Читать книгу Liberté am Blomenhof - Doris Distler - Страница 20
ОглавлениеDas Herz verloren
Die läi ma leem. Däi solln an Haffa kloane Saala kräing,« beendete Annamirl ihren Entschluss zur Schweinezucht.
Hannes stöhnte und zog die Augenbrauen zusammen.
Wenn er schon den Verein »Menschen für Tierrechte« gekannt hätte, hätte er ihn bestimmt verflucht, dachte Kathi schmunzelnd.
Da machte sein angetrautes Eheweib all seine landwirtschaftlichen Pläne zunichte, weil sie ihr Herz ausgerechnet an Schweine verloren hatte!
Annamirl dagegen feixte. Sie wusste genau, dass Hannes kein Tier mehr schlachten konnte, sobald es einen Namen trug.
Und Napoleon blickte staunend von einem zum anderen und wieder zu den Ferkeln, die sich inzwischen dank ihrer liebevoll streichelnden neuen Sau-Mutter sauwohl fühlten.
»I woaß schou, warum ich di nie mit nimm zum Saalamack,« brummelte Hannes in seinen nicht vorhandenen Bart.
»Ehem,« räusperte sich Napoleon. Die Köpfe fuhren zu ihm herum.
»Isch muss ´olen mein Ferd und geben Wasser,« radebrechte er.
Annamirl fühlte sich seltsam erinnert an ihr erstes Treffen, dazu kam ihr Hausfrauen-Gewissen, das sich jetzt regte.
»Natürli! Kumm, mia holn´s und gebn eam Wasser und a Hei.«
Damit zog Annamirl Napoleon am Ärmel mit sich ins Freie, wo Marengo geduldig wartete, seit Napoleon sein Pferd am Zaun direkt neben dem Hauseck festgebunden hatte, an dem jetzt jahreszeitlich bedingt keine Blumen lockten. Als Annamirl nach dem Zaumzeug griff, um das Pferd in die Scheune zu führen, stellte sich Napoleon hinter sie und küsste sie sanft in den Nacken. Annamirl erschauerte.
»Niat! Der Hannes« flüsterte sie und deutete mit ihrem Kopf zur Scheune. Napoleon nickte und schweigend gingen sie mit dem Pferd in Richtung Scheunentor. Während Annamirl Marengo zur Tränke führte, beobachtete Napoleon den Hausherrn, der noch immer vor der Ferkel-Umzäunung kniete und einen verzückten Gesichtsausdruck hatte, während er die kleinen Schweine streichelte.
Mit einem Lächeln betrachtete Napoleon nun den grobschlächtigen Mann, der sich so liebevoll um seine Schweine kümmerte, obwohl es sein Job wäre, sie groß zu ziehen und dann zu schlachten.
Wenn alle Oberpfälzer solch herzensgute und zugleich zupackende Menschen waren, konnte er ja nur mit ihnen gewinnen. So beschloss er: Mit den Oberpfälzern und den bayerischen Gebieten drumherum würde er künftig zusammenarbeiten.
Und er betete, dass die Oberpfälzer niemals vergaßen, auf ihr Herz zu hören.