Читать книгу Die besten 10 Liebesromane November 2021: Romanpaket - Glenn Stirling - Страница 39
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In der Nacht hatte Katie schlecht geschlafen, denn der Schmerz ihrer geprellten Rippen hatte sie immer wieder geweckt, trotz des schmerzstillenden Medikaments, das ihr Dr. Stewart mitgegeben und sie vor dem Schlafengehen genommen hatte. Daher ist sie auch früher als vorgehabt aufgestanden.
Es war noch kühl, als sie auf die Veranda trat. Ein leichter Nebelfilm schwebte wie eine dünne Daunendecke über dem Land. Doch mit der aufgehenden Sonne würde er schnell verschwunden sein. Katie atmete tief ein. Die saubere Luft tat ihr gut. Und die Ruhe war wie Balsam auf ihre Seele.
Während Katie den frühen Morgen mit seiner Frische genoss, überlegte sie, was sie an diesem Tag tun wollte. Ein bisschen herumstöbern, ja, das würde sie. Vielleicht entdeckte sie im Haus noch etwas Interessantes.
Doch zuerst bereitete sie sich ein Frühstück zu, das sie auf der Veranda zu sich nahm. Später durchstöberte sie die Schränke im Wohnzimmer und in dem kleinen Salon. Ordner mit verschiedenen Beschriftungen füllten mehrere Fächer. Katie zog einen heraus. Akkurat war hier alles geordnet; Einnahmen, Ausgaben. Als sie beim Blättern sah, was ihr Onkel für den Verkauf eines seiner Pferde erzielte, stand ihr vor Überraschung der Mund offen.
"Nicht übel!", murmelte sie.
Aber sie sah auch die Ausgaben, die ihr Onkel hatte – und die waren nicht gerade gering.
Da Katie sich in dem Metier Finanzen auskannte, überblickte sie schnell, dass er auch einen guten Gewinn machte. Davon ging jedoch ein nicht gerader geringer Teil für die Anschaffung der beiden Wagen und für die Renovierung des Badezimmers drauf.
Katie stellte den Ordner wieder zurück. Dabei entdeckte sie ein Fotoalbum, das ganz links neben den Ordnern einreiht war. Das wollte sie sich ansehen. Sie zog es heraus und setzte sich damit in einen der alten Sessel. Schon die erste Seite, die sie aufschlug, ließ sie stutzig werden. Dort fand sie das Foto einer Frau, die ein Baby im Arm hielt. Das Bild war unmittelbar nach der Geburt aufgenommen worden. Die Frau sah glücklich aus.
Doch – wer war sie?
Von ihrem Vater wusste Katie, dass ihr Großonkel nie verheiratet gewesen war. Oder war er es doch gewesen und keiner hatte es gewusst? Aber vielleicht war es auch nur eine Verwandte von ihm. Eine Schwester, von der niemand gesprochen hatte.
Katie blätterte eine Seite um.
Ein kleineres Foto von einem Grab!
,Deine Liebe trage ich in meinem Herzen‘, stand auf dem Grabstein. Das konnte Katie deutlich lesen. Und noch mehr: "Lilly Driver" sowie ihr Geburts- und Sterbedatum.
Lilly Driver?
"Hm, entweder war sie seine Schwester oder, was wohl niemand wusste, Onkel Archer war doch verheiratet", überlegte sie laut. "Der Anwalt wird es garantiert wissen."
Und was Katie sofort ins Auge fiel, war das Sterbedatum. Lilly Driver war genau an dem Tag gestorben, als sie, Katie, geboren wurde. Was für ein merkwürdiger Zufall!
Merkwürdig sollte es weitergehen, als Katie die nächste Seite aufschlug. Mehrere Fotos von dem Baby waren dort eingeklebt worden.
Im ersten Moment glaubte Katie, das wäre ja sie. Doch dann verwarf sie den Gedanken wieder, denn wie oft sahen sich diese kleinen Wesen mit denen von Verwandten ähnlich.
Nun folgten weitere Fotos, auf denen man sah, nach Jahren geordnet, wie das Mädchen heranwuchs. Katie blätterte immer schneller die Seiten durch, denn sie konnte einfach nicht verstehen, was das zu bedeuten hatte.
Denn – das Mädchen war sie. Auf allen Fotos.
Katie konnte sich an viele Begebenheiten erinnern, als diese Fotos von ihr geschossen wurden. Und diese Fotos hatten ihre Eltern aufgenommen. Doch wie kam der Onkel zu ihnen? Jemand muss ihm die doch zugesandt haben. Und die Frage war: Warum?
Katie schwirrte der Kopf. Keine Antworten auf ihre Fragen. Und umso mehr sie sich darüber den Kopf zerbrach, umso verwirrender wurde es für sie.
"Ich muss meine Mutter anrufen. Vielleicht weiß sie, was das bedeutet", sagte sie laut vor sich hin. Schon wählte sie die Nummer. Normalerweise könnte ihre Mutter das Gespräch annehmen, denn dort, wo sie sich aufhielt, war es noch keine 19 Uhr. Doch ihre Mutter nahm das Gespräch nicht an.
"Dann nicht", ärgerte sich Katie. "Ich glaub, ich brauch frische Luft", stöhnte sie auf und erhob sich von Sessel. Da fiel ihr ein, dass sie ja noch ins Büro des Sheriffs kommen sollte. "Mist! Das Protokoll", murrte sie. "Ich habe gar keine Lust, heute in die Stadt zu fahren. Morgen ist auch noch ein Tag."
Ihr Entschluss stand fest. Erst am nächsten Tag würde sie in die Stadt fahren und gleich drei Termine wahrnehmen.
