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Die Diskussion in dem Seminarraum lief langsam aber sicher aus dem Ruder. Die Studenten bewarfen sich mit ausgestellter Eloquenz.

Nicht jeder Mensch ist ein Künstler.

Beuys!

Alle Menschen zu Künstlern!

„Wirkliche“ Künstler?

Maßstäbe!

Also Schimpfwort!

Scheißhaufen!

Geniestreich.

Das Verkaufen.

Ökonomischer Mehrgewinn!

Antipodischer „wahrer“ Künstler.

Nur Heuchelei.

Selbstinszenierung.

Hungerleider?

Romantisches Kunstverständnis.

Real!

Wust von Künstlern.

Scharlatan.

„Wahrhaftiges“.

Ein Raunen ging durch den Seminarraum.

Sprachlosigkeit!

Das ephemere Fühlen.

Das Erleben.

Was hinter allem steht.

Die Vorgänge hinter den Vorgängen.

Der Selbsternannte Philosoph stöhnte auf.

Nichts steht hinter irgendwas. Nicht mal hinter einem Vorhang, geschweige denn, einem Vorgang! Das ist doch alles esoterisches Muschebubu. Aber bitte, reihen Sie sich ein in die Mittelmäßigkeit des Mainstreams, in die Welt des Erlebens und des Totfabulierens über das eigene Empfinden. Betrachten wir einmal die Regisseure in Theater und Oper. Regisseure haben das Problem, dass sie im Grunde genommen, ‚nichts wirklich Eigenes, nichts Bleibendes‘ erschaffen. Deswegen haben sie den Drang entwickelt, sich selbst durch das Stück unsterblich zu machen … nicht wegen des Stückes, sondern um ihrer selbst willen. Sie sind nicht mehr Bewahrer der menschlichen Kultur oder Ritter im Streit um das Lebendig-Erhalten der Kunst, sondern sie kämpfen mit ihren Inszenierungen gegen das Entsetzen angesichts der eigenen Sterblichkeit. Den Schwätzern und Scharlatanen gehört die Welt! Es ist 13.45 Uhr. Heute Abend den Opernbesuch nicht vergessen.

Damit rauschte der Selbsternannte Philosoph in langbeinigen Schritten aus seinem Seminarraum.

[All mein Witz ist hier verschwendet.] Wie immer konnte er es kaum erwarten, in sein Café zu kommen, um dort den Geist der großen Philosophen und Revolutionäre der Zeiten zu preisen und anschließend runterzuspülen. Doch dazu sollte es heute nicht kommen.

Der Idealismus der Studenten hatte ihn ganz erschöpft.

Er brauchte schon vorher etwas zu Trinken.

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