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Projekt Blomenhof

Wie flüssiger Bernstein sah die Halbe aus, die Ines Esser ihr eingeschenkt hatte. Ein wenig trüb – »naturtrüb«, wie ihre Cousine als Biersommeliere erklärte – aber es schmeckte Kathi wie noch nie ein Gerstensaft zuvor. Eigentlich mochte Kathi kein Bier, höchstens mal ein Radler. Aber das hier.... genießerisch schloss sie die Augen beim Trinken.

»Ich trink noch eins.« Kathi hielt ihrer Cousine das leere Glas hin, die gleich zur Zapfanlage eilte, die am Balkon aufgebaut war.

»Was ist denn mit dir los?« fragte Friedrich erstaunt.

»Des selber-gmachte Bier is echt der Hammer! Und die Zapfanlag aufm Balkon hat Stil,« kommentierte Kathi.

»Ja wenn scho, denn scho,« feixte Ines. »Mia macha koa halbe Sachen, wirst scho sehn.« Damit meinte sie das neue Projekt von ihr und ihrem Lebensgefährten Ferdinand Hohnäcker. Die beiden hatten schon einiges ausprobiert, von ihrer Aktion mit Grillwürstchen auf Gran Canaria bis zum Fisch-Verkaufswagen in der Regierungshauptstadt der Oberpfalz. Das letzte Projekt, Solaranlagen in Rumänien, hatte voll eingeschlagen und jetzt hatten die beiden ein uraltes Anwesen im sechs Kilometer entfernten Neumarkt gekauft, das zuletzt von Bikern als eine Art Obdachlosen-Unterkunft genutzt worden war. Das Gebäude war gut 500 Jahre alt und unglaublich verfallen. Um das alte Gemäuer befand sich viel freie Fläche.

»Des bauen wir wieder auf und machen a Gastronomie mit Biergarten rein,« plauderte Ines. »Und natürlich a eigene Brauerei. Im Moment san die Archäologen aufm Grundstück. Aber die san bald fertig, dann könn ma loslegen.«

»Homs denn wos gfundn?« bohrte Kathi nach. Die Journalistin war von Natur aus neugierig, was ihr bei ihrem Job zugutekam. Die Neugierde war auch einer der Gründe gewesen, warum sie den Beruf überhaupt erlernt hatte und ihn jetzt als freie Mitarbeiterin des Neumarkter Boten in der Gemeinde Büsa ausübte. Mit Leidenschaft und Begeisterung und viel Herzenswärme für die Menschen hier, die sie über alles schätzte.

Ines machte eine wegwerfende Handbewegung.

»Nix bsonders homs gfundn. Bloß altes Glump und a Hufeisen.«

»Da werd´ i owa trotzdem dranbleibn. Immerhin san Haus und Grund richtig historisch,« kündigte Kathi an. Sie erzählte nicht, dass sie schon in den letzten Wochen immer wieder einmal fasziniert zu dem alten Gebäude geblickt hatte, wenn sie beim Vorbeifahren Bau-Aktivitäten gesehen hatte. Irgendetwas an dem historischen Grund und Boden faszinierte sie unglaublich.

Und nun wusste Friedrich, der sieben Jahre jüngere Lebensgefährte von Kathi, Bescheid. Seine Holde begeisterte sich wieder mal für eine Sache und erfahrungsgemäß setzte sie dann alles daran, ihr Ziel zu erreichen. Er stöhnte leise.

Kathi und ihre Einfälle! Die letzte fixe Idee, die sie gehabt hatte, war Samba gewesen. Sie wollte unbedingt in einer Samba-Gruppe spielen, aber in Neumarkt, der nächstgelegenen größeren Stadt, gab es nichts dergleichen. Nach Nürnberg, Amberg oder Regensburg war es ihr zu weit zu fahren, vor allem mehrmals im Monat. Und was tat Kathi? Gründete einfach eine eigene Samba-Gruppe. Friedrich hatte versucht, sie von dem Vorhaben abzubringen, aber Kathi war stur geblieben und hatte es tatsächlich geschafft, so viel Samba-Begeisterte zu finden, dass eine beständige Samba-Bateria daraus wurde. Das hatte er sich ansehen wollen, also war Friedrich eines Tages zum Proben mitgekommen. Und er hatte sich prompt am Samba-Virus angesteckt. Seitdem war er ebenfalls dabei.

Friedrich war ein ganz anderer Typ als Kathi. Seine vierundfünfzigjährige Freundin war ein echter Zwilling. Die Sternzeichen konnten nicht falsch sein, wie die esoterik-begeisterte Kathi ihm immer wieder erzählte. Kathi war für Friedrich das beste Beispiel: Sie flog wie ein Schmetterling von Blüte zu Blüte, ohne irgendwo lange zu verweilen. Kathi hatte immer wieder neue Ideen, die für ihn, den nachdenklichen Waagemann, der alles sorgfältig abwog, ein Chaos nach dem anderen ankündigten. Aber, so tröstete er sich selbst, sein Leben mit Kathi blieb auf diese Weise abwechslungsreich und spannend.

Friedrich prostete seiner ideenreichen Lebensgefährtin zu. »Auf gutes Gelingen!« wünschte er ihr mit einem vertraulichen Augenzwinkern.

Liberté am Blomenhof

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