Читать книгу Liberté am Blomenhof - Doris Distler - Страница 19

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Ein Feriengast

Schwer atmend lagen Napoleon und Annamirl Gailer im ehelichen Bett. Annamirls Magen knurrte laut vernehmbar.

»I hob an Hunga. Du aa?« fragte sie ihren Geliebten.

»Isch konnt essen eine ganze Wildschwein,« erwiderte er.

»Dann auf gäihts! Mach ma uns wos!« damit warf Annamirl die Bettdecke zum Fußende, raffte ihre Kleidung zusammen und schlüpfte in die einzelnen Wäschestücke. Napoleon beobachtete sie fasziniert dabei.

»Wos schaust?« wollte die ländliche Schönheit wissen.

»Ma belle Annamirrell!« hauchte Napoleon und lächelte sie verliebt an.

Die Angesprochene errötete sachte. Komplimente war sie gar nicht gewohnt. Und dass dies ein Kompliment war, hatte auch sie verstanden. Sie glitt zu Napoleons Bettseite und setzte sich auf die Kante, dann strich sie ihm liebevoll eine Strähne aus der Stirn.

»Und du bist es Beste, wos mia je passiert is,« gab sie zurück. »Owa äitz kumm! I verhunger!«

»Oh no, das geht nischt, dass du ´ungerst« stellte Napoleon beim Aufstehen fest. Auch sein Magen knurrte inzwischen deutlich hörbar.

Auf dem Weg zur Küche ging Annamirl in eine kleine Kammer, wo sie aus einem Regal eine Hand voll Eier angelte, ein Stück Schinkenspeck und einen Kanten Brot.

Sie überließ Napoleon den Schinken und das Brot, balancierte selbst die Eier in die Küche, wo sie sie vorsichtig auf einer Arbeitsfläche ablegte.

In kürzester Zeit zauberte sie Rührei mit Speck, schnitt vom Brot ein paar Scheiben ab und reichte Napoleon schließlich einen gefüllten Teller, dazu Brot und eine Gabel.

Gemeinsam setzten sie sich an den Esstisch, den der Gast ja schon kannte. Er nahm seinen altbekannten Sitz ein und schaufelte die Rühreier mit Heißhunger in seinen Mund. Das Brot dazu schmeckte ihm ebenso köstlich. Da klopfte es am Fenster. Laut und deutlich.

»Hei, ihr Zwoa, macht´s amal d´Hausdier aaf!« brüllte einer durchs Fenster und wedelte mit den Armen. So viel konnte man in der Dunkelheit sehen.

»Da Hannes is hoam kumma,« stellte Annamirl fest. Sie lief zur Haustüre und schloss sie auf. Sie hatte ganz vergessen, dass sie sicherheitshalber zugesperrt hatte.

»Warum sperrst du dich denn ei?« wollte Hannes wissen.

»Mia hom an Gast, damit mia niat gstohln wern,« entgegnete sie schlagfertig.

Hannes sah erstaunt auf ihre aufgelöste Frisur und die nackten Füße.

»Host du Hitzn, oder wos is laos?«

Da durchzuckte es Annamirl, dass man ihr das Abenteuer von soeben ansehen könnte.

»Na, i hob wos in am Schrank gsucht,« behalf sie sich mit einer Notlüge.

»Kumm mit eina, dao gibts wos zum Essen.« Annamirl packte Hannes am Ärmel, der sichtlich mit den Informationen kämpfte und etwas überfordert schien. Annamirl zog Hannes in die Wohnstube. »Schau amoi, wer kumma is.« Sie deutete auf Napoleon, dann verschwand sie in der Küchenecke der Stube.

Über Hannes Gesicht glitt ein Strahlen.

»Ja der Napoleon!« rief er und stürmte auf ihn zu. »Griaß di! Schäi, dass´d wieda amal dao bist!« begrüßte er seinen Gast überschwenglich und klopfte ihm kräftig auf die Schulter.

»Zum Essen hot´s dia wos gem, des passt. Mogst aa wos trinka? A Bäia? Bia?«

Napoleon nickte erfreut, stand auf und klopfte seinerseits dem Gastgeber auf die Schulter.

»Isch macke Ferien ier, wenn es ist bon für eusch,« murmelte er leise.

Hannes sah glücklich aus.

»Owa fralle! Du bist unsa Gast! Wäi lang host Zeit?«

»Bis Januarr.«

»Ja des is doch prima! Dann kannst mia a glei helfa im Stoi und kannst mein Freind im Wirtshaus kennalerna und kannst mit zum nächsten Saalamack...« Hannes überschlug sich förmlich vor Einfällen.

»Was is Saalamack?« wollte Napoleon wissen.

»Dao wern Saala, oiso Schweindl verkafft und i hob aa zwoa mitbraocht heit. A Manndl und a Weiwe. Mogstas seng?«

Napoleon war von dem Dialekt-Schwall leicht überfordert, da kam auch schon Annamirl vom Herd an den Tisch, in der einen Hand einen neuen Teller mit einem riesigen Berg Rührei mit Speck und in der anderen zwei dicke Scheiben Brot und eine Gabel.

»Dao hock di her und iss erscht amoi, Hannes.« Damit stellte sie den Teller auf den Tisch, gegenüber von Napoleon, und Hannes folgte ihr gehorsam.

Auch er schien hungrig geworden zu sein beim Schweine-Kauf mit anschließender Diskussion.

»Wao host äitz die kloana Saala?« wollte Annamirl wissen.

»Draußn im Stoi,« mampfte Hannes.

Als auch der Hausherr gesättigt war, forderte er Annamirl und Napoleon auf, ihm in den Stall zu folgen, um den Neuerwerb zu begutachten.

Die Stalltüre quietschte wie eh und je, als das Trio die Tierherberge betrat. Sofort stürzte sich Annamirl auf die kleinen Ferkel, die nun im Schweineabteil herumtollten. »Mei, san däi schäi!« jubilierte sie und griff sich gleich das kleinere, um es an ihre Brust zu pressen. Das Ferkel quiekte, ließ sich aber dann die Streicheleinheiten gerne gefallen.

»O schaug amoi, Hannes, wäi läib dass des is!« In dem Moment begann das Ferkel, an Annamirls Finger zu saugen.

»Des wird ned g´schlacht und hoast äitz Resl,« sagte Annamirl resolut mit dem Beschützerinstinkt einer Mutter.

»Und des andere aa niad. Des is da Maxl,« fuhr sie fort.

Kathi stockte der Atem. Resi und Maxl! Die gleichen Namen, die sie ihren beiden Katzen gegeben hatte – das waren ja seltsame Übereinstimmungen.

Sie blickte vom Manuskript hoch und sah sich nach ihren befellten Lieblingen um. Resi lag wieder eingekuschelt in die Decke an ihrem Fußende und Maxl schlummerte am Fenster auf einer weichen Decke, die sie letzten Winter gestrickt hatte. Eigentlich hatte es eine Jacke werden sollen, aber die Wolle und ihre Strickmotivation hatten nicht ausgereicht. So hatte sie das unförmige Ding spontan zu einer Katzendecke umfunktioniert. Und die Katzen hatten das Geschenk gerne angenommen.

Leise rief sie die beiden Namen. Während der Riesenkater Maxl sofort die Ohren spitzte und zu ihr sah, schlummerte die wesentlich kleinere, zierliche Resi in Ruhe weiter.

Immer, wenn Kathi den Eindruck hatte, dass es ihren Katzen gut ging, war sie beruhigt. So wandte sie auch jetzt ihren Kopf wieder dem Papier zu, um weiter zu lesen.

Liberté am Blomenhof

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