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Vorwort

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Dieses Buch ist kein Forschungsbericht, der alle Tendenzen jüngerer Forschung zur Literatur der augusteischen Zeit systematisch auflisten oder gar bewerten würde; ebenso wenig stellt es den Anspruch wissenschaftlicher Innovation. Stattdessen verfolgtes drei Ziele:

Zunächst einmal soll es einen breiten Leserkreis – Studierende oder interessierte Laien – in die formale und thematische Vielfalt einer der bedeutendsten und wirkungsmächtigsten Epochen der europäischen Literatur einführen. Diesem Einführungscharakter verdanken sich die grundlegenden Erläuterungen zu den Gattungen, Autoren und Texten ebenso wie das Bemühen, die historischen Hintergründe zu erläutern, Fachtermini zu erklären und Zitate zu übersetzen. Angesichts des umfangreichen Themenfeldes mit seiner Fülle relevanter Informationen war eine knappe Darstellungsform notwendig. Dass die Angaben mitunter – ganz unverkennbar etwa im Bereich der Rezeptionsgeschichte – fragmentarisch wirken müssen beziehungsweise allenfalls eine Auswahl bieten können, habe ich in Kauf genommen.

Ein zweites und wichtiges Ziel ist, den inneren Zusammenhang der Autoren dieser Epoche und ihre Stellung innerhalb ihres historischen beziehungsweise politischen Umfelds nachvollziehbar zu machen. Diese Zielsetzung schließt in sich ein heute nicht ganz selbstverständliches Bekenntnis ein: Das Bekenntnis, dass die Werke von Vergil und Horaz, Tibull, Properz und Ovid, Livius, Vitruv und Manilius und die ihrer Zeitgenossen, denen ein ungünstiges Schicksal es versagt hat, bis in die Neuzeit überliefert zu werden, mehr sind als ein Konglomerat zufällig zu derselben Zeit und unter demselben politischen System entstandener weitgehend disparater Texte. Die folgenden Kapitel wollen den veritablen Epochencharakter der augusteischen Literatur dokumentieren: Sie wollen zeigen, dass sich in den Werken der genannten Autoren die Teilhabe an gemeinsamen ästhetischen, poetologischen, politischen und ethischen Prinzipien niederschlägt. Dem Nachweis dieses inneren Konnexes dienen die allgemeinen Erläuterungen in Kapitel A und B, in denen die Bedingungen, unter denen augusteische Autoren schrieben und publizierten, dargelegt werden; die einleitenden Passagen zu den einzelnen Autoren vertiefen diesen Aspekt, soweit dies im Einzelfall möglich ist. Ebenso weisen die Werkreferate auf Parallelen, Abhängigkeiten und die Partizipation an epochenspezifischen ‚Diskursen‘ hin, Erläuterungen, die im Register systematisch verzeichnet sind.

Mein drittes Anliegen – und sicherlich das schwierigste – ist, Interesse an dieser einzigartigen Zeit und ihrer Literatur zu wecken: kein unkritisches Interesse, das in simpler Klassikerverehrung verharrt, sondern die Bereitschaft, zu den Texten selbst zu greifen. Die Frage, ob die referierenden Kurzskizzen, mit denen ich (fast) jedes Werk der Augusteer versehen habe, diesem Zweck hinderlich oder förderlich sind, hat mir lange zu schaffen gemacht. Meine Hoffnung ist, dass meine knappen Hinweise den Wunsch wachrufen, mehr und Genaueres über die besprochenen Texte zu erfahren – wie auch die Skepsis, ob diese ja unvermeidlich subjektiv geprägten Interpretationsansätze gerechtfertigt sind oder ob die eigene Lektüre andere Aspekte hervorheben und insgesamt anders werten würde. In jedem Fall sind die Paraphrasen unter diesem Aspekt verfasst: als Einführung in das Verständnis dieser Texte und als Anreiz, sie zu Hand zu nehmen, sie zu studieren, mit ihnen zu arbeiten. Um dies zu erleichtern, verzeichnet die Bibliographie neuere Ausgaben, Kommentare, Übersetzungen. Sie bietet im Übrigen eine schmale Auswahl jüngerer Fachliteratur und damit einen Zugang zu den aktuellen Forschungsdebatten.

Von meinen Mitarbeitern am Hamburger Institut für Griechische und Lateinische Philologie haben Robert Karacsony, Maike Steenblock und Anja Wolkenhauer beim Entstehen dieses Buches geholfen; sie haben Kritik geäußert, Material gesammelt, Fehler getilgt. Ihnen gilt mein herzlicher Dank.

Hamburg, im Februar 2005 Dorothee Gall
Die Literatur in der Zeit des Augustus

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