Читать книгу DAS GEHEIMNIS DER 7 FEIGEN - ELIYA LOREN - Страница 23

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PAPPENHEIM I

7. Juli

Fabiano lud mich auf sein „Schloss“ in der Nähe von Eichstätt ein. Mit Vergnügen folgte ich seiner Einladung und fuhr kurzentschlossen nach Pappenheim.

Ich war voller Vorfreude. Schmetterlinge wirbelten in meinem Bauch und ich hielt es kaum aus, so neugierig war ich darauf, wie er lebte und wohnte. Es war eine schöne Route. Ich fuhr von der Autobahn ab und nahm die Straße weiter über Land. Die Gegend war reizvoll. Einsame kleine Dörfer mit alten Fachwerkhäusern wechselten sich mit weiten Feldern und Wäldern ab. Fabianos Beschreibung folgend, fuhr ich immer weiter. Nach zweieinhalb Stunden war ich fast angekommen. Aber plötzlich stand ich inmitten von Nichts. Hier gab es nur noch Feld- und Wiesenwege. Nachdem ich eine halbe Stunde im Kreis gefahren war, bemerkte ich, dass ich mich heillos verfahren hatte. Es gab keine Straßenschilder mehr. Mein Handy hatte keinen Empfang. Schnell wurde mir klar, dass ich jetzt doch ein kleines Problem hatte. Die letzte halbe Stunde war mir keine Menschenseele begegnet, die ich hätte fragen können. Was blieb mir anderes übrig, als mich auf meine Intuition zu verlassen. Wie ein perpetuum mobile schickte ich Stoßgebete Richtung Himmel und hoffte bang auf meinen guten Draht nach oben. »Bitte schicke mir ein Zeichen«, murmelte ich mantramäßig vor mich hin. Und tatsächlich, da kam ein Zeichen in Form eines vergilbten Wegweisers. Nach ein paar weiteren Runden entdeckte ich glücklicherweise die Straße, die zum Schloss führte. Nach gut drei Stunden kam ich schließlich an. Ich stieg aus, streckte und dehnte mich, um meine Anspannung loszuwerden und meine steifen Gliedmaßen zu lockern. Tief atmete ich die würzige Luft ein.

„Schloss“ ist vielleicht ein klein wenig übertrieben, aber es hört sich so schön romantisch an. Eigentlich war es ein uraltes Gebäude, zu Schloss Pappenheim dazugehörig. Es sah eher wie eine verfallene alte Burg oder ein sehr altes Gutshaus aus. Andrea war verreist oder zu Freunden gezogen. So war nur sein Freund Nori – auch ein Maler – auf dem Schloss anwesend.

Fabiano hatte das Schloss geschmackvoll und zugleich künstlerisch eingerichtet. Es gefiel mir! Er empfing mich strahlend und freute sich sichtlich über meinen Besuch. Nachdem er meine Reisetasche nach oben gebracht hatte, zeigte er mir gleich alle Räumlichkeiten.

Sogar sein allerheiligstes Atelier durfte ich betreten. Ich fühlte mich geehrt und war gleichzeitig auch etwas ehrfürchtig.

Im Atelier nahm ich als erstes den typischen Geruch der Ölfarben wahr. Sofort fühlte ich mich »wie zu Hause«. Alles war vollgestellt mit Hunderten von Farbtöpfen, Pigmenten, Behältern voller Pinsel, Stifte und diverser Malmittel. Die Wände gespickt mit unzähligen Skizzen, Notizen und Karten. Ein angefangenes Bild stand auf der Staffelei. Wir gingen in sein angrenzendes Wohnzimmer und setzten uns auf sein antikes Kanapee. Er zeigte mir zuerst einen Bildband. Aber ich war viel zu nervös, um seinen Erzählungen aufmerksam zuzuhören. Meine erregte Stimmung übertrug sich auf ihn. Er nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste mich fordernd. Ich schmolz wie Wachs unter seinen Händen und Küssen. Dann schob er langsam meinen Rock hoch. Er blickte mich intensiv an und wir weihten zuerst einmal sein Kanapee ein. Nori war auch im Haus unterwegs und hätte jeden Moment in das Wohnzimmer kommen können…

