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Was wir uns erwarten

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Doch wenn mir das wirklich reicht, wenn mir diese gemütliche Meditationsroutine genügt, warum habe ich mich dann für diese Hardcoreversion angemeldet? Oder um auf eine der vier so einfachen wie einschlägigen Fragen zurückzukommen: Was erwarte ich mir davon? Auf dem Fragebogen habe ich geantwortet: einen Impuls, einen kleinen Anstoß, der mich motiviert, wieder täglich zu üben, was ich seit einigen Monaten vernachlässigt habe. Hätte man sich ausführlicher dazu äußern sollen, hätte ich noch dazuschreiben können, dass ich im Herbst zuvor ein Buch veröffentlicht hatte, Das Reich Gottes, das ziemlich erfolgreich gelaufen war, sodass eine Phase des Repräsentierens, der Eitelkeit und des ständigen Beschäftigtseins gefolgt war, in der es mir zwar besonders nützlich gewesen wäre, jeden Morgen zu meditieren, ich aber genau das nicht geschafft hatte, womit ich mich damals leider abfand. Vierte Definition: Meditation besteht darin, den zu untersuchen, der man wirklich ist, diesen Mischmasch, den man Identität nennt – und derjenige, der ich damals wirklich war, hatte ganz einfach keinen Kopf zum Meditieren. Die Idee ist also, jetzt, wo der ganze Trubel vorbei ist, zu meinen guten Gewohnheiten zurückzufinden. Mich mithilfe eines Intensivtrainings wieder in die richtige Spur zu bringen. Das ist eine redliche Begründung. Doch ich rede um den heißen Brei herum und werde noch eine andere abgeben müssen, die vielleicht weniger redlich ist: Eigentlich bin ich hier, um ein Buch zu schreiben.

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