Читать книгу Der rosa Wolkenbruch - Dorothea Böhmer - Страница 8

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Drei Gläser Wein. Doris hat heute richtig über die Stränge geschlagen, wunderte sich Julie. Kurz vor Mitternacht beschlossen beide ins Bett zu gehen. Als sie nicht mehr über Beziehungen sprachen, war der Abend noch recht lustig geworden. Die Tür der Kellerbar fiel knallend hinter ihnen zu, während sie versuchten, untergehakt die Treppenstufen zu treffen. Julie hielt sich am Geländer fest und zog die kichernde Doris hinter sich her. Zur selben Zeit schnappte die gläserne Haustür des Wohnheimes zu. Harry und Christian trafen die beiden jungen Frauen auf der Treppe in nicht gerade vorteilhafter Haltung an, aber mit durchaus sympathischer Ausstrahlung

„Hallo Harry.“ Julie sah ihn zuerst. Ihr fiel wieder auf, dass er einen ziemlichen Bierbauch hatte.

„Hallo Mädels. Los, kommt mit runter. Wir müssen nach der langen Fahrt etwas trinken. Das ist Christian.“

„Hallo Christian“, säuselte Doris angetüdelt.

„Was meinst du Doris, sollen wir mit? Ich gehe nur, wenn du mitgehst.“ Julies Füße standen bereits treppabwärts.

Christian sah Julie an. Seine Augenfarbe konnte sie in dem dunklen Treppenhaus nicht erkennen. Bis auf ein ruhiges „Hallo“ hatte er noch nichts gesagt.

„Das ist Erpressung!“ Aber Doris ging mit.

Harry nahm Julie rechts und Doris links in die Arme und schob beide vor sich her.

***

Sie redeten ununterbrochen. Christian erfuhr, dass Julie Journalismus studierte, im Nebenfach Kunstgeschichte belegt hatte und sich auf Fotojournalismus spezialisierte. Sie sprachen über Konzerte, über Künstler und über Kunst in und an öffentlichen Gebäuden.

Harry meinte: „Ich sehe nicht ein, dass manche Künstler und ihre Kunst durch Steuergelder finanziert werden. Warum soll die Allgemeinheit für die Selbstverwirklichung von Egozentrikern zahlen?“

Das brachte Julie auf: „Weil sie die Allgemeinheit inspirieren und ihr Denkanstöße geben, auf welche die Allermeisten sonst nie kämen, da sie weder Zeit noch den Grips dazu haben.“ Sie unterdrückte zu sagen, Leute wie du zum Beispiel.

So müsste das Mädchen sein, das ich einmal heirate. Christian wusste selbst nicht, wieso er plötzlich auf diesen Gedanken kam. Es gefiel ihm, wie Julie ihre Meinung vertrat.

Unvermittelt rief Doris: „Wisst ihr, dass ihr ausseht wie Geschwister?“

Julie und Christian hatten tatsächlich große Ähnlichkeit, die Haarfarbe, die Augenfarbe, überhaupt die Gesichtszüge. Christian war aber in seiner Stimme, seinen Bewegungen und Bemerkungen sehr viel ruhiger als Julie.

Harry und Doris waren längst in ihren Zimmern verschwunden, als der studentische Bardienst Christian und Julie hinauswarf. Bevor Christian im Flur verschwand, in dem das Zimmer von Harry lag, umarmte er Julie. „Ich bin froh, dass mich Harry mitgenommen hat.“

„Für mich war es ein sehr schöner Abend.“ Sie zögerte. „Schade, dass ich die Vorlesung über Bildrechte morgen nicht ausfallen lassen kann.“

„Ja, schade.“

„Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“

Christian drehte sich im Gang noch einmal um und sah Julie nach, die im gegenüberliegenden Flur verschwand.

Der rosa Wolkenbruch

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