Читать книгу Mord im Hause des Herrn - Franziska Steinhauer - Страница 7
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ОглавлениеIn der Kirche war es kalt. Hanne zitterte. Hoffentlich hatte dieser schusselige Pfarrer nicht wieder eines der Fenster offen gelassen. Gerade in der heutigen Zeit war das gefährlich und Hanne Steenkluth wurde nicht müde, ihn immer wieder darauf hinzuweisen, wie leichtsinnig sein Verhalten war. Dabei war er doch noch gar nicht alt genug, um so zerstreut zu sein.
Verärgert zog sie den Trolley zum Altar.
Mit routinierten Bewegungen legte sie Handschuhe, Mütze und Schal ab und schlug die Plane der Einkaufstasche zurück. Nacheinander holte sie einen Staubwedel nebst diversen bunten Tüchern sowie einen winzigen Eimer und ein Fläschchen selbst gemischter Möbelpolitur heraus.
Neulich hatte sich dieser vergessliche Pfarrer doch tatsächlich angemaßt zu behaupten, der Gestank ihrer Politur überdecke selbst den Geruch des Weihrauchs und werde von den Betenden bei der Andacht als störend empfunden.
Als ob der Duft von Sauberkeit einen bei der Zwiesprache mit Gott irritieren konnte! Blödsinn.
»Männer!«, spie sie aus und fegte mit einer lässigen Handbewegung alle Angehörigen dieses Geschlechts in den Orkus. Nur gut, dass sie keinen dieser ewig unzufriedenen Nörgler mehr zu versorgen hatte, nachdem ihr Josef vor nun schon mehr als vierzig Jahren an einer Lungenentzündung gestorben war. Als ihr Sohn endlich auszog, hatte sie sich geschworen, keinen Mann mehr in ihrem Leben zu dulden. Missbilligend schüttelte sie den Kopf und schlurfte mit dem Eimer in die Sakristei, um dort Wasser zu holen und nach den Fenstern zu sehen.
Das Gefühl nicht allein in der Kirche zu sein, beschlich sie erst später.
Und dann begann sie zu schreien, als wolle sie niemals mehr damit aufhören