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1.2 Hypothese – Theorie – Kritik an einem Beispiel

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Geläufige Verfahren, Wissen zu gewinnen und zu formulieren, sind Hypothese, Theorie und schließlich Kritik. Um es konkreter zu machen, soll jetzt hier stellvertretend die Anthropologie dazu dienen, etwas Fundiertes über den Menschen auszusagen, im Modus des Hypothetischen.

Zuvor ist zu sagen, dass der, der über seine haarlose Geliebte mit leisem Spott räsoniert, dieses Bild des Jammers erst einmal zur Kenntnis genommen haben muss, was man als einen empirischen Vorgang begreift. Wenn er ihre Stimmungslage erkennt, dann ist das Erkenntnis primär aus Sinneserfahrung. Positivismus und auch Pragmatismus der Lebenspraxis sehen hier ihr Fundament. Es ist klar, dass die Fortschritte der Naturwissenschaft dieser Erkenntnistheorie zu verdanken sind. Das Gegenteil ist der Rationalismus. Kant hat schon gesehen, dass beide, also die Henne oder das Ei, empirisch Gegebene sind und für die Vernunft, die es erkennen will, sich gegenseitig bedingen. Mit dem Objekt tritt das Erkenntnisvermögen, das sich auf es bezieht, in Kraft. Geht es um die Erforschung menschlicher Praxis, betont die empirische Methode in Geschichte oder Soziologie, dass man „unten“ (subsuelo, Untergeschoß, Ortegga y Gasset, participant observation, Soziologie) ansetzen will, vor Ort.

Soviel skeptische Zurückhaltung hat der Mensch nun doch nicht verdient und so hat man ihm eine eigene Wissenschaft gewidmet, die Anthropologie. Sie will das "Wesen" des Menschen erkunden. Hypothetisch muss es heißen: Der Mensch, das unbekannte Wesen.

Biologische Anthropologie:

Sie untersucht die Entwicklung aus dem Tierreich heraus, anhand der Befunde aus Anatomie, Physiologie, Embryologie. Der falsche Satz "Die Ontogenese ist die Wiederholung der Phylogenese" gehört hier hin. Gemeint ist damit die irrige Annahme, der Embryo durchlaufe in seiner Entwicklung als Einzelwesen (Ontogenese) die Stadien der Stammesentwicklung (Phylogenese).

Kulturanthropologie:

Aus den geschichtlichen Leistungen will man erkennen, was den Menschen einzigartig macht. Staatsformen, Staatsbildungen, Philosophie, Kunst. Vor allem untersucht sie sogenannte primitive also schriftlose Gesellschaften. Sie haben ja auch eine Kultur, eine andere, als wir sie kennen.

Philosophische Anthropologie:

Der Mensch ist ein Mängelwesen. (Kann nichts so richtig) – Arnold Gehlen. Der Mensch ist weltoffen (Hat kein geographisch und geistig fest umrissenes Biotop sondern eine Umwelt bzw. eine Welt) – Max Scheler. Der Mensch ist exzentrisch positioniert (Er hat seine Instinkte abgebaut, was ihn Sicherheit kostet)- H. Plessner.

Die biologische Anthropologie braucht nicht zu bewerten, die kulturelle schon eher und die philosophische ist pure Bewertung. Wenn die Philosophen/Soziologen nur den Mund aufmachen, haben sie schon den Menschen und sein Schicksal und seine Möglichkeiten bewertend aufs Korn genommen. Das irritiert sie nicht, sie bestreiten es glatt weg, mit Möglichkeiten zu tun zu haben. Sie haben immer die zutreffende Lösung, ohne einen hypothetischen Stil zu bemühen.

Schon das Hauptanliegen, nach dem "Wesen" des Menschen zu suchen, macht es erforderlich, nach Invarianten zu schauen in den Verhältnissen und in den Bedingungen seiner Welt, in denen er lebt. Invarianten beziehen sich auf sein Verhalten, „Wesen“ wäre ein Bezug auf das, was keiner kennt.

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