Читать книгу Mord im Hause des Herrn - Franziska Steinhauer - Страница 13

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»Schön, dass du gerade kommst, Sven«, begrüßte Dr. Haakan Wennerström Hauptkommissar Lundquist. »Da kann ich dir gleich meine vorweihnachtliche Überraschung zeigen.«

Er nahm einen Objektträger vom bereitstehenden Instrumentenwagen und wies auf einen winzigen Span.

»Das ist ein Holzspan, lackiert. Unter dem Mikroskop sieht er irgendwie gerundet aus. Er stammt also nicht von einem Brett, einem Paddel oder so was. Ein Besenstiel oder Baseballschläger kämen eher in Betracht.«

Beifall heischend beobachtete er Lundquists Reaktion. Doch der Ermittler schien immer noch nichts mit der Information anfangen zu können.

»Verstehst du nicht, Sven? Dieser Span stammt von der Leiche aus der Kirche!«

»Was?«

»Ja. Den hab ich vorhin aus seinem Nacken präpariert – anders ausgedrückt: gepopelt. War gar nicht so einfach.«

»Er wurde aber von einem massiven Glaskreuz erschlagen. Wie kommt dann der Holzspan ins Spiel? Vom Kirchengestühl?«

»Vom Gestühl eher nicht. Schließlich lag er ja mit dem Kopf nach vorne, die Stirn berührte den vorderen Teil der Bank. Die Prellmarke passt auch nicht zu einem geraden Brett, und der Span auch nicht. Nein, nein. Ich glaube, er wurde mit einem schweren Gegenstand aus Holz erschlagen. Und anschließend arrangierte man alles so, dass alle glauben sollten, er sei durch einen tragischen Unfall ums Leben gekommen.« Wennerström wies mit dem Finger auf den Nacken des Toten.

»Es sieht sogar so aus, als hätte er mehrere Schläge abbekommen. Hier am Rand finden sich unterblutete Bereiche, siehst du, hier«, er wies mit seinem gelblichblassen Latexfinger auf einige Stellen im Nacken des Opfers, »– das bedeutet, dass er nach den Schlägen, zumindest nach den ersten, noch gelebt haben muss.«

»Dann diente das Kreuz also nur zur Tarnung. Wenigstens ein Trost für Pfarrer Landulf, wenn auch sicher nur ein schwacher.«

»Ja, sieht ganz nach einer gestellten Szene aus. Ich glaube, es wurde ganz vorsichtig auf ihm abgelegt.«

»Abgelegt? Du sprichst in Rätseln!«

»Ich weiß, dass es seltsam klingt. Bei der äußerlichen Inspektion konnte ich keine Verletzung finden, die eindeutig dem Kreuz hätte zugeordnet werden können – vielleicht eine Quetschung, aber das klären wir ja jetzt.«

Wennerström warf Lundquist eine Plastikschürze und eine Hygienehaube zu.

Während Lundquist sich die Schürze zuband, richtete der forensische Pathologe mit knappen Bewegungen seine Instrumente auf einem Edelstahltablett. Eine Atmosphäre der Endgültigkeit hing über dem Sektionsraum.

Nicht zum ersten Mal wünschte sich Hauptkommissar Lundquist weit weg von hier.

Der Körper auf dem Tisch war groß und massig. Wennerström nahm ein Skalpell und schnitt in den Brustkorb. Es knirschte leicht, als liefe jemand über verharschten Neuschnee.

»Er war sicher eine enorm stattliche Erscheinung. So groß und schwer – vielleicht Türsteher in einer Disko oder Leibwächter irgendeiner Unterweltgröße«, sagte Haakan Wennerström und griff nach der elektrischen Knochensäge.

Eine Ewigkeit später – so schien es jedenfalls Lundquist – waren alle nötigen Proben entnommen, gesichert und die Organe einer ersten Untersuchung unterzogen.

»Er war ungefähr Mitte vierzig bis Anfang fünfzig, litt an deutlichem Übergewicht, BMI bei 37. Aber nicht alles war Fett. Möglicherweise hat er seine beeindruckende Muskelmasse mit Hilfe anaboler Steroide aufgebaut ...«, mutmaßte Wennerström.

»Er war behindert. Da mag es nicht so einfach sein, eine gute Figur zu behalten. Auf jeden Fall steht fest, dass er im Rollstuhl saß«, unterbrach ihn Lundquist. »Das Auto, das wir vor der Kirche gefunden haben, war speziell für Behinderte umgerüstet. Lars klemmt sich dahinter. Vielleicht finden wir über die Firma, die dieses Fahrzeug behindertengerecht umgebaut hat, seinen Namen raus.«

Wennerström stand die Verblüffung deutlich ins Gesicht geschrieben.

»Ich will dir ja nicht allen Wind aus den Segeln nehmen«, begann er zögernd, »aber dieser Mann wurde nicht nur nicht von diesem Glaskreuz erschlagen, er war auch nicht auf einen Rollstuhl angewiesen. Und wo wir gerade dabei sind: seine Haarfarbe ist auch nicht echt.«

Mord im Hause des Herrn

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