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Achtzehntes Bild

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An diesem Tag war eine Sonnenfinsternis angekündigt.

Der Park war voller Menschen, die angestrengt zum Himmel starrten und die präparierten Schauplatten an ihre Augen drückten. Das Mädchen blickte als Einziges nicht zum Himmel. Es stand etwas abseits, unter einer kleinen Platane und starrte in die andere Richtung. Es schien selbstvergessen dem Lichterspiel, den Wasserspiegeleien und Nordlichtereien der verschatteten Sonnenstrahlen an den Hauswänden außerhalb des Parkes, zuzusehen. Dabei drehte es an den großen Knöpfen seines roten, knöchellangen Mantels, wie es bei besonders tiefen Tagträumen manchmal die Kinder tun. Neben all den anderen Gestalten in sommerlich duftigen Kleidungsstücken erweckte es den Eindruck, aus einer anderen Zeit zu stammen.

Da ist es. Flüsterte Picoi.

Ich hoffe, ich mache das alles richtig. Dachte Das Mädchen, während es konzentriert an den Austernknöpfen drehte. Es war noch keine Veränderung an ihnen zu erkennen. [Wenn ich wenigstens wüsste, auf was genau ich achten muss. Am Ende ist das alles doch Unsinn!] Nein, es konnte sich Zweifel nicht erlauben. Wie zur inneren Beweisführung versicherte es sich zum wiederholten Male seines Schattenrisses. Ja, der riesige Hut war in all seiner Pracht zu erkennen. Dass das Erscheinen des Hutes unmittelbar mit den Strahlen der Sonnenfinsternissonne zusammenhing, daran zweifelte Das Mädchen keinen Moment. Von welcher Art genau der Zusammenhang beschaffen sein würde – nun, das blieb abzuwarten. Der einzige Ort jedenfalls, wo sich die Sonnenfinsternisstrahlen überhaupt zeigten, war dort, wo man normalerweise eben nicht hinsah. Zumindest hatte es sich das so ausgedacht, während es die Knöpfe an den Mantel genäht hatte. Immerhin war ihm so eine neue Geschichte für Die Mutter eingefallen, die es ihr erzählen konnte. Selbst wenn sich das Ganze im Endeffekt doch als sinnlos herausstellte. Das Mädchen war von der frisch eingesammelten Geschichte ganz angetan.

Sie verstecken sich vor dem Blick der Menschen, da sie zu dieser Zeit am verwundbarsten sind. Vielleicht verfinstert sich die Sonne auch nur, weil plötzlich die gierigen Augen der Menschen alle zur Sonne emporstarren, als wollten sie sie aufsaugen. Die Menschen vereinbaren, dass es eine Sonnenfinsternis gibt und weil sie sie erwarten und mit den Gerätschaften in den Himmel starren, fliehen die Sonnenstrahlen vor den grausamen Augen an die Orte, wo sie niemand vermutet. Also verdunkelt sich die Sonne.

Das Mädchen schauderte. Ihm war es plötzlich, als würde es von irgendwoher beobachtet. Ruckartig drehte es sich um.

Gerade rechtzeitig konnten Picoi, der Sehr Kleine Traurige Herr und der Selbsternannte Philosoph geschäftig tun und angeregt über die Sonnenfinsternis fachsimpeln. Picoi ahmte die Form einer Haarlocke nach. Das Mädchen rieb sich Stirn und Augen. [Auch kein Wunder, wenn ich langsam paranoid werde.] Es blickte zurück zur Hauswand.

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