Was genau war es, das mich an diesem Mann dermaßen anzog und faszinierte? Fabiano schien es genauso zu gehen. Es war wie eine alte Magie zwischen uns. Er spricht eindeutig meine Seelensprache. An diesem Wochenende fiel mir das besonders stark auf. Irgendetwas, das ich nicht in Worte fassen konnte, berührte mich zutiefst in meiner Seele. Mit ihm fühlt es sich so vertraut an, als hätten wir schon Hunderte von Leben gemeinsam verbracht. Er sah Aspekte in mir, die eigentlich nur ich selbst kannte. Außerdem fühlte ich mich in seiner Gegenwart sehr sinnlich und in meiner Weiblichkeit gesehen. Wir fühlten beide das Gleiche: eine große Erfülltheit.

Nach dem Liebesspiel lagen wir uns noch eine Weile in den Armen. Wir atmeten im gleichen Rhythmus und ließen unseren gemeinsamen Höhepunkt nachwirken. Ich sah ihn bittend an: »Sag mal, könntest du mir behilflich sein, bei der Aussprache von ‚Hijo de la Luna‘? Dieses Lied möchte ich in meinem nächsten Konzert „LA LUNA“© singen.«

»Du solltest dieses Konzertprogramm unbedingt dem Grafen Egloffstein anbieten«, meinte Fabiano eindringlich. »Er ist immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Events und Künstlern.«

»Kannst du mir einen Kontakt zu dem Grafen herstellen«, fragte ich ihn direkt.

»Leider mag mich der Graf nicht besonders. Das beruht allerdings auf Gegenseitigkeit«, meinte Fabiano entschuldigend. »Jetzt lass mal hören, wie ich dir bei der Aussprache helfen kann.«

Die spanische Sprache fiel mir nicht leicht, obwohl ich ihren Klang doch so liebte. Besonders wenn Fabiano mit seiner rauen Stimme sprach, könnte ich ihm ewig lauschen.

Stundenlang saßen wir über dem Text und er verbesserte mich geduldig in meiner Artikulation und Phrasierung. Er half mir, die vielen Silben auf die oft nur wenigen Noten zu verteilen. Immer wieder überraschte mich Fabiano mit seinen außergewöhnlichen Musikkenntnissen.

»Woher weißt du das eigentlich alles?«, fragte ich ihn, und er erzählte mir viele unterhaltsame Geschichten aus seiner Zeit in der Jesuitenschule.

Nachdem wir sehr fleißig den Text studiert hatten, beglückte uns Nori mit seinen Kochkünsten. Er konnte wirklich exquisit kochen. Fabiano öffnete eine Flasche Wein für uns – eine ganz besondere, wie er betonte – obwohl er selbst nur einen kleinen Schluck zum Anstoßen trank. Ansonsten trank er nie Alkohol, und wir genossen das ausgezeichnete Essen. Im Anschluss zog er mich in sein Schlafzimmer. Wir liebten uns ein zweites Mal ekstatisch. Ich ließ mich fallen und konnte mich ihm völlig hingeben und träumte in die Nacht mit ihm.

Nach dem Frühstück musste ich leider wieder fahren. Am Nachmittag hatte ich Schüler. Und die nächsten beiden Tage intensiv Proben für „LA LUNA“© in Kassel. Es war viel Verkehr, und ich brauchte mehr als drei Stunden, bis ich zu Hause war. Aber was machte man nicht alles aus Liebe!

7. Juli

P.: Gerätselt scheinst du mir,

wie ein verworrenes Netz

geknüpft aus vielen Händen

des Lebens.

Geliebter Fabiano,

Jetzt wäre ich gern bei DIR und Nori.

Bei Nori, weil er so gut kocht und ich sein Essen genieße.

Bei DIR – weil du meine Zeit anhältst

- weil du meine Seele berührst

- weil du meinen Geist erfüllst.

