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MEIN ERSTER HINAUSWURF Im Geheimtreff »Torberg-Stüberl«

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Ich hatte bald herausgefunden, dass Nachwuchsreporter, die nur über Themen berichten, die ihnen zugewiesen werden oder die von Nachrichten- und PR-Agenturen per Fernschreiber hereinkommen, für Zeitungen von eher geringem Nutzen sind. Was zählt, ist die Exklusivgeschichte, nur was die Konkurrenz nicht weiß, ist interessant. Und so begann ich, mir ein Netz von Informanten aufzubauen, zu denen neben Anwälten, Ärzten und Hoteliers auch Künstler und sonstiges »fahrendes Volk« zählten. Fünf Jahre lang arbeitete ich parallel: Ich saß am Polizeifunk, um dann zu Mord und Totschlag aufzubrechen, verfasste aber auch Interviews mit Prominenten – vielfältiger konnte meine Tätigkeit nicht verlaufen.

»Adabei« Roman Schliesser war zu diesem Zeitpunkt längst ein prominenter Journalist der »Kronen Zeitung«, nun wollte der »Kurier« eine ähnliche Kolumne aufbauen – und ich sollte sie schreiben. Immer noch sprach man in der Redaktion davon, dass ein Reporter, der so gute Kontakte zu Gunther Philipp hatte, über ein besonderes Naheverhältnis zur Prominenz verfügen müsste.

Ich wollte es – auch wenn von einem Naheverhältnis zu Promis keine Rede sein konnte – versuchen. Als Erstes sprach ich bei Gerhard Bronner vor, von dem ich wusste, dass er jeden Abend in seiner Fledermaus-Bar auftrat. Der Schöpfer des »G’schupften Ferdl«, des »Bundesbahnblues« und der »Alten Engelmacherin« betrieb in einem Nebenraum der Fledermaus das »Torberg-Stüberl«, in dem sich spätnachts noch die Wiener Künstlerprominenz traf.

Das Glück schien mir hold, Bronner saß an der Bar, als ich die Fledermaus betrat, ich setzte mich zu ihm und wir kamen ins Gespräch: »Ich soll eine Gesellschaftskolumne schreiben und bitte Sie, mich zu verständigen, wenn besondere Besucher in Ihre Bar kommen, wenn Sie eine Premiere feiern oder wenn sich sonst irgendetwas Interessantes ereignen sollte.«

Bronner hörte mir zu und sagte dann, ohne mich eines Blickes zu würdigen: »Wissen S’ was, lecken S’ mich in Arsch.«

Das war also der Einstand in meine künftige Funktion als Society-Kolumnist (die ich im Übrigen Gott sei Dank nie antrat). Damals hatte ich nicht vermuten können, dass der so übellaunige Gerhard Bronner in ferner Zukunft zu meinen Freunden zählen sollte.

Doch auch ohne Kolumne bürgerte sich ein, dass man mich zu Prominenten-Events, auf Bälle und sonstige Veranstaltungen schickte. So war ich dabei, als Carl Zuckmayer vom Wiener Bürgermeister der Ehrenring der Stadt Wien überreicht und im Anschluss daran im Burgtheater eine Festvorstellung seines »Hauptmanns von Köpenick« mit Werner Hinz in der Titelrolle aufgeführt wurde. Beim Heurigen hatte ich dann Gelegenheit, ein paar Worte mit dem Dichter zu sprechen. »Solche Ehrungen«, sagte er, »macht man so oft mit, dass sie schon zur Gewohnheit werden. Niemals zur Gewohnheit kann es mir hingegen werden, wenn ich meinen ›Köpenick‹ sehe – noch dazu in so glänzender Aufführung und Besetzung.«

Mir war mit meinen 21 Jahren kaum bewusst, welche Jahrhundertfigur mir da gegenüberstand.

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