Читать книгу DAS GEHEIMNIS DER 7 FEIGEN - ELIYA LOREN - Страница 15

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TAG DER ABREISE

Am Tag meiner Abreise gingen wir noch ein letztes Mal zum Strand. Fabiano machte eine gute Figur in der Badehose. Wir badeten im Meer und danach suchten wir noch eine versteckte Stelle, wo er mich ungestört malen konnte. Es war gar nicht so einfach, aber schließlich fanden wir ein kleines Plateau oberhalb des Strandes, welches vom Strand aus nicht einsehbar war. Meine Scheu hatte ich bereits etwas verloren und Fabiano durfte mich in Natura malen. Ich fragte ihn: »Sag mal, musst du deine Modelle immer erst verführen, bevor du sie malen darfst?« Er verneinte schmunzelnd und zückte sein Skizzenbuch.

Nach ein paar Stunden machten wir uns auf den Rückweg und stellten erschrocken fest, dass wir nicht mehr zurückkamen. In der Zwischenzeit hatte die Flut eingesetzt und uns den Weg abgeschnitten. Das Wasser war zu tief, um durchwaten zu können. Zurückschwimmen konnte man auch nicht. Was nun? Wir schauten uns ratlos an: »Was machen wir jetzt?« Fabiano entschied: »Wir haben keine Wahl und müssen den Weg über den Berg zurück nehmen.« Das war natürlich keine Abkürzung, im Gegenteil – es ging ziemlich steil und mühsam nach oben. Nach einem längeren Fußmarsch konnte ich nicht mehr. Ich setzte mich erschöpft auf eine Bank. Besorgt blickte mich Fabiano an: »Bleibe am besten hier sitzen und ruhe dich aus. Ich werde das Auto holen.« Ich nickte erleichtert. Es dauerte ewig, bis er wieder zurück bei der Bank war, wo ich auf ihn wartete. Wir fuhren ins Hotel, holten meinen Koffer, der schon fertig gepackt war. Dann brachte mich Fabiano zum Flughafen.

12. März

Ich sitze im Flugzeug. Eine Woche, die mich tief geprägt und berührt hat. Ich bin dankbar, dass das Flugzeug sparsam besetzt ist. Es war unglaublich – Fabiano spricht meine Seelensprache. Das hatte ich in dieser Intensität mit noch niemandem erlebt, und ich kenne eine Menge Menschen und pflege viele intensive Freundschaften.

Mit ihm hatte ich das intensive Gefühl einer uralten und sehr vertrauten Verbindung. Ich fühlte mich komplett verwandelt. Was ich erlebt hatte, konnte ich nicht in Worte kleiden. Die Begegnung mit Fabiano hat in mir eine tiefe beglückende Freude und Berührung ausgelöst. Was war nur Ungewöhnliches mit mir geschehen? Wie war das möglich? Und wie ist es passiert?

Der Pilot ließ den Motor an, aber wir durften noch nicht starten. Über der Insel zogen viele schwere Wolken. Die Sonne strahlte die Wolken an und tauchte sie in ein Spiel von Hell und Dunkel. Es war eine überirdische Stimmung. In wenigen Stunden lande ich wieder auf der Erde. Verträumt hänge ich meinen Gedanken nach und lasse die Woche Revue passieren. Erfüllt und dankbar für diese außergewöhnliche Woche hatte ich das schöne Gefühl, dass ich um ein Vielfaches lebendiger und erfahrener, erfüllter und reicher bin.

Fabiano hatte auf mich eine eigentümlich starke Anziehungskraft, die ich mir in keiner Weise erklären konnte. Mit seiner Sensitivität, seiner Kreativität, Hingabe und Lebendigkeit hatte er eine charismatische Ausstrahlung. Und er lebte natürlich all das, wovon ich immer schon geträumt hatte. Scheinbar losgelöst von allen Zwängen der Zeit und der Gesellschaft, war das für mich der größte Luxus.

Zum ersten Mal war es möglich, den Start auf dem Bildschirm mitzuverfolgen. Welch ein erhebendes Gefühl! Ein humorvoller und wortgewandter Pilot begrüßte uns. An ihm war ein echter Entertainer verloren gegangen. »Sehr geehrte Passagiere, genießen Sie jetzt noch das schöne Wetter, denn das Wetter in München ist so, dass Sie den Rückflug schon bald in Frage stellen würden.« Aber er freue sich, dass wir so zahlreich an Bord erschienen sind und zu guter Letzt gibt er noch die Fußballergebnisse durch – ein echter Scherzbold.

