Читать книгу DAS GEHEIMNIS DER 7 FEIGEN - ELIYA LOREN - Страница 13
ОглавлениеDER KUSS
Am vorletzten Abend meiner Abreise wollte mich Fabiano skizzieren. »Na gut, mit einer Skizze kann ich mich besser anfreunden als mit einem Akt«, schmunzelte ich ihn einvernehmlich an. Wir aßen im Hotel und gingen anschließend in sein Appartement. »Hol dir am besten zwei Kissen, damit du es dir bequem machen kannst.« Ich holte mir die Kissen aus meinem Zimmer und setzte mich auf sein Sofa.
Noch nie hatte ich ein sinnlicheres Erlebnis! Fabiano bekam einen völlig anderen Blick, wenn er malte. Mit Hingabe betrachtete er sehr genau und war dabei doch absolut neutral, aber auch ernst. Ich war völlig beeindruckt, wenn er malte. Stundenlang könnte ich ihn betrachten und dabei gemalt werden. Für mich war das total spannend!
»Wenn ich male«, erzählt er, »gehe ich eine tiefe Liebesbeziehung zu meinem „Malobjekt“ ein.« Das konnte man spüren!
Mein Gott, wie schön hatte er mich skizziert! Verblüfft schaute ich ihn an. Und abwechselnd wieder auf die Skizze, die ich in Händen hielt: »Unglaublich, du hast mich gesehen, wie mich kaum einer jemals gesehen hat. Wie konntest du das sehen? Du hast einen ganz versteckten Aspekt an mir wahrgenommen, den eigentlich ich selbst von mir kaum kannte. Dennoch hast du es gesehen, gespürt, gefühlt und konntest diese innerste Facette von mir tatsächlich auf Papier bringen.« Ich war überrascht und wirklich tief beeindruckt. Er schmunzelte bescheiden.
Es war schon spät geworden, ich war müde und wollte schlafen gehen. Morgen war für uns der vorletzte Tag. Wir wollten früh raus, denn Fabiano wollte mit mir nach Graciosa, einer kleinen vorgelagerten Insel, fahren. Ich ging in mein Zimmer und war gerade dabei, mich auszuziehen, als Fabiano an die Tür klopfte. »Du hast etwas vergessen!«
Rasch zog ich mir wieder etwas über und rief: »Komm doch rein.«
Er hatte meine Kissen in der Hand. Verlegen lächelnd nahm ich die Kissen entgegen. Er blickte mich mit seinen dunklen Augen voll seltsamer Neugierde an. Plötzlich küsste er mich.
Sein Kuss überrumpelte mich. Ich blieb zurückhaltend. Sollte ich seinen Kuss erwidern? Oh, er küsste gar nicht schlecht. Sehr gut sogar! Und er roch verführerisch gut. Nach Sandelholz und Patchouli. Sein 5-Tage-Bart kratzte ein wenig, und er küsste mir ziemlich weiche Knie. Wir landeten beide auf dem Bett. Oh Gott, was tue ich hier? Ich kam mir ganz jungfräulich vor. Was geschieht mit mir? Es war aufregend und verführerisch. Und irgendwie auch fremd.
Es ist ziemlich fesselnd, von einem Maler betrachtet zu werden. Und Fabiano konnte sehr genau betrachten, und das, was er sah, noch schöner beschreiben. Ich ließ mich von seinen Küssen und erregenden Komplimenten hinwegtragen. Ich fühlte mich wie in einem Rausch.
Doch dann bremste ich ihn und zierte mich: »Fabiano, nein, bitte nicht«, ich schob ihn sanft weg. »Du bist verheiratet und ich im Übrigen auch.«
Am nächsten Morgen – irgendwie fühlte ich mich leicht verlegen – frühstückten wir. Fabiano wollte mich auf der Insel Graziosa noch einmal skizzieren. Ein wenig Scheu hatte ich durch den gestrigen Abend verloren. Und im Tageslicht fühlte ich mich sicher. Irgendwie war ich erleichtert, dass gestern Abend nichts passiert war.
Gott sei Dank war es heute etwas diesig und deshalb nicht so heiß. Auf der Insel gab es kaum schattige Plätze. Hier wuchsen keine Bäume oder Palmen, die Schatten hätten spenden können. Fabiano war der Hitze gegenüber wesentlich unempfindlicher als ich. Aber war es ein Wunder? – Er ist Perúaner!
Wir waren ein bisschen zu spät losgekommen und mussten doch bis ans andere Ende der Insel, um das Boot nach Graciosa noch zu erreichen. Wir beeilten uns. Fabiano fuhr schnell und etwas hektisch los. »Wer langsamer macht, kommt schneller ans Ziel«, versuchte ich lächelnd, sein Tempo zu drosseln. In letzter Sekunde erwischten wir das Boot, kurz bevor es ablegen wollte.