Читать книгу Die besten 10 Liebesromane November 2021: Romanpaket - Glenn Stirling - Страница 36
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Als Katie wieder ihre Augen öffnete und sich wohlig streckte, war es bereits später Vormittag. Nach ihrer Morgentoilette brühte sie sich einen Tee auf, damit sie wenigstens etwas in ihren Magen bekam. Danach wollte sie sich auf den Weg machen, um Essbares in dieses Haus zu schaffen. Schließlich würde sie ja ein paar Tage bleiben müssen, bis alles geregelt war.
Die Frage, die sie sich nun stellte, war: Wie komme ich in die Stadt? Und dann natürlich mit dem Einkauf wieder zurück?
Katie nahm sich die Schlüssel, die sie auf dem kleinen Schränkchen im Flur gelegt hatte, und sah sich die genauer an. Das war ihr gestern gar nicht aufgefallen. Da hingen auch Autoschlüssel am Ring. Demzufolge musste es hier auf der Ranch auch ein Fahrzeug geben.
"Na, hoffentlich ist das keine Schrottkarre, die alle zehn Meter eine Fehlzündung hat", murmelte sie. "Dann will ich mal sehen, wo das Auto steht."
Katie verließ das Haus und umrundete es.
Vor Überraschung blieb sie stehen und ließ das Bild auf sich wirken, das sich ihr jetzt bot. Hinter dem Haus befand sich eine riesige Koppel, auf der sich mehrere Pferde befanden.
Und was für Pferde.
Rassige Tiere!
Und sie fragte sich, ob diese schönen Tiere ihrem Großonkel gehörten. Wenn ja, konnte das ja bedeuten, dass er Pferde gezüchtet hatte.
Doch dann sah sie sich weiter um. Was sie gestern Abend auch nicht mehr registriert hatte, dass sich ein weiteres Gebäude aus Holz hinter dem Haus befand. Es war ein langgezogener Stall, in dem sich Boxen für Pferde, Stroh und Futter befanden.
Was sie noch entdeckte, war das geschlossene doppelflüglige Tor. Darauf schritt sie zu und öffnete es ohne Schwierigkeiten.
Und dann bekam sie große Augen.
Was ihr Onkel am Haus an Reparaturen versäumt hatte, hatte er jedoch nicht beim Erwerb seiner Autos. In dieser Garage standen zwei: ein Pickup von Ford und einen Ford Mustang. Beide sahen aus wie neu. Sauber und blitzblank – jedenfalls von außen.
"Wow!", hauchte sie. Und noch einmal: "Wow!"
Das war nun wirklich eine Überraschung. Und dann kicherte sie vergnügt: "Welchen nehme ich denn nun?"
Katie lief noch einmal zum Haus, um sich ihre Handtasche zu holen.
Plötzlich krachte eine Stufe unter Katies Fuß weg, als sie die Treppe hinauflief. Das Brett der oberen vorletzten Stufe brach genau in der Mitte durch.
Mit dem rechten Bein rutschte Katie, die vor Schreck laut aufschrie, augenblicklich in das Loch, verlor dabei den Halt und wäre mit ihrem Oberkörper auf die oberste Stufen geknallt, hätte sie nicht noch geistesgegenwärtig ihre Arme hochgerissen, um sich an der oberen Stufe abzustützen und den Sturz so abzufangen, damit sie sich – wie sie hoffte - keine großen Verletzungen zuzog. Trotzdem hing sie nun zwischen den Stufen und stöhnte vor Schmerz auf.
Sie hatte sich das Bein verletzt und auch die Rippen der rechten Seite schmerzten. Langsam versuchte Katie nun, aus dieser misslichen Lage zu kommen. Dabei schimpfte sie wie ein Rohrspatz, denn sie war wütend auf sich und auf den Großonkel. Ein Auto weniger, dafür hätte er nicht nur die Treppe wieder in Schuss bringen können. Nein – müssen!
"Oh, hallo Miss Driver! Was ist passiert? Ich helfe Ihnen", hörte Katie da jemanden hinter sich rufen.
Und schon war der Mann bei ihr, griff unter ihre Arme und hob sie aus dem Loch heraus. Dabei verzog Katie das Gesicht, denn ohne Schmerz ging das nicht vonstatten.
Als Katie wieder auf ihren Füßen stand, sah sie an sich herunter und stöhnte laut. Ihre Jeans hatte einen Riss, durch den ihr blutendes Bein zu sehen war. Das Shirt war zwar heil geblieben, war aber nun schmutzig.
"Sie haben sich verletzt", stellte auch ihr Helfer fest. "Wie konnte das nur passieren?"
