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1.3.6 Plafond: Indikator für die Intelligenz

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Anschaulich wird der Begriff "Intelligenz", den die Psychometrie zu messen gelernt hat und im Intelligenz-Quotienten "I.Q." mit einer skalar gedachten Ziffer bezeichnet, in seiner Funktion wie beim Fieberthermometer. Der Grundgedanke eines jeden Plafonds ist, jeder kommt an die Grenzen seiner Möglichkeiten und die lassen sich objektiv messen, was man schon bei Stellenbesetzungen glaubte verwenden zu können, bis man merkte, dass diese Messungen in ihrer Einseitigkeit nicht sehr nützlich sind. Die ungelernten Arbeiter, die einfachste Tätigkeiten verrichten, können ruhig mit einem I. Q. von 70, ausgestattet sein. Es ist die Grenze, die kaum unterschritten werden soll, und der Direktor sollte 140 haben, Richtung Genie. Nicht selten meinen seine Mitarbeiter allerdings, er läge bei 71, bei wohlwollender Betrachtung. Sogar der megalomane Mensch ("größenwahnsinnige Mensch"), der sich überschätzt, muss dann einmal Farbe bekennen und sich objektiven Maßstäben beugen.

Du musst deine Grenzen erkennen. Du musst die Grenzen deines Wissens erkennen. Du musst die Grenzen deiner Fähigkeiten kennen. Schließlich, altgriechisch: Du musst dich selbst erkennen. Das ist ein Affront gegen die Selbstliebe, weil sie gerne uferlos und wohlmeinend ist. Aber auch eine Frage der Rationalität. Solist im Chor wird der, dem man es zutraut.

Was für das philosophische Denken naheliegt, nämlich dass gerade die Selbsterkenntnis eine sozial-relativierende Wirkung hat, wenn der Blick auf die Mitmenschen und die Kultur fällt, stimmt auch für die Intelligenzmessung. Es geht bei der Definition des I.Q. um die durchschnittliche Leistungsfähigkeit von Kindern einer bestimmten Altersstufe, von der man als Basis die vergleichende Skala ableitet.

In wissenschaftlichen Darlegungen gibt es Passagen, in denen grundsätzliche Aussagen gemacht werden, um sie zu fundieren, und solche, um den eigenen neuartigen Spitzenertrag der Ausführungen zu bündeln. Das, was dazwischen liegt, spiegelt die Kompetenz in actu, ihre Qualität und ihre Grenzen. Nirgends kann man sich so gründlich selbst aushebeln, als wenn man am Schluss, wo dann nichts mehr repariert werden kann, sich selbst widerspricht oder auch nur zeigt, dass man von ungeklärten Voraussetzungen ausgegangen ist. Man spielt der Kritik in die Hände, die für eine handliche Formel dankbar ist und schnell auch ungerechtfertigt behauptet, der Rest sei grad von dieser Qualität. Der Plafond will sagen: Übernimm dich nicht. Bleib bei deinen Leisten. Der ewige Anspruch seit Homers Zeiten lautet: "Immer voranzustreben den anderen", in einer Überflussgesellschaft fast schon pervers, im Bereich des Idealen wie der Wissenschaft der richtige Treibstoff. Wo Moral vorausgesetzt wird, scheint ein mittleres Maß sehr häufig angebracht zu sein, "In medio tutissime ibis". In der Mitte wirst du am sichersten gehen, meint der Liebesdichter Ovid. In der Forschung und in der Wissenschaft allgemein heißt es Plus ultra, die Prinzipien von Olympia. Man geht an die Grenzen seines Intelligenzplafonds, zum ersten Mal mit allem Nachdruck bei der Dissertation. Nur mit gehöriger Selbstkritik bewahrt man sich vor Grenzüberschreitungen, die, wie gesagt, vieles in Frage stellen können.

In der Umgangssprache gibt es genügend Wendungen, die auf einen Intelligenz- und Kompetenzplafond anspielen, von Kindesbeinen an. "Das hast du aber schön gemacht"."Er hat sich – sehr viel – Mühe gegeben". Von solchen Beurteilungen, eben auch in der Wissenschaft, ist meist sehr viel abhängig. Schulnoten beziehen sich auf sie und Arbeitszeugnisse ebenso. Auf die Spitze getrieben haben es die Länder, in denen Noten auf 20 vergeben werden, also 17 auf 20 etwa ein nicht ganz sehr gutes "sehr gut". Die absolute Höchstnote wäre also 20 auf 20 oder sogar 30 auf 30 Punkte.

"Du musst wissen wo deine Grenzen sind", im Leistungsbereich des Schul- und Berufsleben werden sie einem schriftlich mit auf den Weg gegeben, im Wissenschaftsbereich wird besprochen oder einfach ignoriert. Mit einem gerechten, zuverlässigen Maßstab muss das nicht unbedingt verbunden sein. Aber "abgerechnet" wird immer.

Eine der frühesten, schärfsten Lektionen, die dem Menschen durch seine Überschätzung zuteil wurde, ist im Turmbau zu Babel festgehalten. Hier war der Grenzwert der damaligen Baukunst erreicht und gleichzeitig der Plafond, der zwar überschritten werden darf, aber nur mit Extrakosten. Bis in kleinste profane Bereiche findet man diesen alltäglichen Gedanken der Obergrenze bis heute. Ein Sänger, der nicht seinen Stimmumfang genau nimmt, missfällt mit seiner gepressten Höhe. Den Plafond seiner Leistung muss er kennen und Noten entsprechend transponieren lassen. Boxer werden gleich nach Klassen eingeteilt, die ihren Leistungsplafond anzeigen und Hochmut und Totschlag verhindern. Ein Philosoph, der öffentliche Reden hält, genießt nicht die Nachsicht, die er als Privatier beanspruchen könnte: „Das europäische Projekt steht vor dem Zerfall.“ Europa sei ein Ort geworden, „wo die Dinge seit einiger Zeit schrecklich schief laufen.“ Er beklagt „die Umwandlung von Politik in einen Reparaturbetrieb.“ (Politik ist ein Reparaturbetrieb. Börne-Preis: Peter Sloterdijk hält ein Plädoyer für Europa. BZ 17. Juni 2012). Erkennbar ist bisweilen, welche Mühe es kostet, auf nicht eigenem Gebiet Substantielles zu sagen. Energien, die unter Umständen fehlen können, wenn es um Hausgemachtes geht.

Nur der Megalomane sieht grundsätzlich nicht das Problem eines Plafonds, bis die anderen ihn darauf aufmerksam machen. Er erreicht ihn umso präziser, wenn er den anderen genügend auf die Nerven fällt. Sie sind dann endlich das Maß seiner Dinge.

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