- weil du das slow food für meine Seele bist

- weil du mich liebst

- weil ich dich liebe

- weil du mir tief vertraut bist.

- weil du mein Wimpernschlag bist.

- weil du der Regen auf meiner Haut bist.

- weil du mich in meine Tiefe führst

in jedem Augenblick.

8. Juli

P.: Aristoteles sagt: Ein Freund ist eine Seele in zwei Körpern.

F.: Liebste Freundin!

Ja … aber manchmal wir sind zwei Seele in ein Körper (mit vier Beinen) und das ist auch ok Kommt Seele auf See. Diese große Pfütze, wo die ganze Himmel spiegelt sich? F.

F.: Ein Mann (wie dieses arme Ich) ist derjenige, der deine Hand sich strecken nach die Sternen und eine Frau (wie du) spiegelt die ganze Himmel in sich.

P.: Oh, mein armer, reicher Mann. Du bist der See, in dem ich gerade ertrinke.

9. Juli

Große Probe im Gärtnerplatz. Eva, die Sopranistin, kommt extra aus Bremen. Die Probe lief ausgesprochen gut. Wir freuten uns alle auf das Konzert in Kassel.

Fabiano rief mich ewig lange an und teilte mir die neuesten Neuigkeiten mit. Er hatte einen Auftrag aus Lima bekommen, von einem Mann, der im Sterben liegt und vorher noch ein Bild von Fabiano haben möchte.

10. Juli

P.: L ust

I nspiration

E motion

B eso

E ternidad

F.: Gracias ma bienamada y bienlunada (gut Monderleuchterin) hija de la luna! F.26

P.: Charmeur!

12. Juli

Am liebsten würde ich Fabiano jeden Tag anrufen und stundenlang mit ihm plaudern. Aber seine Malerei hat Vorrang, und das werde ich immer respektieren.

Gerade wurde kurzfristig „LA LUNA“© in Kassel abgesagt. Wir sind alle ganz betroffen. Anscheinend gab es Kommunikationsschwierigkeiten mit unserer Managerin. Leider war ich mit ihr auch nicht ganz zufrieden. Ich wollte jemanden haben, der mir die Organisation abnimmt. Stattdessen delegierte sie alles wieder an mich zurück. Zum Schluss wollte sie, dass ich den Koch anrufe. Weil ihm nichts einfiele, sollte ich ihm kulinarische Ideen zu unserem Mond-Event liefern. Ich weigerte mich. Schließlich rufe ich den Koch doch auch nicht an, und frage ihn nach Ideen, wenn mir in meinen Kompositionen nichts mehr einfällt.

13. Juli

P.: man darf alles vernachlässigen …

nur nicht sein heiß geliebtes Sommerhaus …

Fabiano hat sofort zurückgerufen, und wir haben eineinhalb Stunden telefoniert. Er tröstete mich wegen des abgesagten Konzerts in Kassel: »Ich fühle mit euch! Gibt es einen Ersatztermin?« Ich zuckte geknickt mit den Schultern, was er ja nicht sehen konnte.

»Wahrscheinlich«, fuhr er fort, »werde ich doch nicht die Wohnung von Gregor übernehmen.« Gregor war der zweite Sohn aus erster Ehe mit Roxana. Eine schlechte Nachricht kommt selten allein, dachte ich bei mir! »Das ist aber echt schade«, bedauerte ich, »wir wären uns dann etwas näher gewesen. Und ich wäre schon sehr traurig, wenn ich dich über einen längeren Zeitraum nicht sehen könnte.«

Er fragte mich, was ich in den nächsten Tagen so vorhabe. »Ich vermisse dich und möchte dich unbedingt sehen«, sagte er leise mit seiner rauen Stimme. Oje – ich bin so verliebt in ihn. Was liebe ich nur an diesem Mann, fragte ich mich immer wieder. Ist es sein Anhalten, seine Sprache, seine Hingabe? Seine Produktivität motivierte mich in meinem eigenen Schaffensdrang.

