Читать книгу Der rosa Wolkenbruch - Dorothea Böhmer - Страница 10

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Mit einem lauten Ratsch riss Julie Frischhaltefolie entlang der gezackten Metallleiste von der Rolle. Es war später Samstagnachmittag. Sie und Doris hatten in der Küche alle Hände voll zu tun mit letzten Vorbereitungen für das Sommerfest am See. Auch ihr Zimmernachbar Klaus und seine Freundin Edith, sie war über das Wochenende zu Besuch, halfen mit. Doris rührte eine Vanillecreme an und Julie deckte den Kartoffelsalat mit Folie ab. Sie überlegte, ob sie als nächstes Tomatensalat oder Knoblauchbutter zubereiten sollte, als das Flurtelefon läutete. Alle anderen hatten die Hände voll, also ging sie an den Apparat.

„Sophie! … Ich verstehe nichts. Es rauscht so. … Ja, jetzt ist es besser. Wo bist du?“

„Wir sind an einer Autobahnraststätte und ungefähr in einer Stunde bei euch. Christian ist bei uns.“

„Was? Wie hast du das gemacht?“

„Ich habe ihn in deinem Namen zum Sommerfest einladen und betont, dass du dich sehr freuen würdest, wenn er mitkäme.“

„…“

„Hallo? Julie? Julie, bis du noch dran?“

Julie sprach langsam, mit tiefer Stimmt und betonte jede Silbe: „Bist du von allen guten Geistern verlassen?“

„Reg dich nicht auf. Du klingst wie aus der Gruft. Er hat sofort ja gesagt. Bis gleich.“ Die Leitung knackte.

Julie hielt den Hörer noch in der Hand. Freute sie sich? Ja. Aber sie war verunsichert und nervös. Wie sollte sie sich Christian gegenüber verhalten?

„Was ist?“ Doris sah sie erwartungsvoll an.

„Sophie schätzt, dass sie in einer Stunde da sind.“

Julie zog eine Flasche Chianti aus der Weinkiste heraus. Im großen Weidenkorb, in dem sie Besteck, Servietten und Gläser verstaut hatte, angelte sie nach dem Korkenzieher. „Noch jemand einen Schluck?“

„Ja, schenk mir was ein.“ Klaus studierte ebenso wie Doris Lehramt.

„Dass du dich nie zurückhalten kannst.“

Er ignorierte das Genörgel seiner Freundin Edith, die sich selbst als seine Verlobte ausgab. Erst vor ein paar Tagen hatte sich Klaus bei Julie das Herz ausgeschüttet und ihr gestanden, dass Edith ihn seit Monaten bekniete, endlich zu heiraten. Für Klaus war es wichtig, erst das Studium abzuschließen und eine feste Stelle zu haben. Er wollte finanziell gesichert sein, bevor er sich zu einem solchen Schritt entschloss. Der eigentliche Grund, warum er mit Julie gesprochen hatte, er war an dem Abend mit einer Flasche Wein in ihr Zimmer gekommen, war sein letzter Besuch bei Edith. Klaus stand immer noch unter Schock als er davon erzählte. Edith hatte ihm das Brautkleid vorgeführt, das sie sich ohne sein Wissen und ohne einen Heiratsantrag von ihm erhalten zu haben, gekauft hatte: eine üppig verzierte Robe mit Reifrock und Schleppe; sogar den langen Schleier hatte sie sich ins Haar gesteckt.

Der rosa Wolkenbruch

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