Читать книгу Die besten 10 Liebesromane November 2021: Romanpaket - Glenn Stirling - Страница 26
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Der Unmut der wartenden Passagiere war mit den Händen zu greifen. Zum einen befürchteten einige Leute viel zu spät in Rømø anzukommen, die anderen waren enttäuscht, dass ihre Erwartungen in Bezug auf eine Berühmtheit nicht erfüllt wurden.
„Was soll denn das? – Warum geht es nicht endlich los? – Was will denn die Polizei hier? – Wahrscheinlich überprüfen, ob der Kapitän einen Führerschein hat.“ Dieser bemühte Scherz des zumindest ein bisschen Lachen aus.
„Wir werden Sie hoffentlich nicht lange aufhalten, Herrschaften“, rief einer der Polizisten beschwichtigend, während die Gangway noch einmal angelegt wurde.
Mittlerweile waren fünf Polizisten und die beiden Zollbeamten hier, dazu natürlich der Privatdetektiv Johannsen. Die beiden zwei Beamten blieben unten stehen, um eine Flucht zu verhindern.
Mit allen Anzeichen von Verärgerung kam der Kapitän auf die Polizei zu, doch bevor er seiner Wut Luft machen konnte, drängte sich Philipp Johannsen durch und holte ein Blatt Papier hervor, das er sich rasch noch per Fax besorgt hatte: eine Kopie des Haftbefehls. Gleichzeitig konnten die Polizisten eine Amtshilfeersuchen vorweisen, und diesen Tatsachen musste sich der Kapitän beugen, beteuerte aber, die vielen Passagiere nicht alle einzeln kontrollieren zu können.
„Das erwartet natürlich auch niemand. Wir müssen jetzt aber die Verdächtige finden, je schneller umso besser, auch für Sie. Im Übrigen sind es heute Abend gar nicht soviel Passagiere, wie ich dachte.“
Ein paar Leute blickten neugierig von der Seite auf das Foto, das die Polizeibeamten in Händen hielten.
„Die habe ich vorhin noch gesehen“, behauptete einer der Männer.
„Wo?“ Johannsen war förmlich elektrisiert und schaute sich suchend um.
„Da oben an der Reling, sie ist dann aber schnell verschwunden – irgendwo nach da drinnen.“
Der Privatdetektiv schickte einen flehentlichen Blick zum Himmel. Es war fast unmöglich, jetzt das ganze Schiff abzusuchen. Verzweifelt versuchte er sich in die Denkweise der Betrügerin hineinzuversetzen. Jeden Raum abzusuchen war illusorisch und würde auch zu lange dauern, das wusste die Brinkhorst aber nicht, also würde sie versuchen sich unter dem Personal zu verstecken und darauf hoffen, nicht aufzufallen.“
„Kapitän, können die Passagiere in einem großen Raum gebracht werden? Und das gesamte Personal in einen anderen?“
Bevor der Kapitän losschimpfen konnte, mischte sich einer der Polizisten ein. „Herr Johannsen hat recht. Die Passagiere – das sind ja wirklich nicht viele Leute, lassen sich recht schnell überprüfen – und die Mitarbeiter ebenso.“
Widerwillig traf der Kapitän seine Anordnungen.
Draußen entstand Unruhe, das Klatschen von Hubschrauberrotoren klang auf und kam näher, verstärkte sich – die Maschine setzte zur Landung an. Johannsen fluchte lautlos in sich hinein und beschimpfte sich selbst, dass er seine Auftraggeber informiert hatte. Niemand anders als Nicholas Münstermann konnte es sein, der da mit einer Privatmaschine aufkreuzte, um seinen persönlichen Rachegefühlen nachzugehen.
Gleich darauf entspann sich eine Auseinandersetzung an der Gangway. Johannsen beeilte sich, dorthin zu kommen, bevor der jähzornige Mann einen Skandal provozierte. Er hatte recht gehabt mit seiner Vermutung, der ungeduldige Neuankömmling war Nicholas Münstermann, und er machte ganz den Eindruck, als wollte er das Schiff auseinandernehmen, ohne Rücksicht darauf, dass die beiden Zollbeamten und auch die mittlerweile aufmerksam gewordene Polizei ihn daran hindern wollten.
„Herr Münstermann“, rief Johannsen laut, um sich Gehör zu verschaffen. „Bleiben Sie bitte an Land. Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn Sie jetzt an Bord kommen.“
Münstermann war schlank, mehr als eins-neunzig groß, besaß dunkle Haare und graue Schläfen. Die Nase war gerade und stand wie ein Adlerschnabel in dem ansonsten ebenmäßigen Gesicht. Die Kleidung war betont lässig, sie musste ein kleines Vermögen gekostet haben. Unwillig und wenig kompromissbereit blickte er auf den Privatdetektiv.
„Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun habe. Sie ist hier an Bord, richtig? Sonst wäre nicht dieses ganze Aufgebot hier. Ich will sie sehen und sprechen, bevor sie abgeführt wird.“
„Das ist völlig unmöglich – außerdem haben wir sie noch nicht ...“
Münstermann lachte höhnisch auf. „Sie führt Sie selbst jetzt noch an der Nase herum. – Lassen Sie mich los“, fuhr er den Zollbeamten an, der ihn am Arm gefasst hatte. Die beiden hatten keine Lust, sich noch weiter mit dem Mann herumzuärgern, sollten doch die Kollegen damit fertig werden.
Münstermann stürmte die Gangway hinauf, und plötzlich löste sich aus der Menge der Neugierigen am Kai ein weiterer Mann und folgte ihm. Die Zöllner hielten ihn für einen Begleiter und hielten ihn nicht zurück.
„Claudia“, brüllte Münstermann, kaum dass er das Schiff betreten hatte. „Claudia, ich will mit dir sprechen. Und du weißt, dass ich dich finden werde. Du solltest also deinen letzten Rest von Verstand zusammenkratzen und herkommen, bevor ich dich höchstpersönlich suchen muss. Du schiebst das Unvermeidlich nur sinnlos vor dir her.“
„Sagen Sie mal, was reden Sie da eigentlich?“ Der zweite Mann hatte nun auch das Deck erreicht und wirkte ebenfalls aufgebracht. „Ihr Name ist Jule Brinkhorst, und ich erlaube Ihnen nicht, so mit ihr zu reden!“
„Und wer, zum Teufel, sind Sie?“
„Mein Name ist Sören Wiebold, und ich bin der behandelnde Arzt.“
Münstermann bekam einen Anfall vor Lachen. „Arzt? Mann, sind Sie noch naiv. Die braucht keinen Arzt! Sie sind nur das nächste Opfer.“