15. Juli

Mein Telefon klingelte. »Kann ich bitte Fabiano sprechen?« Die Stimme kannte ich nicht. »Hier spricht Andrea.« Es war die Frau von Fabiano. Ich war ganz schön erschrocken. Sofort schossen mir Hunderte von Gedanken durch den Kopf. Was wollte sie von mir? Sie klang so, als wäre sie absolut sicher, dass er bei mir wäre. Doch natürlich war er nicht hier bei mir. Ich war erstaunt, als sie mir mitteilte: »Fabiano hat mich nicht vom Flughafen in München abgeholt.« Ich war gleich noch einmal erschrocken, denn jetzt machte ich mir ernsthafte Sorgen, dass ihm etwas passiert sein könnte.

Endlich erreichte ich Fabiano und war erleichtert, es ging ihm gut! Als ich von Andreas Anruf erzählte, entschuldigte er sich bei mir für sie. Allerdings hatte Andrea komplett „vergessen“ zu erwähnen, dass sie gar nicht am Flughafen wartete, sondern sich noch auf Mallorca befand.

16. Juli

P.: küsse ich deinen Bauchnabel … und …

F.: Mude. Auch verliebt kusse ich dich auch!

17. Juli – 3: 10 Uhr

F.: Du schlafs und ich bin wie ein Feil gegen die Nacht.

P.: Ah, dann warst du das Wetterleuchten, dass ich gestern am nächtlichen Himmel gesehen habe …?!

F.: Um 3 Uhr morgen?

P.: Si! Denn ich war gestern bis 3: 45 Uhr auf einem Sommerfest eingeladen. Fliegender Kuss und starsigns.

18. Juli

P.: Schläft ein Lied in allen Dingen

Die da träumen fort und fort

und die Welt hebt an zu singen

Triffst du nur das Zauberwort. J.v.E.

F.: „Paolina“ ist mein Zauberwort! Ich liebe dieses Gedicht von Eichendorff. Daher bist du verbunden mit meinen geliebten Dingen.

F.: Verbundet! Sorry.

P.: Verbunden UND verbündet du meine geliebte Zwillingsseele

P.: Morgen treffe ich einen Chor um unser Meeresrauschen zu kreiiren. Bist du auch schon gespannt?

F.: und morgen bin ich in München, weil meine Gästen fliegen um 18 Uhr. Wir sehen uns?

19. Juli

Wir konnten uns nicht treffen, weil ich ja die Chorprobe hatte. Fabiano wollte mich unbedingt dann am Mittwoch sehen. Aber obwohl ich ihn neugierig gemacht hatte mit dem Meeresrauschen und der Chorprobe, hatte er sich noch nicht gemeldet.

Ich war leicht enttäuscht, dass er gar nicht wissen wollte, wie es gelaufen war. Immerhin war es ja seine Idee. Er wollte, dass ich für ihn eine Musik schreibe, die das Meer repräsentiert. Keine leichte Aufgabe. Aber wenn er mich morgen sehen wollte, dann hätte er spätestens heute eben mal anrufen müssen. Zu dumm – ich habe extra einen Termin abgesagt, um ihn treffen zu können. Morgen sind es schon wieder 14 Tage her, seit ich ihn besucht hatte. Dabei sagt er immer, dass er mich so vermisst …?!

F.: Die mms konnte ich nicht öffnen. Ah! … ist alles, was ich konnte sagen, wann ich denke in dir. Auch mmmmmmm …!

Am Mittwoch rief er dann an. Endlich konnte ich ihm von meiner Chorprobe erzählen.

26. Juli

Schon wieder eine Woche her – eine gefühlte Ewigkeit – seit ich mit Fabiano telefoniert hatte. Ich vermisse ihn. Seine Stimme fehlte mir. Um mich abzulenken, machte ich einen großen Spaziergang über die Wiesen und durch den Wald.

Durch Fabiano habe ich mich das erste Mal ernsthaft mit Schriftstellern, ihren Gedanken, Gedichten und Aphorismen auseinandergesetzt. Ich stellte auf einmal fest, dass die Sprache – insbesondere die poetische Sprache – an Bedeutung für mich gewonnen hat.

