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III. Bühnendichtung

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Die römische Tragödie

Den Brauch, Bühnenspiele zu Ehren der Götter aufzuführen, lernten die Römer im griechisch geprägten Süden Italiens kennen. Vor allem Tarent, das im Jahr 272 v. Chr. unter römische Herrschaft fiel, war eine Hochburg des Theaters. Als nach Beendigung des ersten Punischen Krieges (264–241 v. Chr.) die Römer den Sieg über Karthago mit einem großen Dankfest für die Götter feierten, übernahmen sie diesen Brauch und beauftragten einen tarentinischen Kriegsgefangenen mit der Durchführung: Livius Andronicus. Er war auch der erste, der griechische Tragödien und Komödien ins Lateinische übersetzte und in Rom zur Aufführung brachte. Bald folgten ihm weitere Übersetzer, die innerhalb kürzester Zeit die bedeutendsten Tragödien der griechischen Literatur in Rom heimisch machten. Vereinzelt versuchte man, römische Geschichte zu dramatisieren und ihre berühmtesten Gestalten zu Helden der Bühnendichtung zu erheben (fabula togata); in der Mehrzahl ihrer Werke blieben die Tragödiendichter aber den mythischen Stoffen der griechischen Tragödie treu.

Die römische Tragödie erlebt in der republikanischen Epoche mit den Stücken von Pacuvius (220 – kurz vor 130 v. Chr.) und Accius (170 – circa 86 v. Chr.) ihre Blütezeit. In der augusteischen Zeit geht sie fast ganz zugrunde. Natürlich werden die Dramen früherer Autoren noch aufgeführt; aber ein allgemeiner Geschmackswandel führt nun zu einer Bevorzugung von Bühnendarbietungen, in denen Musik und Tanz gegenüber dem gesprochenen Wort überwiegen (Pantomimus). Tragödiendichtung ist für den sonst als Historiker bekannten Feldherrn Asinius Pollio bezeugt, den Vergil als Verfasser von carmina erwähnt (ecl. 3,86). Auch Horaz weiß von Pollios Tragödiendichtung, bedauert aber bereits, dass der Autor diese nicht weiterführt (c. 2,10–12). Ovid hat eine viel gelobte Medea-Tragödie verfasst, die nur in wenigen Fragmenten erhalten ist. Nach Sueton (De vita Caesarum, Augustus 85,2) hat sich Augustus an einem Aiax versucht, diesen aber selbst getilgt. Verloren ist auch der Thyestes des Varius Rufus; er wurde im Jahr 29 v. Chr. zur Feier der Schlacht von Actium aufgeführt.

Die römische Komödie

Hauptvertreter der römischen Komödie in Rom sind Plautus (circa 250–184) und Terenz (circa 190–159). Beide schließen sich an die mittlere und neue griechische Komödie an, die sie in teils enger Anlehnung, teils freier Variation und Kontamination (Vermischung von Teilen aus verschiedenen Vorlagen) übertragen. Liebling des Publikums ist Plautus, der Anleihen bei den vorliterarischen Volksstücken nicht scheut und ein Feuerwerk aus Wortwitz, Slapstick und Typenkomik aufleuchten lässt. Terenz strebt dagegen nach höherer sprachlicher und künstlerischer Raffinesse und gibt seinen Übertragungen aus dem Griechischen durch die Kombination von Szenen oder Charakteren aus unterschiedlichen Vorlagen einen eigenen innovativen Charakter.

Mimus und Pantomimus

Aus augusteischer Zeit sind Komödien nicht überliefert. Daran dürfte der Publikumsgeschmack entscheidenden Anteil gehabt haben: Man bevorzugte Stegreifspiele und volkstümliche Darbietungen wie den Mimus, an dessen Ende regelmäßig die öffentliche Entkleidung der Schauspielerinnen stand. Am Niedergang der anspruchsvollen dramatischen Kunst seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. hat aber wohl auch der zunehmende Brauch öffentlicher Spiele mitgewirkt: Die Darbietungen im Circus erregten die Affekte der Menge stärker, als es die Tragödie vermocht hätte; sie boten ‚Unterhaltung‘, die keine Ansprüche an Bildung, Geschmack und geistige Disziplin stellte, und befriedigten primitive Instinkte. Tragödien und Komödien nach griechischen Vorbildern fanden sicher noch ein kleines Lesepublikum bzw. Auditorium (von solchen Lesungen tragischer Werke berichtet Tacitus im Dialogus de oratoribus), aber keine öffentliche Bühne mehr.

Die Literatur in der Zeit des Augustus

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