Читать книгу Der rosa Wolkenbruch - Dorothea Böhmer - Страница 21
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War Christian zu Hause, verließ er kaum sein Zimmer. Julie dagegen verbrachte, wenn sie wusste, er war da, viel Zeit in der Küche, um ihn wenigstens zu sehen, wenn er aus seinem Zimmer trat oder die Wohnung verließ. Sie sprachen wenig miteinander, Christian hatte sich völlig zurückgezogen. Die Lebensmittel kauften sie getrennt ein, ohne sich abzusprechen.
Als er jetzt in die Küche kam, um sich Saft aus dem Kühlschrank zu holen, las Julie Zeitung. Er zögerte, ging aber zum Kühlschrank. „Ich werde ein paar Tage weg sein.“ Sie sah erst auf, als er stockte. „Ich fahre nach Paris.“ Sie wusste, auch ohne dass er weitersprach, dass er dort den Musiker besuchen würde. Julie ging mit schnellen Schritten in ihr Zimmer und schlug die Tür mit aller Gewalt zu. Mit einem Mal war die äußere Ruhe und Gefasstheit weg und ihre ganze unterdrückte Wut kam zum Ausbruch. Sie schrie, riss Bücher aus dem Regal und warf sie gegen die Wand. Ihr Blick fiel auf das Telefon. In ihrer Ohnmacht schleuderte sie den Apparat gegen die Tür. Die Glasscheibe zerbarst und landete zersplittert samt Telefon im Gang. Julie stand wie angewurzelt in der Mitte des Zimmers und blickte durch den leeren Türrahmen auf den Scherbenhaufen, als Christian totenbleich aus der Küche kam. Er zog seine Jacke an und flüsterte: „Ich habe Angst vor dir, große Angst.“ Dann verließ er die Wohnung.
Julie kannte sich selbst nicht mehr. Hatte sie es geschafft, ihn endgültig von sich weg zu treiben? War jetzt alles zwischen ihnen zerstört? Sie holte Schaufel und Besen und begann mechanisch, die Bruchstücke zusammenzukehren. Eigentlich war sie froh, dass das Glas kaputt gegangen war, der Lärm hatte sie zur Vernunft gebracht. Wer weiß, was sie sonst noch zertrümmert hätte. Gleich morgen würde sie beim Glaser anrufen, um eine neue Scheibe zu bestellen. Als sie das Telefon aufhob, war kein Freizeichen zu hören, im Inneren des Apparates klapperte es. Jetzt konnte Christian sie nicht einmal mehr telefonisch erreichen, falls er das überhaupt wollte. In ihren Schmerz mischte sich wieder Groll. Das Geld für den Glaser würde sie vom gemeinsamen Konto nehmen, schließlich wollte ER ja von ihr weg. Schließlich war ER doch an allem schuld. Sollte ER doch zahlen. Nur einen Moment später schämte sie sich für ihre Gedanken. Sie spürte doch, dass Christian genauso trauerte wie sie. Aber anstatt sich von Stimmungsschwankungen hinreißen zu lassen, wie Julie, kapselte er sich von ihr und gemeinsamen Freunden ab.