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Berge mit Kühen

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Ich widerspreche ihm nicht, ich widerspreche selten irgendwem, doch ich bin mir nicht so sicher wie er, dass es einen Ausweg gibt, und ebenso wenig, dass das einzige Ziel im Leben darin besteht, nach diesem zu suchen, und auch nicht, dass die Suche danach der einzige Grund ist, um Yoga zu machen. Ich schwanke, so bin ich eben. An einem Tag glaube ich es, am nächsten nicht. Ich weiß nicht, was wahr ist und ob es überhaupt eine Wahrheit gibt. Selbst wenn ich auf den Berg zugehe, glaube ich nicht, dass ich den Gipfel erreichen werde. Ich werde nie einer dieser geistigen Bergsteiger sein, die man Mystiker nennt, und das ist auch nicht schlimm, denn es gibt einen Weg zwischen dem Gletschereis und der Talsohle, in der zu versauern ich auch keine Lust habe. Es gibt das, was man manchmal abschätzig den »Berg mit Kühen« nennt. Ich bin ein Berg mit Kühen-Meditierer. In Bergen mit Kühen wandere ich gern so, als würde ich meditieren, ich versuche, Schritte, Atem, Empfindungen, Wahrnehmungen und Gedanken aufeinander abzustimmen, und dasselbe treibt mich auch jeden oder fast jeden Morgen dazu, mich im Schneidersitz auf mein Zafu zu setzen. Es tut mir gut. An diesem Ort fühle ich mich am richtigen Fleck. Diese halbe Stunde lang fühle ich mich wohl, und ich weiß aus Erfahrung, dass dieses Wohlgefühl den ganzen Tag andauern kann. Dass es mich etwas präsenter, etwas aufmerksamer für alle um mich herum macht. Es gibt Leute, die beim Meditieren besondere Erfahrungen gemacht haben. Heftige Erfahrungen, die sie aus sich herausgehoben oder an Orte in sich hineinversetzt haben, von deren Existenz sie nicht einmal wussten. Vielleicht gibt es sogar Leute, die sich teleportiert haben, so wie mein Bekannter in Tiruvannamalai es sich erhofft hatte. Ich gehöre nicht dazu. Es kam vor, dass ich einen gewissen Frieden verspürt habe, dass ich einen gelasseneren Umgang mit mir selbst und anderen gefunden habe, aber nie irgendetwas Außergewöhnliches, kein Wegbeamen, nichts in Richtung Gedankenstillstand, Leerheit, Erleuchtung oder deren Vorahnung: ein Licht am Ende des Tunnels. Oder, na ja, doch, einmal. Im Hotel Cornavin in Genf. Ich habe vor, davon zu berichten, wenn der richtige Moment gekommen ist, doch in der tastenden Bewegung dieser Erzählung habe ich keine Ahnung, wann das sein wird. Bis dahin also: Berge mit Kühen. Was mir völlig reicht.

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