Читать книгу Die besten 10 Liebesromane November 2021: Romanpaket - Glenn Stirling - Страница 43
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Als Katie wieder auf der Ranch war, ging sie zu der Koppel und beobachtete eine Weile die Pferde. Sie fragte sich, wie es wohl sein würde, auf dem Rücken eines dieser schönen Tiere über das Land ihres Großonkels zu reiten. Sie konnte sich vorstellen, dass ihr das sehr gefallen würde.
Eines der Pferde kam dicht zu Katie heran, so dass sie es wagte, das Tier zu streicheln.
"Was meinst du, würde es dir auch gefallen, wenn ich das hier alles übernehme?", fragte sie mit leiser Stimme.
Und - als würde das Tier Katie verstehen, hob und senkte es seinen Kopf.
"Na ja, irgendwie gefällt es mir hier schon. Aber das Haus ... Da muss so viel gemacht werden. Und dazu braucht man viel Geld, was ich nicht habe. Schließlich habe ich zu allem Unglück auch noch meinen Job verloren, und nichts Neues ist in Sicht. In Springfield habe ich eine Wohnung, aus der ich bald rausgeworfen werde, weil ich die Miete demnächst nicht mehr zahlen kann. Hier hätte ich wenigstens ein Dach über den Kopf. Ein Dach, das undicht ist und wo es garantiert an mehreren Stellen durchregnet. Ich fürchte, dass mir das Ganze über den Kopf wachsen wird. - Ach, ich weiß nicht ..."
Katie sah sich nach Dave um, aber er war nirgends zu sehen. Also ging sie ins Haus und zog ihre Jeans und das T-Shirt aus, um sich ein leichtes Sommerkleid anzuziehen. Ihre Haare flocht sie zu einem Zopf, damit der aufkommende Wind sie ihr nicht laufend ins Gesicht wehte.
Mit dem Brief und einer Flasche Mineralwasser ging sie auf die Veranda und setzte sich in einen der Korbsessel, die Dave für sie hingestellt haben musste.
Unschlüssig blickte sie auf den geschlossenen Umschlag, auf dem "Für Katie" geschrieben stand.
Doch dann gab sie sich einen Ruck und öffnete das Kuvert. Den Bogen nahm sie heraus und faltete ihn auseinander. Ihr Großonkel hatte ihn selbst mit der Hand geschrieben. Sauber und gleichmäßig waren die Schriftzüge, wie Katie auf den ersten Blick feststellte.
Dann begann sie zu lesen und konnte es kaum fassen, was sie nun erfuhr.
Meine liebste Katie,
was ich dir mit diesen Zeilen mitteilen werde, wird dich gewiss erschüttern. Ja, vielleicht wirst du mich sogar verfluchen und hassen. Doch bitte versuche alles zu verstehen, denn ich war der Ansicht, immer dein Bestes im Sinn zu haben.
Ach Katie, ich war so glücklich, als meine Frau, die ich über alles liebte, mir mitteilte, dass wir ein Baby bekommen. Ich glaubte für uns beide, dass unser Glück nun vollkommen ist. Lilly und ich hatten gemeinsam alles für unser Kind vorbereitet. Dann setzten die Wehen ein und ich fuhr Lilly in die Klinik, in der sie nach nur kurzer Zeit ein kleines wunderschönes Mädchen zur Welt brachte. Man ließ mich zu ihr und meiner kleinen Tochter. Ich war so stolz auf meine Lilly, die das kleine Wesen im Arm hielt und es mir mit einem Lächeln präsentierte.
Doch plötzlich erstarb ihr Lächeln, und sie wurde ohnmächtig. Man schickte mich hinaus. Meine kleine Tochter brachten sie weg. Hektisch ging es dabei zu. Lilly wurde in den OP gebracht, aber man konnte sie nicht retten. Die inneren Blutungen waren zu stark und nicht zu stoppen gewesen.
Ich war am Boden zerstört, konnte es nicht glauben, dass meine Lilly tot war. Es war ein sehr harter Schlag für mich.
Aber da war meine Tochter.
