Читать книгу Glücksspieler - Elfi Hartenstein - Страница 14

Lou Feldmann drückte am Tor der Einfahrt zu Dimitri Cordalis’ Dahlemer Villa auf die Klingel. Nach einer Weile antwortete die Sprechanlage: „Wer stört?“

Feldmann nannte seinen Namen, das Tor schwang auf, er ging die abschüssige Einfahrt hinunter zur offenen Haustür. Hund Rudi erkannte ihn, beschnüffelte ihn und trabte voran. Im Salon stand Dimitri Cordalis vor einem großen Ölgemälde. Er drehte sich nicht zu Feldmann um. Der stellte sich neben ihn und betrachtete ebenfalls das Bild. Es zeigte eine idealisierte Halbnackte. Ein Ölschinken, lag Feldmann auf der Zunge, Kitsch. Aber obwohl er wütend auf Cordalis war, sagte er es nicht.

„Das Bild habe ich heute auf einer Auktion ersteigert“, sagte Cordalis stolz. „Gefällt es dir?“

„Schöne Frau“, antwortete Feldmann trocken. „Makellos. Keine Beulen, keine Schrammen im Gesicht, offensichtlich auch keine gebrochenen Rippen, kein gebrochener Arm …“

„Bist du deshalb hier?“

„Auch. Aydin Celik arbeitet für mich. Ich bin für sie verantwortlich.“

„Meine Jungs langen manchmal ein bisschen hart zu.“

„Dafür bezahlst du sie.“

„Frau Celik weiß, wo ihr Mann ist.“

„Vielleicht.“

„Weiß sie auch, wie hoch die Schulden sind, die Mehmet bei mir hat?“

„Es übersteigt vermutlich ihr Vorstellungsvermögen, was ihr Mann so verzockt.“

„Manchmal gewinnt er auch. Viel. Sein letzter Gewinn hätte locker gereicht, um seine Schulden samt Zinsen bei mir zu begleichen. Meine Geldeintreiber wollten kassieren. Er hat gesagt, er bringt es mir selbst vorbei. Sofort. Aber auf dem Weg zu mir hat er einen kurzen Stopp eingelegt und alles wieder verspielt. Das macht mich sauer. Um nicht zu sagen: wütend. Was, denkst du, halten andere Schuldner von mir, wenn ich ihm das durchgehen lasse? Sag es mir.“

„Ich sage nur: Halte dich an Mehmet. Und lass seine Frau in Ruhe. Sonst kriegst du Ärger mit mir. Großen Ärger. Meine Angestellten verlassen sich auf mich. Was, meinst du, halten die von mir, wenn ich dir das durchgehen lasse?“ Feldmanns Stimme war eisig.

Cordalis sah vom Bild weg und blickte ihn direkt an. „Du weißt, wo er ist.“

„In Istanbul“, sagte Feldmann, „jedenfalls hab ich ihm den Heimflug spendiert. Zum Flugzeug habe ich ihn allerdings nicht gebracht.“

Cordalis lächelte ihn mitleidig an. „Lou Feldmann und sein gutes Herz. Du weißt genau, wenn Mehmet in Istanbul zockt, erfahre ich das sofort. Und ich schicke meine Leute hin. Du weißt, dass er das Spielen nicht lassen kann.“

Feldmann sah Cordalis an. „Dimitri, ich will von dir hier und jetzt das Versprechen haben, dass du Aydin Celik in Ruhe lässt.“

Cordalis wiegte sanft den Kopf. „Wie immer, ganz der Schlichter … Gut, Lou. Ich pfeife meine Jungs zurück.“

Er musterte Feldmann, der keine Anstalten machte zu gehen. „Gibt es sonst noch was?“

„Stell dich nicht dumm. Es gibt noch eine Menge mehr. Manu ist wieder hier. Wer hat am Flughafen rumgeballert?“

Cordalis lächelte böse. „Ich nicht. Ich will ihn lebend. Ich will das Geld zurück, das er sich unter den Nagel gerissen hat. Ich musste den Leuten, die bei mir gespielt haben, ihre Kohle wiedergeben. Ich war der Hausherr. Ich habe das Spiel organisiert.“

„Wenn es nicht deine Leute waren, wer dann?“

„Er hat noch mehr Feinde. Ich hoffe allerdings, ich erwische ihn als Erster. Falls du ihn versteckst, musst du gut auf dich aufpassen. Die Polizei glaubt jedenfalls, dass du ihn versteckst. In dieser Angelegenheit bist du kein Schlichter. Manu ist so etwas wie dein Sohn.“

„Mein Neffe.“

„Wo ist der Unterschied?“

Feldmann zuckte die Schultern. „Egal. Wer hat Hanna Schneider umgebracht? Du? Deine Leute? Manu jedenfalls war es nicht.“

Cordalis verzog das Gesicht, als hätte er in einen sauren Apfel gebissen. „Weder ich noch meine Leute. Wir bringen niemanden um.“

Feldmann ging zur Tür.

Cordalis rief ihm nach. „Lou.“

Feldmann blieb stehen, drehte sich jedoch nicht um.

Bedauern lag in Cordalis‘ Stimme. „Ich habe dich gewarnt. Auch weil ich hoffe, wir können trotzdem Freunde bleiben.“

Feldmann ließ die Tür offen, ging die Auffahrt hinauf zu seinem Wagen. Hund Rudi trottete neben ihm her, wollte mit ins Auto. Cordalis stand in der Eingangstür der Villa und pfiff ihn zurück.