Читать книгу Allgemeinbildung in der Akademischen Welt - Gerd Breitenbürger - Страница 38

Das Oxymoron ist eine surreale Methode, die dann gerne angewendet wird, wenn es gilt, Widersprüchliches, zum Beispiel im Verhalten oder Meinen, als plausibel auszuweisen. Sein rhetorischer Charakter ist eher der der Sophistik; denn es steckt ja eine Unwahrheit in ihm, die aber verborgen werden soll.

"Idealistischer Marxismus" wäre da die Vereinbarkeit des Unvereinbaren, ein hölzernes Eisen. Nicht die Ideologie bringt das zusammen, so beschränkt ist sie gewiss nicht. Es ist die Biographie mit ihren Brüchen, es ist das Individuum mit seinen Inkonsistenzen, das dieses Kunststück offensichtlich mit Leichtigkeit zur Sprache bringt und als Wahrheit verkauft. Wer hier nach einer Erklärung sucht, muss natürlich in die Psychologie gehen, wo ja alles Mögliche Einlass in die Realität findet. Durchaus möglich ist, wie bekannt, dass es Feuerwehrleute gibt, die ihre Brände selbst legen. Idealismus ist, wie bekannt, der Gegensatzbegriff von Materialismus und natürlich Marxismus. Es gibt keine logische Brücke, nur eine emotionale, für eine solche Dichotomie (Mann-Frau; Tag-Nacht). Was logisch nicht zu zwingen ist, kann immer noch mit rhetorischen, mit sophistischen Tricks den – täuschenden – Anschein erwecken, alles sei richtig und wahr.

"Anfänglich durchaus vom marxistischen Idealismus angetan, wuchsen die Zweifel am System …"

(Literatur als Selbst- und Weltdeutung. Zum Tod des Germanisten Gerhard Kaiser. BZ, 7. August 2012).

Wenn beides aber nicht wahr sein kann, Marx und Idealismus, dann kann nur jenseits von beiden ein subjektives Interesse, ein klarer Opportunismus eine Rolle spielen, der auch noch verschleiert wird und wegen der Verschleierung auffällt. Da ist eine Färbung Ost (Marx) und eine Färbung West (Idealismus) und ein Subjekt, das mit beiden eingefärbt ist. Löst man den Ausdruck auf, kommt man zu einem Marxismus, der human, nicht inhuman ist. Damit wäre ein Merkmal gefunden bzw. nur behauptet, das dieses ideologische Subjekt mit dem Idealismus verbindet. Da kann es Richtung Westen winken und braucht sich nichts vorzuwerfen, dass es als Kommunist an eine menschenfreundliche, gar nicht mörderische politische Gesinnung glaubte. Was ganze Gesellschaften für einen scharfen Gegensatz hielten, was Menschen erkennbar und äußerst dezidiert von einer freien und unfreien Welt sprechen ließ, für die gekämpft und gelitten wurde, wird hier zu einem Problem, wie schaffe ich es, ein Merkmal beim Marxismus auszutauschen, um wieder ganz auf der sicheren Seite zu stehen. Er war nicht so lieb, wie ich immer dachte, aha.