Man behielt sie in der Klinik, denn sie war noch etwas schmächtig. Als ich meine Lilly beerdigt hatte, war in mir ein riesiges Loch. Und es wurde noch größer, als ich in das kleine Gesicht meiner Tochter sah und darin Lilly erkannte.
Katie sah auf und murmelte vor sich hin: "So in etwa habe ich das bereits von Mister Brown gehört. Warum schreibt er mir das?"
Sie las weiter.
Maria und Niklas waren auch zu der Beerdigung meiner Frau gekommen und begleiteten mich in die Klinik. Ich stand da mit meinem Kind im Arm, hilflos, voller Trauer.
Maria nahm mir die Kleine ab und wir fuhren zu mir in die Wohnung, die nun so leer war, weil Lilly fehlte. Maria versorgte meine Tochter. Sie ging dabei richtig auf, wie ich trotz meiner Trauer feststellen konnte.
Katie stutzte und sprach nun laut vor sich hin.
"Maria und Niklas? Meine Eltern? Ähm, wo war ich denn da? Da stimmt doch was nicht. Wie kann meine Mutter in der Lage sein, eine Woche nach meiner Geburt zu einer Beerdigung zu gehen? Komisch, dass mir meine Eltern davon nie etwas erzählt haben. Und verheiratet war der Onkel auch, nicht wie Vater behauptet hat, er sei ledig gewesen. Was sind das für merkwürdige Geschichten? Na, vielleicht klärt sich das noch auf, wenn ich weiterlese."
Da reifte bei mir der Entschluss, Maria zu fragen, ob sie bereit wäre, meine kleine Tochter für die erste Zeit zu nehmen und sich um sie zu kümmern, denn ich glaubte dazu nicht in der Lage zu sein. Schon gar nicht so kurz nach der Beerdigung.
Maria war sofort damit einverstanden. Auch Niklas hatte nichts dagegen.
So kam es, dass die beiden meine Kleine mitnahmen und sie bald als ihre eigene Tochter ansahen.
Ich fuhr ab und an zu ihnen, um nach meiner Tochter zu sehen. Bei einem dieser Besuche erfuhr ich von Maria, dass sie keine Kinder bekommen würden. Nein, es lag nicht an ihr, sondern an Niklas.
Ich glaube, du ahnst jetzt schon, was ich dir mitteilen möchte.
Katie ließ den Brief sinken.
"Das glaube ich jetzt nicht. Das ist nicht war ...", hauchte sie. "Behauptet er jetzt etwa, dass ICH seine Tochter bin. Das ist doch ein schlechter Scherz", reagierte sie nun aufgebracht.
Katie zwang sich, den Brief weiterzulesen, obwohl sie ihn am liebsten zerknüllt und weggeworfen hätte.
Ja, Katie, deine leibliche Mutter war Lilly. Und ich bin dein leiblicher Vater. Geh zu meinem Freund Russel Brown, der dir deine Geburtsurkunde vorlegen wird!
Der Familienname musste nie geändert werden, denn dein Adoptivvater trug den gleichen Namen, da wir miteinander verwandt sind.
Nach einem Jahr, also an deinem ersten Geburtstag, bat mich Maria darum, dass du für immer bei ihnen bleiben solltest. Da ich gerade im Begriff war, diese Ranch zu übernehmen, und hier eine Unmenge an Arbeit auf mich wartete, stimmte ich der Bitte nach langem Überlegen zu.
Später warf ich mir vor, dass ich das und noch eine weitere Dummheit gemacht hatte. Aber wie konnte ich ahnen, dass Niklas sein eigenes Ziel mit dir verfolgte.
Ein halbes Jahr darauf trat er mit der Bitte an mich heran, dass ich doch einer Adoption zustimmen möchte. Er gab sich sehr viel Mühe, mich zu überzeugen. Maria hielt sich jedoch zurück, aber ich konnte sehen, dass sie sich vor dem Tag fürchtete, an dem ich dich zu mir holen wollte.
