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Am späten Nachmittag war es so weit. Im LOU’s waren erste Gäste angekommen, standen am Tresen und unterhielten sich. Auch Ricardo war dabei. Am Billardtisch vertieften sich Flo, Chris, Irina und Hassan, die jugendlichen Stammgäste der ersten Stunde, in ihr Spiel. Remy Straub hatte Buena Vista Social Club aufgelegt, die Klänge schwebten durch den Raum, bildeten zusammen mit den Düften aus der Küche, wo Lou Feldmann in großen Töpfen die Abendgerichte bereitete, ein anheimelndes Stimmungsgemisch. Draußen fuhren zwei Streifenwagen vor, vier Uniformierte stiegen aus, ein Zivilwagen brachte drei Fahnder, darunter die Polizistin, die morgens vergeblich versucht hatte, Feldmann zu beschatten. Hauptkommissar Arno Schneider kam in seinem Privatwagen. Obwohl die Eingangstür offen stand, nahm drinnen niemand Notiz von diesem Aufgebot. Auch nicht davon, dass zwei Uniformierte sich vor der Haustür, durch die der Hintereingang zu LOU’s zu erreichen war, postierten, während sechs Personen den Raum betraten, Schneider in ihrer Mitte. Der Erste hatte einen Durchsuchungsbeschluss dabei, den er Remy Straub vor die Nase hielt. Sie warf einen kurzen Blick auf das Papier, drehte sich wortlos um und stapfte zur offenen Küchentür, wo sie, an den Türrahmen gelehnt, hineinrief: „Lou, deine Freunde sind da.“ Hinter ihr drängte bereits einer der Fahnder an ihr vorbei in die Küche.

Gelassen legte Lou Feldmann einen Deckel auf den Topf, in dem er gerade gerührt hatte, und stellte den Herd ab.

„Fühl dich wie zu Hause“, sagte er zu dem ungebetenen Gast, verließ die Küche und postierte sich neben Remy am Tresen.

Am Billardtisch hatten die Jugendlichen ihr Spiel unterbrochen und starrten feindselig auf die Eindringlinge.

„Scheißbullen, verpisst euch!“ Es war Flo, der seinem Unmut als Erster Luft machte.

„Ihr stört“, assistierte ihm Chris.

Hauptkommissar Schneider fuhr herum und packte Flo unsanft am Arm. „Was hast du gerade gesagt? Scheißbullen?“

Bevor Flo auch nur den Mund aufmachen konnte, stand Feldmann neben ihnen, langte grob nach Schneiders Hand, zog sie von Flos Arm weg und drückte zu. „Nimm deine Finger von meinen Gästen, Schneider. Du hast hier nichts zu suchen. Oder hast du vergessen, dass du Hausverbot hast?“

„Ich bin dienstlich hier.“

„Einen Dreck bist du. Die Fahnder vielleicht, aber du nicht. Es geht hier weder um Glücksspiel noch um Drogen.“

Die Polizistin vom Morgen war zu ihnen getreten. „Herr Feldmann, Ihre Wohnungsschlüssel und sämtliche Schlüssel vom Haus, bitte.“

Sofort fuhr vom Tresen her Ricardo mit scharfer Stimme dazwischen: „In meiner Wohnung habt ihr nichts zu suchen.“

„Zu dir wollen wir auch nicht, Ricardo“, sagte die Polizistin. Sie hielt Lou die offene Hand hin. „Also, wenn ich bitten darf.“

Feldmann musste Schneider wohl oder übel loslassen, um seinen Schlüsselbund aus der Tasche zu ziehen. Er streckte ihn der jungen Polizistin hin. „Und alles wieder schön aufräumen, wenn ich bitten darf. Nicht so wie beim letzten Mal.“

„Wenn du Manu versteckt hast, dann Gnade dir Gott, Lou“, sagte Schneider drohend.

Wortlos packte Feldmann ihn am Kragen und zwang ihn in Richtung Tür. „Raus.“

Das Telefon klingelte, Remy hob ab, ihre Augen weiteten sich, nach ein paar leise gestammelten Worten legte sie den Hörer wieder auf. Ihr Blick wanderte zu Feldmann, der mit Schneider jetzt auf der Türschwelle stand, Schneiders Kragen immer noch fest im Griff.

Schneider wand sich und versuchte Lous Hand abzuschütteln. „Dein Neffe hat meine Frau umgebracht!“

Feldmann zog die Augenbrauen in die Höhe. „Dass er sie gevögelt hat, heißt noch lange nicht, dass er sie umgebracht hat.“ Damit schob er Schneider über die Schwelle ins Freie hinaus, drehte sich um und stellte sich neben Remy hinter den Tresen.

Erleichtert rückten sich die davor sitzenden Gäste, die mit dem Eintreffen der Polizisten ihre Gespräche unterbrochen und die Szene zwischen Schneider und Feldmann neugierig und ein wenig ängstlich verfolgt hatten, auf ihren Hockern zurecht. Ricardo zeigte Lou seine erhobene Faust mit hochgerecktem Daumen und ließ einen anerkennenden Pfiff hören. Die beiden nickten sich zu. Im Gastraum standen die Polizisten und warteten auf weitere Anweisungen. Die bekamen sie, als ihr Kollege von der Fahndung wieder aus dem Getränkekeller auftauchte und durch Handzeichen deutlich machte, dass er nicht fündig geworden war.

„Dann gehen wir jetzt nach oben“, entschied die Polizistin, der Feldmann seine Schlüssel ausgehändigt hatte.

Ricardo drehte sich um. „Dann mal viel Erfolg.“

Zehn Sekunden später war der ganze Trupp verschwunden.

„Ich hab’s dir ja gesagt, Lou“, sagte Remy. „Es geht wieder los. Nur dass Aydin dieses Mal den Dreck nicht wegräumt. Sie hat gerade angerufen. Aus dem Krankenhaus.“

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