Etliche poetische sms’n, die dann noch hin und her flogen, aber leider habe ich sie alle nicht notiert.

2. August

Ich bekam eine sms mit einer Bitte von Fabiano: »Könnte ich bitte einen Telefontermin mit dir bekommen? Wann kann ich mit dir telefonieren?« Er machte es richtig förmlich und dringend. »Ich habe Andrea von uns erzählt und auch, dass wir zusammen schlafen.«

Zuerst war ich darüber fürchterlich erschrocken, danach total traurig. Immens traurig. Wieso war ich darüber traurig? Warum hatte er das gemacht, fragte ich mich. Es hatte sie bestimmt verletzt. Wollte er klare Verhältnisse schaffen? Wollte er, dass sie sich trennt? Von ihr aus, damit er diesen Schritt nicht machen musste?

Komischerweise habe ich mich mit seiner Information schlecht, fast verraten gefühlt. Ich glaube, ich bin ein bisschen verrückt. Jede Frau hätte sich bestimmt über diese Information gefreut. Irgendwie wollte ich unsere Liebe schützen. Ich liebe Fabiano reinen Herzens. Und natürlich habe ich auch zu Adriano ein tiefes Gefühl, obwohl wir schon seit langem kein Liebespaar mehr, sondern nur noch Freunde sind. Immer, wenn ich mit ihm bezüglich meiner Projekte etwas besprechen wollte, sagte er zu mir: »Bespreche das bitte lieber mit Fabiano. Ich habe dafür keine Zeit und keinen Sinn.« Ich folgte seinem Rat und ging meiner Wege. Kann man zwei Menschen gleichzeitig lieben?

Adriano und Fabiano könnten nicht unterschiedlicher sein. Sie sind beide, jeder auf seine Weise, unvergleichlich. Wer sagt eigentlich, dass man nur einen Mann lieben darf? Die Gesellschaft, die Kirche?

Mit Adriano verbindet mich eine lange Zeit. In dieser Zeit hatte uns die Musik verbunden, die wir jetzt nicht mehr miteinander teilen. Immer war ich die Impulsgeberin gewesen. Ohne Streitigkeiten ging es nie. Adriano fehlte die Spontaneität und er bremste gerne alles aus. Außerdem war ich für ihn leider die einzige Bezugsperson. Eigene Freunde hatte er nicht, mit denen er sich traf, oder eigene Interessen, denen er nachging. Das kann eine ganze Weile gut gehen und angenehm sein. Aber auf Dauer? Es belastete mich mehr, als ich mir eingestehen wollte. Immer und überall das gleiche Spiel zwischen Nähe und Distanz. Jetzt verfolgte jeder von uns seine eigenen Projekte.

Eigentlich sollte man zwei Menschen nicht miteinander vergleichen. Was mir jedoch auffiel, war, dass Adriano sich nicht auf diese tiefe Hingabe einlassen konnte, die für mich aber in allen Beziehungen und in allen Bereichen essentiell wichtig war. Außerdem fühlte ich mich in Bezug auf ihn selten in meiner Weiblichkeit gesehen. Wir pflegten eine wunderbare Freundschaft. Dabei kann ich mit ihm äußerst intelligente und gute Gespräche führen. Sein Humor ist unschlagbar. Seine großartige Wertschätzung anderen gegenüber ist bewundernswert, ebenso wie seine Neutralität, die unübertroffen ist, seine Sichtweisen und sein Sinn, Dinge richtig einzuschätzen.

Mit Fabiano dagegen fühle ich mich als pures Weib. Unglaublich lebendig in meiner Weiblichkeit. Bei ihm hatte ich das Gefühl, er lässt sich ganz auf etwas und jemanden ein. Zumindest vermittelte er das. Er nimmt sich das, was er haben möchte, mit Haut und Haaren. Diese gefühlte Tiefe entspricht mir sehr. Aus dieser Tiefe entsteht eine unbändige Leichtigkeit. Und es ist noch etwas anderes, was mich mit Fabiano verbindet. Etwas Unerklärliches. Dieses universelle Eins-Sein.

