Читать книгу Die besten 10 Liebesromane November 2021: Romanpaket - Glenn Stirling - Страница 24
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Genau zur gleichen Zeit waren Dr. Wiebold und Philipp Johannsen auf dem Weg zum Krankenzimmer. Die Polizei war verständigt und auf dem Weg. Mit den Beamten hatte es auch deswegen keine Schwierigkeiten gegeben, weil der Privatdetektiv im Vorfeld bereits vorgesprochen hatte.
Dr. Thorben hatte schon fast gedacht, dass Sören doch noch kommen würde, aber das geschah nicht, und Wiebold war froh darüber. Als sie die Station erreichten, kam Schwester Nicole aus dem Dienstzimmer, Kollegin Katrin befand sich bei einem Patienten.
„Herr Doktor? Übernehmen Sie heute die Visite?“
„Nein, eigentlich nicht. So wie ich meinen Sohn kenne, wird er sich das nicht nehmen lassen und später nachkommen. Wir möchten jetzt zu Frau Brinkhorst.“
„Ach, ich glaube, die ist nach unten in den Garten. Vorhin habe ich sie jedenfalls hinausgehen sehen.“
Die beiden Männer wechselten einen kleinen besorgten Blick.
Nicole fuhr in aller Arglosigkeit fort. „Die ist jedenfalls froh, wenn sie uns verlassen kann. Ist ein bisschen undankbar, finde ich, wo unser Doktor Sören ihr doch das Leben gerettet hat, und dann will sie einfach weg. Dabei hatte sie gesagt, die will uns alle hier von der Station zu Kaffee und Kuchen ...“
„Was bedeutet weg?“, unterbrach Johannsen mit unglaublicher Schärfe in der Stimme.
Die Lernschwester zuckte zusammen. „Na ja, weg heißt weg. Sie hat sich nach den Fähren nach Rømø erkundigt ...“
Sie konnte auch diesen Satz nicht zu Ende sprechen, denn dieses Mal unterbrach Dr. Thorben.
„Verdammt, Sie hatten recht, Johannsen, die hat Lunte gerochen.“
„Wann ist das gewesen? Wann ist Frau Brinkhorst gegangen?“
„Vor fünfzehn oder zwanzig Minuten etwa, ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Aber was ist denn los, weshalb die Aufregung? Frau Brinkhorst kommt bestimmt gleich wieder, sie hat ja nichts mitgenommen.“
Nicole riss die Augen auf. Selbst die etwas naive junge Schwester merkte nun, dass hier irgendetwas nicht stimmte.
„Wo ist ihr Zimmer?“, fragte Johannsen.
„Dreihundertzwölf ...“
Mit wenigen Schritten erreichte der Detektiv die Tür, riss sie auf und stürmte hinein. Er wusste, wonach er zu suchen hatte; Ausweis, Kreditkarten, Geldbörse, eventuell einmal Wäsche zum Wechseln, Medikamente – im Nachtschrank nichts außer Taschentüchern und ein paar Süßigkeiten. Im Schrank lag Kleidung, sonst nichts bis auf die üblichen Utensilien. Entweder war sie übervorsichtig und befürchtete einen Diebstahl, so dass sie alle wichtigen Papiere bei sich trug, oder sie hatte sich abgesetzt. Johannsen befürchtete das Letztere, auch er griff zum Handy und fragte die Abfahrtszeiten ab.
„In zwanzig Minuten legt die letzte Fähre ab“, brüllte er über den Flur und sah Dr. Wiebold zusammenzucken.
In diesem Augenblick stiegen zwei Polizeibeamte aus dem Lift. Johannsen stürmte auf sie zu und überschlug sich fast bei der Erzählung.
„Sie müssen das Ablegen der Fähre verhindern“, forderte er aufgeregt.
„Das geht nicht so einfach“, protestierte einer der Polizisten. „Wir haben ja noch nicht einmal eine Bestätigung ...“
Johannsen griff zu einer List, für die er sich später würde verantworten müssen. „Es kann sein, dass ein Sprengsatz an Bord ist. Die Frau ist total verzweifelt und weiß nicht mehr ein noch aus. Es ist Gefahr im Verzuge.“
Die Polizisten blieben misstrauisch, aber sie kannten Dr. Wiebold und vertrauten ihm.
„Würden Sie das bestätigen, Doktor?“
„Ich bin mir nicht sicher, ob sie so weit gehen würde, aber Tatsache ist, dass sie die Klinik um eine bedeutende Summe betrogen hat und gerade dabei ist, sich ins Ausland abzusetzen. Vielleicht könnte man die Fähre aufhalten, indem man einen wichtigen Passagier angekündigt, das würde doch sicher reichen, um sie zu verhaften.“
Diese Version gefiel den Polizisten eindeutig besser, und sie ließ sich auch wesentlich einfacher verwirklichen. Der eine der beiden Beamten rief über sein privates Handy beim Zoll an und forderte, die Fähre aufzuhalten, weil ein wichtiger Politiker sie noch erreichen wollte, und niemanden mehr von Bord zu lassen. Dann machten sich die Polizisten und der Privatdetektiv auf den Weg zum Hafen.
Von allen unbemerkt hatte Sören Wiebold die Szene verfolgt. Die Unruhe hatte ihn doch nicht weiterarbeiten lassen, die Menge an Patienten war mittlerweile überschaubar. Er wollte doch mit Jule reden, von ihr selbst hören, dass sie gelogen und betrogen hatte. Sein Herz hatte einen schmerzhaften Stich erhalten, als er feststellte, dass sie tatsächlich geflohen war. Ohne jemandem etwas zu sagen, machte auch Sören sich auf den Weg zum Hafen, er wusste nun, dass Jule nicht von dort wegkommen konnte.