Читать книгу Allgemeinbildung in der Akademischen Welt - Gerd Breitenbürger - Страница 40
2.3 Behauptungen sind beliebt, aber fragwürdig 2.3.1 Behauptungen der Theologie
ОглавлениеInteressanterweise hat die historische Entwicklung der drei großen monotheistischen Religionen in der ihnen gemeinsamen Methode dazu geführt, dass der Glaubensinhalt von einer engagierten Suche nach plausiblen Argumenten durch die Jahrhunderte begleitet wurde.
Jesus hat seine göttlichen Eigenschaften abgelegt, als er auf die Erde niederstieg.
Eine Behauptung, die grundsätzliche Folgen für das Verständnis der christlichen Religion hat. Diese Behauptung könnte auch als überflüssig angesehen werden. Man könnte ja froh sein, dass er überhaupt gekommen ist. Man würde sie schlicht vergessen, wenn Jesus Christus erfolgreich gewesen wäre. Sie reicht aber mehr als nur für den Gläubigen aus. Sie schlägt dem Ungläubigen seine Kritik aus der Hand. Der Gläubige nimmt fraglos hin. Er muss nicht einmal darauf kommen, die "warum"-Frage zu stellen: "Warum sind meine Eltern lieb zu mir". Sieht dieser sich aber auch als gesellschaftliches, politisches, für das Diesseits hoffende Wesen, ändert sich die Situation schlagartig. Das hat Jesus selbst gesehen und die daraus entstehende Frage beantwortet. Die "Kenose" (griech. kenos = leer, entblößt) ist höchst unbefriedigend für alle die, die der Meinung waren, und das waren nicht wenige, diese Welt sei nicht gut eingerichtet. Jesus gibt als Erklärung dafür, dass er diese Welt nicht im Kampf zum Besseren wendet, weil, und da ist das "weil" der Plausibilitätssuche, sein Reich nicht von dieser Welt sei. Er sieht die Notwendigkeit, sein Nicht-Handeln in der unvollkommenen Menschenwelt zu begründen. Er greift dabei wiederum auf eine Behauptung zurück. "Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Warum eigentlich. Es wäre uns doch sehr geholfen. Haben wir diese Hilfe nicht verdient. Dann hätten wir auch ihn, den Heiland, nicht verdient. Es ist so, wenn in einem Glaubenssystem angefangen wird, zu begründen, endet man bei Behauptungen. Das ist unerfreulich und somit ist es Sache der Klugheit, unter dem Glauben auch tatsächlich Glauben zu verstehen.
Der Glaube kann nicht zum Wissen transzendieren wollen. Es wäre seine Sünde. Die Theologie weiss das seit immer und sagt: Credo quia absurdum. Die rechte Seite von "quia", wo der Wissensgrund stehen sollte, bleibt leer. Oder fast, man kann es nicht lassen. Rechts steht eine logische Aussage, eine Verneinung. Die formale Aussage, dass da nichts ist, die aber eine volle, unsere Welt betrifft. Sie kommt als Grund des Glaubens nicht in Frage. Somit kein Argument, kein Denken. Aber auch keine Kirche, die auslegt, die Sünden vergibt, wenn auch nur treuhänderisch ("in nomine patris …").