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BURT LANCASTERS PISTOLE Ein Versteck hinter Palmen
ОглавлениеIm Sommer 1972 begleitete ich die Wiener Dreharbeiten des Films »Scorpio, der Killer« mit Alain Delon und Burt Lancaster. Zu einer Szene, die im Palmenhaus von Schloss Schönbrunn spielte, war die Presse nicht zugelassen. Ich schwindelte mich aber mit einem Fotografen ins Palmenhaus, wo wir uns – um zu einem schönen Exklusivfoto zu kommen – hinter einer Palme versteckten. Womit die Dreharbeiten beginnen konnten. Plötzlich wurde ein uralter elektrischer Aufzug in Betrieb genommen, der mit einem ohrenbetäubenden Ruck direkt neben unserem illegalen Versteck stehen blieb. Vor mir ein Hüne von einem Mann mit gezückter Pistole, die genau auf mich gerichtet war. Wollte mich die Filmproduktion wegen unerlaubten Aufenthalts auf so unsanfte Weise vom Set entfernen? Nein, Gott sei Dank handelte es sich bei dem Riesen um Burt Lancaster, und die Pistole in seiner Hand war ein Requisit, das zur Handlung des Films gehörte. Niemand hat auf mich geschossen und ich habe überlebt.
US-Präsident Richard Nixon traf 1972 Mao Tse-tung in Peking. Margarethe II. wurde Königin von Dänemark. Ein Terrorüberfall auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Sommerspielen in München forderte siebzehn Todesoper. Skilegende Karl Schranz wurde von den Olympischen Winterspielen in Sapporo ausgeschlossen und in Wien von hunderttausend Menschen triumphal empfangen. Andreas Baader, Ulrike Meinhoff und weitere Mitglieder der Terrorvereinigung »Rote Armee Fraktion« wurden verhaftet. Es starben der Herzog von Windsor und ehemalige König Edward VIII. von Großbritannien, Ex-Präsident Harry S. Truman, FBI-Chef J. Edgar Hoover, die Schauspieler Maurice Chevalier, Margaret Rutherford, Lale Andersen, die Gospelsängerin Mahalia Jackson und der Tenor Helge Rosvaenge. Die Wiener Ringstraße wurde zur Einbahn erklärt.
Am ersten Tag – ich unternahm für den »Kurier« eine »Testfahrt« – war’s noch ein ziemliches Abenteuer, auf Wiens nunmehr dreispurig befahrbarer Ringstraße unterwegs zu sein, weil sich die Autofahrer erst an die neue Situation gewöhnen mussten und trotz verstärkten Polizeieinsatzes natürlich gegen die Einbahn fuhren. Noch herrschte ein solches Chaos, dass selbst ein Polizist seine Kollegen fragen musste, wie er unter den neuen Umständen zur Rossauer Kaserne käme. Und eine Dame schaffte es, obwohl ihr an jeder Kreuzung ein zusätzlich postierter Wachmann nachpfiff, eine lange Strecke gegen die neue Einbahn in Richtung Urania zu fahren. Nicht genug damit, beschimpfte sie sämtliche Autofahrer, die ihr auf »ihrer« Spur entgegenkamen.