Читать книгу Rostam und Sohrab - Friedrich Ruckert - Страница 13
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Um Mitternacht, wenn sich des Poles Wagen drehn,
Ward leises Wort gesagt bei leiser Tritte Gehn.
Geräuschlos aufgetan ward Rostams Ruhgemach,
Mit Staunen ward der Held beim Glanz von Fackeln wach.
Tahmine stand vor ihm, bestrahlt von Stein und Gold,
Die Königstochter von Samangan wunderhold.
Ihr standen beiderseits mit Fackeln Dienerinnen;
Sie strahlte hell vom Glanz der Fackeln und der Minnen.
Der Reiz der Jugend war in den der Scham getaucht,
Der Wangen Lilien von Rosen überhaucht.
Doch im Rubinenschloss des Mundes lag bewahrt
Geheimnis liebliches, für diese Nacht gespart.
Er richtete sich auf und staunte lang und tief,
Indem er Preis ob ihr und ihrem Schöpfer rief.
Er fragte sie und sprach: Wie, Holde, nennst du dich?
Und was in finstrer Nacht zu suchen kommst du, sprich!
Zur Antwort gab sie ihm: Tahmine ist mein Name,
Gespalten ist mein Herz von einem tiefen Grame.
Ich bin des Schahes von Samangan einzig Kind,
Von Kindheit auf im Lauf der Neid von Hirsch und Hind;
Sie holen mich nicht ein, mich holt nicht ein der Wind.
Allein die Sehnsucht kam mich heimlich einzuholen,
Die führt mit diesem Gram mich her zu dir verstohlen.
Wie eine Wundersag’ hab’ ich aus jedem Munde
Gehört zu jeder Stund’, an jedem Ort die Kunde,
Wie du so tapfer bist und trägest keine Scheu
Vor Tiger, Elefant und Krokodil und Leu.
Du schirmest ganz allein Iran mit deiner Kraft,
Und Turan zittert, wenn sich rührt dein Lanzenschaft.
Du reitest ganz allein bei Nacht in Turan ein
Und streifest dort umher und schläfest dort allein.
Dergleichen Kunde ward mir vom Gerücht vertraut;
Lang wünscht’ ich dich zu sehn, heut hab’ ich dich geschaut.
Wenn du zum Weibe mich begehrst, bin ich dein Weib;
Nie Mond- noch Sonnenstrahl berührte diesen Leib.
Vom Schleier meiner Zucht erwuchs ich tief umfangen;
Den Zügel der Vernunft entzog mir dies Verlangen:
Ich bitte Gott, von dir zu tragen einen Spross,
Der einst, an Kraft dir gleich, beherrsche dieses Schloss.
Zur Mitgift will ich jetzt, o Held, dies Schloss dir bringen,
Zur Morgengab’ alsdann, Rostam, dein Ross dir bringen!