Nun, ich hatte mich ja lange genug überzeugen können, dass es dir bei ihnen an nichts fehlte. Und da ich noch mit dem Aufbau und Erweiterung der Ranch, die über 900 Meilen von Springfield entfernt liegt, wie du mittlerweile weißt, stark beschäftigt war, stimmte ich nach langem Zögern zu. Ich stellte jedoch die Bedingung, an deinem Leben teilhaben zu dürfen.
Leider wurde dies mir von Niklas verwehrt, als du drei Jahre alt wurdest. Er meinte, dass du es nicht verstehen würdest, dass, wenn ich ein- oder zweimal im Jahr auftauche, um nach dir zu sehen, du zwei Väter hast. Es kam danach zu einer heftigen Auseinandersetzung, die dazu führte, dass ich mich entschloss, um dich zu kämpfen, sprich: die Adoption sollte rückgängig gemacht werden. Doch ich hatte keinen Erfolg. Schweren Herzens musste ich mich wohl oder übel mit dieser Situation abfinden.
Bis Maria sich mit mir traf. Heimlich wohlgemerkt, denn Niklas sollte es nicht erfahren. Sie übergab mir ein Album, in dem sie bereits ein paar Fotos von dir geklebt hatte. Die ersten Seiten hatte sie nicht benutzt, denn sie meinte, dass ich dort Fotos von Lilly einkleben soll. Marie tat diese ganze verfahrene Angelegenheit sehr leid. Doch sie wollte sich nicht mit Niklas streiten, der den Kontakt zu mir ganz abgebrochen hatte. Sie versprach, mir immer Fotos von dir zu schicken, die ich dann ins Album bringen konnte. Auch Videos sandte sie mir von dir, so dass ich mitverfolgen konnte, wie du zu einer wunderschönen jungen Frau herangewachsen bist.
Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich.
Ach, dass ich es nicht vergesse: Die Kopie der Adoptionsurkunde habe ich auch Russel Brown übergeben.
Meine liebe Tochter!
All die Jahre waren meine Gedanken immer wieder bei dir. Ich habe meine ganze Kraft in diese Ranch mit der Pferdezucht gesteckt. Mein Lebenswerk sozusagen.
Der Krebs hat es leider nicht mehr zugelassen, dass ich das Ranchhaus renoviere, das ich zugegeben leider in den Jahren vernachlässigt habe. Doch ich bin mir sicher, dass dieser Umstand schnell behoben werden kann. Die Leute in Medicine Bow werden dir in dieser Angelegenheit sehr entgegenkommen, wenn du dich entschließen solltest, zu bleiben.
Sei mir, deinem Vater, nicht böse. Ich habe viele Fehler gemacht, der größte war, dich wegzugeben. Diese Last habe ich die ganzen Jahre mit mir herumtragen müssen.
Niklas habe ich vor Jahren schon verziehen. Maria und ich waren nach seinem Tod übereingekommen, wenn die Zeit gekommen ist, dir alles zu erklären. Nun ist sie bereits überschritten, denn meine Lebensuhr wird abgelaufen sein, wenn du diesen Brief in den Händen hältst.
Liebe Katie, ich wünsche mir sehr, dass du mein Erbe antrittst.
Ich weiß, dass du ein sehr kluges Mädchen bist. Du kannst es schaffen, die Ranch mit der Pferdezucht noch zu vergrößern. Dir steht dafür sehr viel Land zur Verfügung.
David Collins wird dir dabei eine unschätzbare Hilfe sein, denn er versteht sehr viel von der Pferdezucht und darüber hinaus noch mehr.
Liebe Katie, zu gern hätte ich dich, bevor ich diese Welt verlasse, noch einmal in die Arme genommen. Doch wenn du diesen Brief gelesen hast, fühle dich von mir umarmt, meine liebe Tochter.
Dein dich über alles liebender Vater
Katie ließ den Brief auf ihren Schoß sinken. Sie hatte Tränen in den Augen, die ihr die Sicht verschleierten. Ein leichter Windhauch traf auf ihre nackte Haut, der sie wie eine Umarmung umschmeichelte.
"Oh Gott", schluchzte sie, als sie das spürte, "das ist doch alles nicht wahr."