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APROPOS GESTERN Vorwort

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Oft werde ich gefragt, wie ich zu den Geschichten komme, die ich in meinen Büchern und Zeitungskolumnen schreibe. Um es kurz zu machen: Es sind vielerlei Wege, die mich zu den Themen führen, manchmal durchstöbere ich Archive, Bibliotheken oder private Sammlungen, dann wieder treffe ich Menschen, die mich auf die Spur historischer Entdeckungen führen.

Apropos Gestern. Ich entschied mich diesmal dafür, einen sehr persönlichen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Deshalb wählte ich auch den Untertitel »Meine Geschichten hinter der Geschichte«. Sie beginnen bei meinem ersten Fernsehauftritt im Alter von sieben Jahren und gehen über meinen Einstieg ins Journalistenleben bis zu den Entstehungsgeschichten der Bücher, die ich im Laufe vieler Jahre schrieb.

Auf meine Informanten, die mir immer wieder Außergewöhnliches anvertrauten, kann ich mich verlassen. Da gibt es die langjährige Mitarbeiterin des Wiener Hotel Imperial, die beobachtete, wie Queen Elizabeth im Badezimmer der Fürstensuite ihre Leibwäsche selbst wusch. Da gibt es den Archivar, der mir half, den Namen des zweiten (bisher unbekannten) Dollfuß-Attentäters zu finden, und die pensionierte Kanzleileiterin, die mir siebzig Jahre nach dem Tod der Kronprinzessin Stephanie deren bisher unveröffentlichtes, historisch sehr interessantes Testament zur Verfügung stellte.

Apropos Gestern. Mit einem Blick hinter die Kulissen beschreibe ich meine letzte Autofahrt mit Curd Jürgens, aber auch wie es kam, dass mein Name in eine Biografie des Weltstars Sophia Loren gelangte. Persönliche Erinnerungen verbinden mich darüber hinaus mit Liza Minnelli und Ray Charles, Originelles mit Peter Ustinov, Ephraim Kishon und Billy Wilder. Mit Helmut Qualtinger war ich im Gefängnis, und mit Kardinal König fuhr ich in der U-Bahn. Mit Heinz Rühmann trank ich Kaffee, mit Maximilian Schell Mineralwasser, und mit Harald Juhnke … nein, nicht was Sie denken, sondern Cola – er hatte gerade eine »trockene Phase«. In die Zeitgeschichte eintauchen konnte ich bei Begegnungen mit Bruno Kreisky, Kurt Waldheim, Rudolf Kirchschläger, Thomas Klestil, Willy Brandt, Otto von Habsburg, Teddy Kollek und Helmut Zilk, der mir in bewegenden Worten den Tag des Attentats schilderte, durch das er lebensgefährlich verletzt wurde. Mit Norman Mailer reiste ich auf Kaiserin Elisabeths Spuren durch Wien, und der verwitwete Fritz Eckhardt vertraute mir die Geschichte seiner heimlichen Geliebten an, die er dann vor seinem Tod noch adoptierte.

Nicht immer sind die Erinnerungen eitel Wonne: Gerhard Bronner warf mich unsanft aus der Fledermaus-Bar, Ähnliches widerfuhr mir im Kabarett Simpl, womit ich mich allerdings in bester Gesellschaft weiß, denn vor die Tür des Simpl wurde damals wegen seiner Berichterstattung auch der ORF-Starjournalist Heinz Fischer-Karwin gesetzt. Und wie im Kapitel »Zum Schaden des Publikums« nachzulesen ist, wurde Marcel Prawy 1996 in der Wiener Volksoper mit Hausverbot belegt. Außerdem war ich selbst dabei, als man Peter Alexander seines ehemaligen Gymnasiums verwies.

Legenden, über die ich bereits in früheren Büchern schrieb, dürfen der Vollständigkeit halber nicht fehlen – allerdings berichte ich auch über bislang noch nicht geschilderte Details. In Geschichten mit Karl Farkas, Paul und Attila Hörbiger, Gunther Philipp, Friedrich Torberg und Hugo Portisch. Ich erzähle von den 53 aus Österreich stammenden Passagieren der »Titanic«-Katastrophe, warum mich Robert Stolz als seinen »Freund« bezeichnete und wie es kam, dass sich Paula Wessely bei mir zu Hause ihren berühmten Film »Maskerade« ansah. Kurz streife ich den »Grabraub« der Mary Vetsera und meine Treffen mit jener Österreicherin, die John F. Kennedy einen Sohn schenkte. Neben ehrenwerten Zeitgenossen begegnete ich auch solchen, die auf die schiefe Bahn gelangten, so Udo Proksch und Ingrid van Bergen. Dass mir Hollywoodstar Burt Lancaster im Palmenhaus Schönbrunn eine Pistole unter die Nase hielt, sollte sich jedoch glücklicherweise als harmlos erweisen.

Apropos Gestern. Dieses Buch enthält keine Lebenserinnerungen, ich bin ausschließlich Chronist, und wenn ich selbst in den Begebenheiten aufscheine, dann nur, um Zeugnis abzulegen.

Wenn Sie mich in diesem Buch auf meinen Streifzügen durch die Zeit begleiten, erfahren Sie, wie ich zu meinen historischen Themen kam, wie ich viele, heute schon legendäre Persönlichkeiten kennenlernte und wie mich meine Leser, seit nunmehr 45 Jahren, immer wieder mit interessanten Geschichten versorgen.

Apropos Gestern eben.

Georg Markus

Wien, im August 2015

Apropos Gestern

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