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VIII. Lyrik, Iambus, Epigramm

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Griechische Lyrik

Der Begriff,‚Lyrik‘ bzw. das ältere Synonym ‚Melik‘ (gr. mélos) bezeichnet ursprünglich Texte, die zur Lyra-Begleitung gesungen wurden. In der griechischen Literatur waren solche Darbietungen eingebunden in das Leben der Gemeinschaft und des Staates; Lyrisches wurde bei großen Festen und beim Symposion vorgetragen. Griechische Lyrik umfasst viele Facetten: Pindars Chorlyrik rühmt die Sieger der großen sportlichen Wettkämpfe und ihre Familien. Die bedeutendsten Vertreter monodischer, das heißt von einem Einzelnen vorgetragener Lyrik im Griechischen sind Sappho und Alkaios; wenngleich sie nur in Fragmenten überliefert sind, zeugt doch das Erhaltene von einem Formen- und Themenreichtum, wie er in späterer griechischer Lyrik nicht mehr erreicht wurde. Sapphos ganz subjektive Gedichte singen von der Liebe zu den Mädchen, mit denen sie zusammengelebt hat, und dem unfasslichen und überwältigenden Phänomen der Liebe überhaupt; in Hochzeitsgedichten (Epithalamien) lässt sie den Ablauf des Festes präsent werden. Von Alkaios besitzen wir gleichfalls Liebesgedichte, aber auch sympotische Lieder (zum Gastmahl, dem Symposion) und politisch engagierte Lyrik.

Römische Lyrik

Auch für römische Staatsfeste sind Lieder bezeugt; sie wurden aber in ritueller Wiederholung verwendet. Nur für die Säkularfeiern (Jahrhundertfeiern) gab man jeweils neue Lieder in Auftrag: Eines soll Livius Andronicus verfasst haben, ein weiteres ist von Horaz erhalten (carmen saeculare). Die römische Tragödie umfasst nach griechischem Vorbild auch lyrische Partien; die in der griechischen Literatur so reiche lyrische Kleinform hat aber in Rom nur selten Nachahmung gefunden.

Laevius (um 100 v. Chr.) verfasste eine Sammlung lyrischer Erotopaignia (Liebeständeleien), von denen aber fast nichts erhalten ist. Wenig später erprobten Catull und die Neoteriker einige Metra griechischer Lyrik in Liebes-, Trink- und Freundschaftsgedichten. Im Übrigen galt Lyrik in Rom aber als Spielerei ohne höheren Rang. Zudem waren die griechischen Vorbilder in dieser Gattung noch schwerer nachzubilden als sonst; die lateinische Sprache sperrte sich lange gegen die schwierigen Versmaße und Strophensysteme griechischer Lyrik. Erst Horaz gelang der Durchbruch: Seine Carmina sind formal und sprachlich vollendete Dichtungen, nach griechischen Vorbildern modelliert, aber in der Intellektualität der Gedankenführung von ganz eigener Raffinesse.

Horazische Lyrik

Horaz’ Lyrik fand in Rom zwar Imitatoren, aber offensichtlich keine kongenialen Nachfolger. Für Caesius Bassus, gestorben um 79 n. Chr., sind lyrische Dichtungen bezeugt; ein Passenus Paulus wird von Plinius rühmend als Elegiker und Lyriker erwähnt. Erhalten ist davon nichts; Quintilian hält von allen römischen Lyrikern nur Horaz für lesenswert (10,1,96). Motive und Versmaße seiner Lyrik wirkten allerdings innerhalb anderer Gattungen weiter, so in Senecas Chorliedern und Statius’ Silvae.

Iambische Dichtung

Das Versmaß des Iambus (hierzu zählt auch der Trochäus) wurde in Komödie und Tragödie für Sprechverse benutzt; die eigentlichen ‚Iambographen‘ wandten es in kürzeren Texten aggressiven oder satirischen Inhalts an. Die bedeutendsten griechischen Iambographen sind Archilochos von Paros (circa 680–640 v. Chr.), der auch den Begriff Iambos (die Etymologie ist unsicher) zum ersten Mal benutzt. Seine in der Mehrheit iambischen oder trochäischen Gedichte sind voll von persönlichen Attacken und allgemeiner Gesellschaftskritik.

In der nur in Fragmenten erhaltenen Sammlung iambischer Gedichte, die Kallimachos in hellenistischer Zeit verfasst hat, ist die Konzentration auf die Invektive einer Mischung vielfältigen Inhalts gewichen; ebenso setzt auch Horaz in den Epoden iambische Verse für Trink-, Freundschafts- und Liebeslieder ein.

Das Epigramm

Das Epigramm hat in der römischen Literatur seine Hochphase vor und nach der augusteischen Zeit, bei Catull und Martial. In augusteischer Zeit hat es weniger Gewicht. Vergils Jugendgedichte im Catalepton tragen epigrammatischen Charakter. Properz’ erstes Elegienbuch endet mit zwei kürzeren Gedichten, die man eher der Gattung Epigramm als der Elegie zurechnen möchte (1,21 und 22); auch der Gedichtzyklus der Sulpicia im Corpus Tibullianum oszilliert zwischen beiden Gattungen. Von Domitius Marsus sind ein Grabepigramm auf Tibull, ein Invektivenepigramm gegen den auch bei Horaz erwähnten Grammatiker Orbilius und zwei Disticha auf Augustus’ Mutter Atia erhalten (Sueton, de gramm. 9,3; Carmina Bobiensia 39 und 40). Ihn und Albinovanus Pedo nennt Martial als römische Epigrammatiker (praef. 1).

Carmina Priapea

Unsicher ist die Entstehungszeit der Priapea Carmina, einer kleinen Sammlung von Gedichten in elegischen Disticha, Elfsilbern und Hinkiamben (einem iambischen Vers, dessen vorletzte Silbe lang ist, so dass die regelmäßige’ Folge von Längen und Kürzen durchbrochen wird). Als Sprecher‘ tritt meist Priapus auf, der Schutzgott der Gärten, der mit dem Ithyphallos (erigiertes Glied) dargestellt wurde; die Sprechhaltung ist vielfältig und reicht von drastischen Drohungen gegenüber potenziellen Dieben über obszönen Spott auf alte Frauen bis zur frivolen Homerparodie. Auch in der so genannten Appendix Vergiliana sind drei priapeische Gedichte enthalten; ob sie Vergil zugeschrieben werden können, ist umstritten.

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