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Die anderen

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Um mich herum sitzen etwa dreißig Männer, in deren Gesellschaft ich ebenfalls sitzen und zehn Tage lang schweigen werde. Ich schaue sie unauffällig an. Ich frage mich, wer von ihnen sich gerade in einer Krise befindet. Wer von ihnen, wie ich, Familie hat. Wer allein ist, verlassen, arm, unglücklich. Wer schwach ist und wer stark. Wer mit dem Schwindel des Schweigens vielleicht den Halt verlieren könnte. Alle Altersgruppen sind vertreten, von zwanzig bis, ich schätze, siebzig. Auch an sozialer Herkunft ist alles dabei. Ein paar leicht erkennbare Prototypen wie der naturliebende Gymnasiallehrer, der gern Camping macht, Vegetarier ist und fernöstliche Mystiker mag; der junge Mann mit Dreadlocks und Andenmütze, den man bei den No Border-Aktivisten in Calais antreffen könnte, wo ich kürzlich eine Reportage gemacht habe; der Physiotherapeut oder Osteopath, der Kampfkünste praktiziert; aber auch andere, die ebensogut Geiger wie Schalterbeamte bei der Bahn sein könnten, schwer zu sagen. Das heißt, die recht typische Mischung an Leuten, die man auch in Kampfkunstschulen oder in den Herbergen am Jakobsweg trifft. Da die sogenannte Edle Stille noch nicht begonnen hat, darf man reden, und ich lausche den Gesprächen der verschiedenen Grüppchen, die sich gebildet haben, während es hinter den kleinen, beschlagenen Fensterscheiben langsam und sehr früh dunkel wird, sehr dunkel. Alles dreht sich darum, was uns ab morgen erwartet. Eine Frage kehrt immer wieder: »Ist das dein erstes Mal?« Etwa die Hälfte, würde ich sagen, sind Neulinge, die andere Hälfte alte Hasen. Die ersten neugierig, aufgeregt und nervös, die zweiten vom Nimbus der Erfahrung umstrahlt, darunter ein kleiner Mann mit Spitzbart und überwiegend weinrotem Strickpulli – der mich an irgendwen erinnert, aber ich weiß nicht, an wen, und auf den ich mich in der für mich typischen Negativität sofort fixiere –, der mit einer nervtötenden Blasiertheit den lächelnden, gütigen Weisen gibt, der immer eine kluge Bemerkung zur Ausrichtung der Chakren und den Wohltaten des Loslassens parat hat.

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