Sitzstreik angedroht hatte. Doch Kathi hatte es durchaus ernst gemeint und hätte sich auf die Straße gesetzt, wahrscheinlich hätte sie sich auch noch an einem Verkehrsschild angekettet.
Doch so weit war es nicht gekommen, die Straße wurde am nächsten Tag für den Durchgangsverkehr geöffnet und die Landstraße zum fünf Kilometer entfernten Litzldorf blieb bisher unberührt von Baggern oder anderem schweren Gerät.
Endlich konnte Kathi zu ihrem Sofa zurückkehren. Da kratzte Maxl an der Balkontüre, um nach innen zu kommen. Der Kater gehörte ebenfalls zu ihrem Haushalt und natürlich bekam auch er, der aktive Freigänger, mittags Hunger, wie die ganze Familie. Also kehrte Kathi noch einmal in die Küche zurück. Die Antipasti brutzelten vor sich hin und Kathi schnappte sich einen Servierlöffel, mit dem sie das Gemüse einmal kurz wendete und durchrührte, gab auch Maxl sein Futter, und ging dann endlich zum Sofa zurück, um weiter zu lesen.