"Das Brett muss morsch sein. Sonst wäre es doch nicht durchgebrochen", machte sich Katie ihren Ärger Luft.
"Nein, nein. Hier war nichts morsch. So alt sind die Stufen noch nicht. Ihr Großonkel hat sie im letzten Jahr alle gewechselt, weil die alten schon so abgenutzt waren", wusste der Mann zu berichten. Er sah sich das nun genauer. Dann kratzte er sich am Hinterkopf. "Äm, da hat jemand dran gesägt. Sehen Sie mal!"
Katie sah sich das nun auch an. Das Brett war von unten fast durchgesägt worden. Durch ihr Gewicht und weil sie diesmal nicht den Rand sondern die Mitte der Stufe betreten hatte, musste es zu diesem Bruch kommen.
"Das verstehe ich nicht. Wer macht denn so etwas? Und warum?", fragte Katie verstört.
Der Mann zuckte mit der Achsel.
"Ich bin übrigens David Collins. Ich habe hier gearbeitet, mich um die Pferde gekümmert", stellte er sich vor. "Ich werde es auch weiterhin, bis sich hier etwas ändert. Ich nehme an, dass Sie verkaufen werden."
"Noch ist nichts entschieden", sagte Katie und verzog schmerzhaft das Gesicht. "Dann werde ich Ihnen Lohn zahlen müssen." Und das machte ihr Sorgen, denn wovon sollte sie ihn entlohnen.
Er schüttelte den Kopf.
"Nein, Ihr Onkel hat mich bereits für sechs Monate im Voraus entlohnt. Unser Anwalt Russel Brown wird Ihnen das bestätigen."
"Im Voraus?", wunderte sich Katie. "Dann muss er gewusst haben, dass er ..."
"Ja, hat er", unterbrach er sie, denn ihm gefiel nicht so recht, in welche Richtung sich das Gespräch bewegte. "Sie sollten unseren Sheriff anrufen, denn das geht hier nicht mit rechten Dingen zu. Außerdem sollten sie damit zu unserem Doktor." Er zeigte auf ihr verletztes Bein. "Wenn sich der Sheriff das hier angesehen hat, dann werde ich den Schaden beheben."
"Vielen Dank, Mister Collins", sagte Katie und blickte den freundlich blickenden Mann an. Er war ein Mittvierziger, kräftig gebaut, trug eine verwaschene Jeans und ein großkariertes Hemd, das er an den Ärmeln hochgekrempelt hatte.
Er winkte ab.
"Nennen Sie mich David oder Dave, wie mich meine Freunde nennen!"
"Okay, Dave. Ich bin Katie."
"Ich werde mal zu den Pferden sehen", sagte er dann.
"Das sind sehr schöne Tiere. Zu welcher Rasse gehören die?", fragte sie.
"Quarter Horse", antwortete er. "Ihr Onkel hat sie selbst gezüchtet."
"Und verkauft, nehme ich an", vermutete Katie richtig.
"Ja", erwiderte er nun mit belegter Stimme, "doch was er noch vorhatte, hatte er nicht mehr schaffen können. Russel wird Ihnen alles erzählen. Die beiden verstanden sich gut, müssen Sie wissen." Da Katie spürte, dass er das Thema nicht weiter vertiefen wollte, fragte sie nicht weiter, und David ging zu den Pferden.
Bevor Katie die defekte Treppe betrat, inspizierte sie die Stufen, denn es konnte ja sein, dass die anderen Bretter ebenfalls angesägt wurden. Doch das war nicht der Fall. Dann ging sie ins Haus, indem sie über das Loch hinwegstieg.
Im Wohnzimmer stand das Telefon. Daneben lag ein kleines Büchlein, in dem sie die Telefonnummern fand, die ihrem Onkel anscheinend wichtig waren. Beim Durchblättern entdeckte sie eine Nummer, die ihr wohlbekannt war. Es war die Telefonnummer ihrer Mutter, die sich mit ihrem neuen Mann nach Frankreich begeben hat, als Katie ihren achtzehnten Geburtstag hatte. Sieben Jahre hatte sie ihre Mutter nicht mehr gesehen. Aber sie telefonierten noch regelmäßig miteinander. Katies Vater war vor zehn Jahren nach einem schweren Autounfall gestorben. Das war ein schwerer Verlust für beide gewesen.
Aber warum hatte der Großonkel die Telefonnummer ihrer Mutter? Ihr Vater hatte doch behauptet, dass der Onkel keinen Kontakt mit der Familie pflegte.