Eine tiefe neue Qualität war in mir entstanden. Ausgelöst durch die Insel oder ausgelöst durch Fabiano? Egal, durch wen oder was. Ich hoffe, ich kann es bewahren, schützen und behüten – dieses neue Gefühl.

Die Intensität, mit der Fabiano betrachtet, das Bleiben und die Hingabe hatten sich wortlos auf mich übertragen. Die Qualität, mit allen Sinnen aufzunehmen, lässt nichts vermissen. Es war ein fast alchemistisches Gefühl, welches meine Seele imprägnierte!

Wie oft saßen wir einfach schweigend nebeneinander in dieser herrlichen Landschaft. Und genossen wortlos, weil wir nicht reden mussten, sondern nur gefühlt hatten. Welch eine Liebe für alle Menschen mich durchdrang. Gott sei Dank kann ich alles aufschreiben, denn sollte ich es jemals, aus irgendeinem Grund, vergessen, kann ich alles wieder nachlesen.

Wir sind noch immer nicht gestartet und ich betrachte ein Feld voller pinkfarbener Blumen, während alle Menschen hier emsig ihre Nase in die Zeitung steckten, um alle verpassten Ereignisse nachzulesen

Ich könnte im Moment nichts lesen. Mein Buch, welches ich dabeihatte, blieb unangetastet. Und ich werde es ungelesen wieder in mein Regal zu all den anderen noch ungelesenen Büchern stellen.

Wir hatten ja immer bis tief in die Nacht lange und intensive Gespräche geführt. Er hatte mir sehr viel über seine Ehe mit seiner Frau Andrea erzählt und dass sie sehr eifersüchtig war und seine künstlerischen Aktivitäten immer gerne kontrollieren wollte. »Ich kann mich als Künstler schon lange nicht mehr frei fühlen, und dabei möchte ich vor allem in meiner Arbeit frei sein«, beklagte er sich. »Heiraten wollte ich ursprünglich eigentlich auch nicht.« Interessant – genau wie ich. Ich wollte auch nie wirklich heiraten, und dann lässt man sich eben doch irgendwie „überreden“, wenn man beständig immer wieder aufs Neue gefragt wird.

»Du musst dir deine Freiheit nehmen, so wie du sie in deiner Kunst brauchst«, versuchte ich, Fabiano zu motivieren. »Als Künstler kann man ohne die Freiheit nicht arbeiten. Man bleibt stehen. Ich kenne das«. Von meinem Partner Adriano habe ich mich künstlerisch auch nie richtig unterstützt gefühlt. Irgendwie hatte ich mich oft von seinen Begrenzungen bremsen lassen, und andererseits war ich meistens der Impulsgeber für unsere neuen Projekte und Bühnenaktivitäten. Leider konnte ich mich nie richtig durchsetzen. Viel zu oft habe ich den Begrenzungen des anderen nachgegeben. Fabiano hörte mir interessiert zu und nickte verständnisvoll. Ich redete weiter: »Professor Gerdes sagte einmal zu mir: „Willst du ein herausragender Künstler sein, so musst du kontinuierlich an deiner Persönlichkeit arbeiten.“ – dieser Satz hat mich geprägt. Bis heute ist er mein Leit-Motiv in meiner künstlerischen Arbeit. « Ich schaute Fabiano an, um mich zu vergewissern, ob er das verstand, um was es mir ging. »Außerdem finde ich, der Ehepartner, der ja nicht unwissend mit einem Künstler zusammen ist, sollte und muss die Freiheit, die ein Künstler braucht, akzeptieren und respektieren«, versuchte ich, ihn weiter zu bestärken.

»Aber liegt es nicht auch an einem selbst? «, er stimmte mir zu: »Immer hatte ich mich nach „ihren “Wünschen gerichtet!«

»Manchmal kann das vielleicht ein Fehler sein, wenn man sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse übersieht«, sprach ich nachdenklich weiter. »Wahrscheinlich ist es gerade für uns Künstler nicht einfach, die Grenzen anfänglich klar abzustecken.«

Wir hatten bereits 40 Minuten Verspätung. Der Pilot meldete sich wieder zu Wort: »Nach dem Start werde ich etwas schneller fliegen, um die Verspätung aufzuholen.« Ein entsetztes Raunen ging durch die Reihen der Flugzeugpassagiere.

DAS GEHEIMNIS DER 7 FEIGEN

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