Ein Miteinander-Verschmelzen, welches ich nicht in Worte fassen kann.

Etwas sehr Altes, Vertrautes, aber auch dynamisch Neues. Es ist wie eine Erinnerung mit ihm, sogar mehr, eine Gewissheit, dass ich schon einige Leben mit ihm geteilt hatte. An einige vergangene Leben, manchmal auch nur Momente, konnte ich mich klar erinnern. Am deutlichsten erkenne ich die Personen, die mir in meiner letzten früheren Existenz sehr nahestanden. Es gibt so eine Art inneres Erkennungszeichen, welches sich in einem ganz bestimmten, ziemlich seltsamen Gefühl äußert. Oft kann ich die Personen exakt und eindeutig zuordnen. Es ist wie ein Bild, das vor mein inneres Auge fällt. Allerdings kann ich dieses nicht willentlich beeinflussen. Am Anfang hatte mich diese Gabe eher irritiert, weil ich sie nicht immer ganz klar ein- oder zuordnen konnte. Mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt und sie ist für mich selbstverständlicher geworden. Leider beruht dieses Erkennen nicht immer auf Gegenseitigkeit. Erst ein einziges Mal in meinem Leben hatte ich eine Person getroffen, die mich auch ganz klar »erkannte«. Mit meinem Wissen bin ich daher eher zurückhaltend. Und als ich Fabiano bei Gina zum ersten Mal sah, hatte ich ganz klar genau diese Art des Erkennungszeichens. Fabiano glaubte mit keiner Wimper an so etwas wie vergangene Leben. Er glaubte auch nicht an Reinkarnation. Dafür hatte er seine ganz eigenen Erklärungen. Für ihn sind das alles Erinnerungen aus der Kindheit, Ähnlichkeiten mit vertrauten Gefühlen, bezogen auf Vater oder Mutter. Mit Sicherheit ist dies für viele Menschen nicht einfach zu unterscheiden. Für mich war der Unterschied klar erkennbar, ob diese Gefühle vertraute Erinnerungen aus meinem Familiensystem sind oder aus einer anderen Existenz stammten. Diesbezüglich hatte ich wohl feine Antennen mitbekommen. Schließlich hatte ich mich jahrelang mit diesen Themen bewusst und intensiv auseinandergesetzt. Fabiano hielt mich bestimmt für ziemlich durchgeknallt, vielleicht sogar für esoterisch. Was soll’s.

Und nun hatte er Andrea von uns erzählt. Gleichzeitig sagt er, dass er sie liebt. Obwohl er die letzten Jahre mit ihr als eine Hölle beschreibt. Ihre Kontrollsucht, ihre Depressionen, ihre ständigen Eifersuchtsszenen – keine Chance für ihn, in Ruhe und mit Inspiration zu malen.

Bei mir hätte er das. Die Ruhe inklusive des Umsorgtseins. Liebe und Freiheit, Ruhe und Inspiration – das könnte ich ihm geben. Ohne Stress, keine Eifersucht und Kontrollsucht. Seine Inspiration würde wiederum mich inspirieren. Und gemeinsam könnten wir uns zu einem kreativen Höhenflug aufschwingen.

Plötzlich glaubt Andrea, dass sie schwanger sei – mit 48 Jahren. Na ja – möglich wäre es bestimmt noch. Ich spüre allerdings, dass sie es nicht ist! Fabiano fährt sie zu ihrer Gynäkologin. Er ist leicht nervös, denn er will keine Kinder mehr.

Nach unserem Telefonat schrieb ich Fabiano: »… Trotzdem schade, dass unser Geheimnis nicht mehr unser Geheimnis ist.«

Und er antwortete: »Doch! Unsere Platz, unsere Sommerhaus, unsere intime in der Luft schwebende Insel bleibt fest und geheimnisvolles dort, wo unser freier Flug mitbringen uns zu treffen.« F.

26 Danke, meine geliebte und geliebte (gut Monderleuchterin) Tochter des Mondes

DAS GEHEIMNIS DER 7 FEIGEN

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