Dann fand sie die Nummer des Sheriffbüros. Sie wählte, und das Gespräch wurde auch sofort angenommen.
"Büro des Sheriffs, was ist Ihr Anliegen?", meldete sich eine männliche Stimmen.
"Hallo, hier Katie Driver. Wäre es möglich, dass jemand zur Ranch kommt und sich etwas Merkwürdiges ansieht." Katie berichtete nun, was ihr widerfahren war.
"Ich werde mir das gleich ansehen", sagte der Sheriff und legte auf.
Eine Viertelstunde später hielt ein Landrover vor dem Haus und der Sheriff stieg aus, um sich das anzusehen, wovon Katie ihm berichtet hatte.
Katie hatte den Wagen vorfahren gehört und humpelte auf die Veranda.
"Sie ... Sie sind der Sheriff?", rief sie überrascht, als sie den Mann vor sich sah, der sie vom Flughafen abgeholt hatte. Jetzt trug er die Uniform eines Sheriffs mit dem Stern an der Brust und einen Gurt, in dem ein Revolver steckte. Mike Potter - das war also sein Name, denn er hatte sich ja nur mit seinem Vornamen vorgestellt. Und er machte richtig Eindruck auf sie. Ja, er gefiel ihr.
"Seit fünf Jahren schon", schmunzelte er. Doch dann wurde er ernst. Er begutachtete das angesägte Brett. "Da hat jemand nachgeholfen", murmelte er, was Katie aber hörte.
"Warum sägt hier einer eine Stufe an? Soll das ein schlechter Scherz sein?", fragte sie verärgert.
"Wenn das nur ein schlechter Scherz ist, dann hat er seinen Zweck erfüllt, wie ich sehe. Sie sind verletzt. Ich hoffe nicht schwer." Er sah sie forschend an.
"Das Bein hat ein paar Kratzer abbekommen und meine Rippen sind geprellt", spielte Katie ihre Verletzungen herunter..
"Ich bringe Sie zu unserem Arzt. Der muss sich das ansehen", bestimmte der Sheriff.
"Ach, das heilt auch so", winkte sie ab.
"Darauf lasse ich mich nicht ein. Sie haben mich gerufen. Hier hat sich jemand böswillig an der Treppe zu schaffen gemacht, und sie haben sich verletzt. Ein Arzt muss sich das ansehen. Das alles muss ins Protokoll", erklärte er ihr. "Haben Sie vielleicht in der Nacht etwas Ungewöhnliches gehört? Der Täter kann sich in der letzten Nächten an der Stufe zu schaffen gemacht haben, denn die Sägekante sieht ziemlich frisch aus."
"Nein, nach dem langen Flug war ich ziemlich fertig. Ich habe geschlafen wie ein Stein", antwortete Katie.
"Haben Sie jemandem von Ihrer Erbschaft erzählt?", wollte er wissen.
"Vom Anwalt McGary habe ich erfahren, dass mein Großonkel gestorben ist und mich als Alleinerbin bestimmt hat. Anwalt Brown hatte ihn gebeten, mir diese Nachricht zu überbringen. Meine Mutter habe ich davon geschrieben, und sie wird es ihrem Ehemann erzählt haben. Sonst wissen es wohl alle in dieser Stadt, denke ich."
"Hm, ja, hier kennt jeder jeden. Kennen Sie eventuell jemand, der Sie nicht leiden kann? Hat Ihnen mal jemand gedroht?"
"Nein", antwortete sie, ohne weiter zu überlegen, denn da gab es niemanden.
Sheriff Potter blickte sich noch um, suchte nach Spuren, fand aber nichts. Er wandte sich wieder Katie zu.
"Wenn ich Dienstschluss habe, bringe ich das hier in Ordnung. Ich benötige das Brett auch als Beweismaterial."
"Oh, Mister Collins hat sich bereits angeboten, die Treppe zu reparieren", informierte sie ihn.
"Auch gut. Ist er noch hier?"
"Er wollte zu den Pferden."
"Ich geh mal zu ihm. Und danach bringe ich Sie zu unserem Arzt."
Ohne eine Erwiderung von ihr zu warten, ging er los. Als er zurückkam, stand Katie an seinem Wagen und wartete. Zuerst hatte sie noch überlegt, sich in den Mustang zu setzen und selbst in die Stadt zu fahren. Doch dann dachte sie sich, dass es vielleicht ganz gut war, dass der Sheriff sie in die Stadt brachte. Denn dann müsste er sie auch wieder zurückbringen, was ihr gefallen würde.
Doch wie kam sie dann aber zu ihrem Einkauf?