Katie griff zum Telefon und rief zuerst Anwalt Russel Brown an, um zu fragen, ob er am nächsten Tag Zeit für sie hätte. Das hatte er. Am Vormittag sollte sie zu ihm kommen. Danach wählte sie die Nummer des Sheriffsbüros. Der Deputy nahm das Gespräch an, reichte aber den Hörer sofort weiter.
"Hallo, Mike. Ist es schlimm, wenn ich erst morgen in Ihr Büro komme, um das Protokoll zu unterschreiben?", fragte sie.
"Nein, keineswegs. Kann ich den Grund erfahren?"
"Ich brauche heute noch etwas Ruhe, daher möchte ich mich nicht ins Auto setzen. Außerdem habe ich morgen zwei Termine in der Stadt. So kann ich alles gut miteinander verbinden."
"Ich verstehe. Wie geht es Ihrer Verletzung? Noch starke Schmerzen?", fragte der Sheriff, denn es interessierte ihn wirklich.
"Geht so. Die Kratzer am Bein machen mir kaum Probleme. Aber die geprellten Rippen ...", antwortete sie. "Das wird sich wohl noch ‘ne Weile hinziehen."
"Erholen Sie sich gut! Nicht überanstrengen."
"Werde ich nicht", versprach sie lachend.
"Gut, dann sehe ich Sie morgen."
Beide beendeten das Gespräch gleichzeitig.
Als Katie auf die Veranda trat, sah sie, dass Dave bei den Pferden war. Sie entschloss sich, zu ihm zu gehen und sich bei ihm für die Reparatur der Treppe zu bedanken.
"Hallo, Miss Driver! Wie geht es Ihnen heute?", erkundigte sich Dave.
Er bekam die gleiche Antwort wie der Sheriff und nickte nur dazu.
Katie ließ sich von ihm etwas über die Rasse der Pferde erzählen. Dave gab ihr bereitwillig Auskunft. Ja, er schwärmte regelrecht von diesen Tieren. Er zeigte auf den Hengst und erklärte ihr seine Abstammung. Daher waren auch die Nachkommen so begehrt und nicht gerade billig. Auch zeigte er auf zwei Stuten, die trächtig waren.
"Können Sie eigentlich reiten?", fragte er Katie.
"Ich? Nein", antwortete sie.
"Würden Sie es denn gern?" Natürlich stellte Dave diese Frage nicht ohne Hintergedanken. Das war Katie sofort klar und antwortete entsprechend.
"Sie meinen, wenn ich mich entschließen sollte, das hier alles zu übernehmen, dann sollte ich das können."
"Erwischt!", gab er zu und musterte sie von der Seite, während sie die Pferde beobachtete.
"Dave, ich muss zugeben, das hat hier alles seinen Reiz. Obwohl ich die Natur liebe, bin ich doch eher ein Stadtmensch. Ich bin davon überzeugt, dass ich hier nicht sesshaft werden kann. Denn sehen Sie sich doch das Ranchhaus an. Das muss dringend in Schuss gebracht werden. Zu viele Reparaturen stehen an. Doch das kann ich mir einfach nicht leisten. Vor kurzem habe ich meinen Job verloren, und es ist äußerst schwierig, in der Branche, in der ich tätig war, eine neue Stelle zu finden. Mein Erspartes wird nicht lange reichen. Nicht nur die Miete für meine Wohnung muss bezahlt werden", versuchte sie ihm ihre Situation verständlich zu machen.
"Verstehe, Sie wollen wieder zurück. Dann werden Sie verkaufen, nehme ich an." Seine Enttäuschung war deutlich herauszuhören.
Katie seufzte: "Was bleibt mir anderes übrig?"
"Die Alternative: Sie nehmen das Erbe an und durch den Verkauf der Pferde, die Sie hier weiter züchten, sanieren Sie das Haus", schlug er ihr vor.
"Ich und Pferdezucht", lachte sie auf. "Gerade ich, die keinen blassen Schimmer davon hat."
"Aber ich weiß, wie das läuft", erklärte er ihr. "Übrigens, der Stall ist keineswegs reparaturbedürftig. Ihr Onkel war da immer sehr hinterher. Für die Pferde nur das Beste. ... Denken Sie doch über alles in Ruhe nach, bitte! Und reden sie mit Russel, unserem Anwalt, Miss Driver!"
"Das werde ich, denn er kann mir gewiss einige Dinge erklären. Morgen treffe ich mich mit ihm", verriet sie ihm.
"Aber sie werden sich doch hoffentlich morgen noch nicht endgültig entscheiden?"
Katie musterte Dave mit einem prüfenden Blick und glaubte zu erkennen, dass er sich vor ihrer Entscheidung fürchtete. Er wünschte sich, dass sie blieb und die Ranch übernahm.
Aber warum sie? Der nächste Besitzer könnte doch beim Kauf der Ranch die Pferdezucht mit übernehmen und Dave hier weiter beschäftigen.
Ach, sie wollte darüber jetzt nicht weiter nachdenken.
"Ich werd mal wieder. Es gibt im Haus noch einiges zu räumen, zum Beispiel die Kleidung von Onkel Archer."
"Stellen Sie die Säcke auf die Veranda! Ich werde sie dann wegbringen", entgegnete Dave. "Ach, und wenn Sie wieder fit sind und mal reiten möchten, dann sagen Sie es einfach. Ich trainiere sie gern. Aber auch unser Sheriff ist ein guter Reitlehrer."
"Ich werde es mir merken. Danke für das Angebot", sagte Katie, dachte aber: Das wird wohl nichts, denn so lange werde ich mich hier bestimmt nicht mehr aufhalten.