Читать книгу IRGENDLAND - Geertje Boeden - Страница 18

Sechszehntes Bild

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Es klopfte.

Der Sehr Kleine Traurige Herr schlich zur Tür. Er war froh, damit einen Moment dem Dunstkreis der Küche entfliehen zu können. Er öffnete die Tür und vor ihm stand der Selbsternannte Philosoph, mittlerweile ausgenüchtert.

Sie sind der betrunkene Herr von heute Mittag.

Heute Mittag?

Ja, im Park.

Ich erinnere mich nicht an Sie.

Das macht nichts. Der Sehr Kleine Traurige Herr lächelte.

Da bemerkte der vormals betrunkene Herr von heute Mittag den kleinen Specht, der auf dem Kopf seines Gegenübers saß und ihn aufgeweckt musterte.

Guten Tag! Piepste der Vogel.

Der Vogel hat gesprochen.

Ja.

Ich weiß selbst nicht, warum ich eigentlich zu Ihnen gekommen bin.

Verdi drang aus dem Korridor an das Ohr des Selbsternannten Philosophen. Nicht schon wieder Oper. Einmal pro Tag reichte ihm das wirklich.

Stellen Sie doch einen Moment mal ihr Radio aus! So kann man sich ja nicht vernünftig unterhalten.

Ich habe kein Radio.

Wollen Sie nicht hereinkommen. Kick? Fragte Picoi höflich.

Der Selbsternannte Philosoph ignorierte den Vogel, trat aber dennoch in den Flur.

Dann sagen Sie ihrem Nachbarn, er soll es lassen, Opernarien zu schreien in der Ruhezeit! Wie soll man sich denn dabei auf ein vernünftiges Gespräch konzentrieren.

Das ist nicht mein Nachbar. Das ist mein Kühlschrank.

Ihr … Kühlschrank.

Ja.

Ihr Kühlschrank singt.

Ja. Besonders gerne Verdi.

Wie aufs Stichwort begann der Kühlschrank Di quella pira zu schmettern.

Er ist also Tenor.

Ja.

Ein Moment verbaler Stille folgte, der Tenor tönte.

Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?

Danke ja, etwas Kaltes wäre sehr angenehm.

Picoi flog vorneweg und die beiden Herren folgten ihm in die Küche. Nachdem der Selbsternannte Philosoph einige Schlucke der kalten Zitronenbrause getrunken hatte, blickte er zu dem seltsamen Paar von winzigem Mann und sprechendem Vogel, das ihn erwartungsvoll ansah. Dann wandte er sich dem tenorierenden Kühlschrank zu.

Haben Sie mal den Stecker gezogen?

Ja, das hat gar nichts gebracht.

Haben Sie ihn leergeräumt?

Ja, und vollgeräumt – alles blieb ohne Wirkung.

Haben Sie mal daran gedacht mit ihm zu reden?

Er hat mich ignoriert.

Alle drei schwiegen. Der Kühlschrank sang.

Plötzlich hatte der Selbsternannte Philosoph eine Idee.

Haben Sie ihm applaudiert?

Der Sehr Kleine Traurige Herr hob erstaunt den Blick. Nein, darauf war er noch nicht gekommen.

Was meinst du? Fragte er den kleinen Specht.

Es käme auf einen Versuch an, wir haben ja sonst alles probiert. Kick!

Der Sehr Kleine Traurige Herr begann zaghaft in die Hände zu klatschen.

Das nennen Sie klatschen? Davon lässt sich kein Sänger der Welt beeindrucken!

Der Selbsternannte Philosoph ließ seine Handflächen aufeinander klatschen, dass die Gläser in den Schränken klirrten.

Bravoooo. Rief er.

Da verstummte der Kühlschrank.

Hoffentlich fühlt er sich nicht veralbert. Sorgte sich der Sehr Kleine Traurige Herr.

Jedenfalls können wir uns jetzt in Ruhe unterhalten.

Für den Moment. Piepste der Vogel. Wir haben schon auf Sie gewartet. Kick!

Wir wussten, dass Sie kommen werden, stimmt doch Picoi? Und jetzt … Ja, was machen wir jetzt?

Der Sehr Kleine Traurige Herr schielte fragend nach oben zu seinem gefiederten Freund.

Wir gehen zur Alten Dame! Piepste er. Kick!

Zu wem?

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