Читать книгу Der rosa Wolkenbruch - Dorothea Böhmer - Страница 9
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Julie schlug so fest auf den piependen Wecker, dass er scheppernd vom Regal auf den Schreibtisch fiel. Klaus, ihr Zimmernachbar, würde sich wieder über den Lärm beschweren. Sie war von selbst aufgewacht und schon fast angezogen. Christian ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Irgendetwas war an ihm anders als bei den Männern, die Julie kannte, aber sie wusste nicht genau, was es war. Er hörte aufmerksam zu, war rücksichtsvoll, fast sanft, hatte nicht über Fußball oder Autos gesprochen, war an Oper und Kunst interessiert und vor allem stellte er nicht das männliche Imponiergehabe zur Schau, das Julie so lächerlich und nervig fand. Außerdem hatte er keine Frauen gemustert. Naja, er hatte Julie zwar beobachtet, aber anders als die vielen Männer, die Frauen nur nach dem Aussehen beurteilten. Julie hatte das Gefühl, Christian sah sie als Person. Sie schlüpfte in die Jeans. Noch bevor sie zur Uni ging, musste sie Sophie erwischen. Ihre Freundin wohnte ein paar Zimmer weiter. Vielleicht wusste Sophie etwas über Christian, schließlich stammten Markus, ihr Freund, Harry und Christian aus demselben Dorf.
Mit ihren kurzen, dunkelblonden Locken und grünen Augen sah Sophie pfiffig aus. Sie war ein Küstenkind aus dem hohen Norden. Wenn Julie sie betrachtete, war sie immer erstaunt, wie viel Energie Sophie ausstrahlte. Von der angeblich nordischen Kühle war an ihr nichts zu bemerken.
„Ja, natürlich kenne ich ihn.“ Sophie nahm einen Schluck Tee. Sie saß Julie am Tisch der Stockwerksküche gegenüber, kostete es aus, dass Julie sie erwartungsvoll ansah, und ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. Dann stützte sie ihr Gesicht in die Hände und gab enttäuscht zu: „Weißt du, ich habe ihn nur einmal gesehen. Ich bin zu Harry ins Auto gestiegen. Plötzlich kommt von hinten eine Stimme und sagt „Hallo Sophie“. Ich habe mich umgedreht und war erstaunt, weil ich nicht wusste, dass noch jemand da war. Harry hat Christian dann vorgestellt. Er sieht sehr gut aus. Findest du nicht auch?“
Mechanisch rührte Julie in ihrem Kaffee und beobachtete die kleinen Kreise an der Oberfläche. „Hm.“
„Er gefällt dir also? Nicht zu fassen, hattest du nicht gestern noch die Nase von Männern voll?“
„Du sollst hier nichts über mich erzählen, sondern über Christian. Aber du hast Recht. Ich habe die Nase von Männern voll und überhaupt keine Zeit für eine Beziehung. Danke für den Hinweis, das macht es leichter.“
„Hör zu. Ich bin nächsten Freitag bei Markus zu Hause und werde Christian wahrscheinlich bei einer Geburtstagsfeier treffen. Ich lade ihn zu unserem Sommerfest ein.“
„Mach keinen Unsinn.“ In hohem Bogen warf Julie den Kaffeelöffel vom Tisch aus ins Spülbecken, so dass es schepperte, trank ihren Kaffee aus und ließ Sophie sitzen.